Einreise geglückt
Erstes Storchenpaar in Linum eingetroffen
Berlin/ Linum, 25.03.2019. Jedes Frühjahr freuen wir uns auf die Ankunft der Weißstörche. Gleichzeitig bangen wir immer mehr um unseren Wappenvogel. Wir wünschen uns einen gedeckten Tisch für die klappernden Frühlingsboten, doch in einer Landschaft mit intensivem Ackerbau finden Sie immer weniger Nahrung.
(Nicht) treu ergeben
Meist besetzen zuerst die Männchen den Horst und verteidigen ihn vehement gegen Rivalen, wohingegen Weibchen heftig umworben werden. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um die Partnerin aus dem Vorjahr handelt oder um ein anderes Weibchen. Denn wenn die Jungen im Spätsommer des Vorjahres selbstständig geworden sind, ist die „Saisonehe“ der Storcheltern vorbei und jeder geht seiner Wege. Eine lebenslange Partnertreue gibt es bei ihnen nicht. Wohl aber gibt es eine Treue zum Horst und so treffen sich die beiden ehemaligen Partner häufig doch am Nest wieder, obwohl sie den Winter getrennt verbracht haben.
Zurück nach langer Reise
Wenn es bei uns wieder zu Klappern beginnt, haben die Weißstörche meist einen sehr weiten Weg hinter sich, denn das Überwinterungsgebiet liegt in der Regel in Ost- und Südafrika und somit bis zu 10.000 Kilometer und 6 bis 8 Wochen Flugzeit vom Brutgebiet entfernt. Eigentlich sind die Linumer Störche Ostzieher, wie fast 75 Prozent der deutschen Weißstörche. Die östliche Route führt sie über den Bosporus in die Türkei, durch Israel, Palästina und Jordanien bis zur sudanesischen Grenze. Ziel der Reise ist dann der Sudan, Tschad, Tansania oder sogar Südafrika. Zunehmend wählen die Tiere aus dem Osten Deutschlands jedoch eine westliche Zugroute und überwintern in Spanien oder Nordwest-Afrika. Auch das Linumer Storchenmännchen wurde auf einer Müllhalde in der Nähe von Madrid gesichtet.
Storchenheimat Linum – Störche-Kieken ab Mitte April
Seit vielen Jahren ist das Dorf Linum, 50 Kilometer nordwestlich von Berlin, von März bis August Heimat für rund 10 Storchenpaare und ihren Nachwuchs. Verteilt auf Kirchturm, Schornsteine, Masten und sogar auf der alten Dorflinde ziehen sie hier ihre Jungen groß. Bis Ende April wird sich zeigen, wie viele Nester tatsächlich besetzt werden. In der vom Alten Rhin durchflossenen Niedermoorlandschaft des Rhinluchs finden die Tiere derzeit noch gute Lebensbedingungen.
Das NABU-Naturschutzzentrum „Storchenschmiede Linum“ lädt ab dem 13. April wieder zu Führungen durch das Storchendorf bis ins Linumer Teichland ein. In einer neuen Ausstellung können Interessierte alles über die stolzen Schreitvögel lernen und via Live-Cam sogar direkt in ihre Kinderstube blicken.
Wir wünschen uns auch für die kommenden Jahre viele klappernde Rückkehrer und zahlreiche Besucher*innen in der Storchenschmiede. Doch damit unser NABU-Wappentier in unseren Breiten auch weiterhin gute Bedingungen vorfindet, müssen seine Lebensräume besser geschützt werden. Da sich Störche vorwiegend von Wirbellosen, Kleinsäugern und – wenn noch zu finden – Amphibien ernähren, brauchen sie eine giftfreie Umgebung. Deshalb fordern wir den kompromisslosen Schutz von Feuchtgebieten und eine deutlich extensivere und mindestens in großen Teilen pestizidfreie Landwirtschaft.