Fußgänger bald wieder flugfähig
Turmfalke mit Gefiederschäden in Wildvogelstation aufgenommen
Anfang Januar ging in unserer Wildtierberatungsstelle ein Anruf einer besorgten Tierfreundin aus Lichtenberg ein, die einen flugunfähigen Turmfalken aufgelesen hatte. Nachdem er fast zwei Tage lang nur „zu Fuß“ im Hinterhof umhergeirrt war, hatte die Berlinerin den Vogel bei sich aufgenommen und gleichzeitig unsere Wildtierberatung kontaktiert. Das entkräftete Jungvogelweibchen wurde dann von beherzten NABU-Berlin-Praktikant*innen vom Fundort abgeholt und in die Tierklinik nach Düppel gebracht.
Teufelskreis - unterernährt und flugunfähig
Flugunfähigkeit bedeutet für den Turmfalken zugleich eine erschwerte Futteraufnahme. Gleichzeitig benötigt jeder Vogel zur Bildung neuer, gesunder Federn eine optimale Futter- bzw. Nährstoffversorgung. Die Wechselwirkung von Nahrungsknappheit und Gefiederschäden gilt vor allem in der Mauser, wenn so viele Federn erneuert werden, dass auch der Nährstoffbedarf höher liegt - ein Teufelskreis. Auch ein kurzzeitiger Nahrungsengpass über wenige Tage, wie in diesem Fall, kann die Ursache für ein beschädigtes Federkleid bedeuten. Besonders häufig sind diese Defekte am Schwanzgefieder zu erkennen. Einzelne Federn kann ein Tier gut kompensieren, bei größeren "Hungerstreifen", wie die Gefieder-Defekte auch genannt werden, kann eine komplette Mauser notwendig sein. Bei „unserem“ Turmfalken ist das glücklicherweise nicht der Fall.
Turmfalken in Berlin
Berlin ist die „Hauptstadt der Turmfalken“. 180 – 250 Brutpaare leben auf Kirchtürmen, Rathäusern und in den vom NABU Berlin installierten Turmfalken-Nistkästen. Der Greifvogel hat in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Anpassungsmechanismen entwickelt, um in der Großstadt zu überleben. Doch lauern in der Stadt natürlich auch viele Gefahren. Glasfassaden, Autos und Strommasten sind die wohl größten Feinde der etwa 200 Gramm schweren Falken. Was genau unserem Fundtier zugestoßen ist, ist nur zu vermuten. Ein Glück für ihn, dass es keine Katzen oder Hunde auf ihn abgesehen hatten.
Artgenossen unter sich
Glücklicherweise wurden beim beringten Falken in der Tierklinik keine größeren Verletzungen festgestellt und so konnte der Greifvogel in der Wildvogelstation aufgenommen werden. Dort wird der Vogel nun an der Seite eines Artgenossen versorgt und nach vollständiger Genesung wieder in die Freiheit entlassen.