Die Meister der Lüfte verlassen Berlin
Mauersegler werden flügge
Pfeilschnell sausen sie durch die Häuserschluchten unserer Stadt, ziehen Schleifen und Schrauben und vermitteln den Eindruck, als gäbe es nichts Schöneres, als über den Dächern der Hauptstadt zu gleiten. Begleitet von ihren schrillen „srieh srieh“-Rufen geben sie uns Anfang Mai nach ihrer Ankunft die Gewissheit: der Sommer kommt!
Ein Leben in der Luft
Nur um zu brüten und den Nachwuchs zu versorgen begeben sich Mauersegler auf festes Terrain. Sie sind anatomisch auf „Fliegen“ eingestellt, fast die gesamte Zeit ihres Lebens verbringen sie in der Luft. Segler sammeln sich abends und können weit oben in Luftströmen die Nacht verbringen. Fest schlafen ist nicht möglich, daher wird vermutet, dass nur eine Hirnhälfte schläft und die andere den Flug steuert. Leider kann man den Vögeln keine Messgeräte anlegen die ermitteln könnten, was genau passiert.
Die Nahrungssuche erfolgt ausschließlich fliegend, in flachem Flug über Gewässeroberflächen nehmen die Vögel mit dem geöffneten Schnabel Wasser auf. Die Paarung erfolgt in der Nisthöhle, aber gelegentlich sogar ebenfalls im Flug. Ihre Jungen füttern sie mit Fluginsekten, die sie im Kehlsack sammeln und zu einem etwa haselnussgroßen Ballen formen.
Schlechtwetterstrategie
Wird das Futter bei Schlechtwetterperioden knapp, können die Vögel alle Körperfunktionen auf ein Minimum herabsenken – sie verfallen in einen sogenannten „Torpor“. Dabei sind sie vollkommen inaktiv und starr. Sie können so mehrere Tage verharren, bis sich die Nahrungssituation wieder verbessert. Keine andere Vogelart kann das!
Gefahr bei Hitzeperioden für Jungvögel
Zu hohe Temperaturen im Sommer können dem Mauerseglernachwuchs zum Verhängnis werden. Bei dem Versuch, sich am Nisthöhleneingang abzukühlen, kann es passieren, dass die noch nicht flugfähigen Jungtiere aus dem Nest fallen und zu Boden stürzen. Da sie außerhalb des Nestes von den Elterntieren nicht versorgt werden, sind ihre Überlebenschancen ohne menschliche Hilfe gleich Null. Die NABU-Wildvogelstation nimmt daher gefundene Mauersegler-Junge auf. Doch die Hand-Aufzucht ist extrem aufwendig.
Die Tierpfleger*innen der Station sind geübt im Umgang mit jungen Mauerseglern und bereiten sie auf ihre Auswilderung oder die Umsiedlung in Adoptivnester vor. Bei diesem Verfahren ist die Erfolgsquote hoch und die meisten Jungen schaffen den „Abflug“. In dieser Saison nahm die Station bisher rund 40 Segler auf, 9 davon konnten erfolgreich umgesiedelt werden.
Erhalt der Mauerseglerkolonien
Wenn wir diese fantastischen Flugkünstler noch lange in Berlin erleben wollen, sind ihre Quartiere unbedingt zu erhalten oder neue zu schaffen. Ihre Brutstätten befinden sich ausschließlich an Gebäuden (Baumhöhlenbruten sind extrem selten).
In Berlin sind die Mauerseglerbestände erfreulicherweise (noch!) stabil, doch könnten Nistplätze durch Gebäudesanierungen verloren gehen. Hauseigentümer*innen sind daher aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen verpflichtet, bei Sanierungen vorhandene Mauersegler-Niststätten zu erhalten oder zu ersetzen. Diese Ersatzniststätten sind problemlos anbringbar. Alle Bürger sollten daher darauf achten, ob an ihren Gebäuden Mauersegler nisten und diese Quartiere gefährdet sind. Natürlich können auch „freiwillig“ Nistkästen angebracht werden.
Bis zum nächsten Jahr
Mauersegler sind Langstreckenzieher. Ab etwa Anfang August beginnt ihre extrem weite Reise nach Afrika, bis südlich der Sahara. Da die Vögel ja ständig in der Luft sind ist ihre Lebens- Flugleistung kaum zu ermitteln. Allein die Zugwege betragen bis zu 20.000 km hin und zurück. Der bisher älteste (markierte) Mauersegler war 21 Jahre alt!
Ende Februar sammeln sich die Flugspezialisten wieder und kommen zurück – meistens exakt wieder in ihre Brutlolonien nach Europa. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen im nächsten Frühjahr in Berlin.
Gebäudebrüterschutz in Berlin
Die Bezirksgruppe Steglitz-Zehlendorf setzt sich seit Jahren aktiv erfolgreich für den Gebäudebrüterschutz ein und hat die Erfassung und den Schutz zu einem Schwerpunkt ihrer Aktivitäten gemacht. Wer sich ebenfalls für den Erhalt bedrohter Gebäudebrüterarten einsetzen möchte, kann der Gruppe Vorkommen dieser Arten melden oder die Gruppe tatkräftig unterstützen.