Urbane Oase für Mensch und Tier
Tipps für einen insektenfreundlichen Balkon
Um unserer bestäubenden Insektenwelt einen Zufluchtsort zu bieten und sie profitieren zu lassen bedarf es nicht unbedingt eines eigenen Gartens, auch der heimische Balkon oder ein kleiner Fenstersims bieten schon diverse Gestaltungsmöglichkeiten, um etwas sehr Nützliches für die Natur zu tun. Neben der Honigbiene freuen sich Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer und Zweiflügler wie Schwebfliegen über das zusätzliche Angebot. Insbesondere sind die, im Gegensatz zur Honigbiene, in ihrer Nahrungssuche und Lebensweise oft hochgradig spezialisierten Wildbienenarten aufgrund des immer geringer werdenden passenden Lebensraumes ohne Hecken und Wildblumenwiesen stark gefährdet.
Wir geben Ihnen Anregungen, wie Sie auch auf Ihrem Balkon einen Lebensraum und ausreichend Nahrung schaffen, um gerade diese für unsere Umwelt so wichtigen Wildbienenarten zu schützen.
1. Vielfältiges Angebot an unterschiedlichen Pflanzen
Viele Wildbienen sind sehr spezialisiert in der Nahrungssuche und etwa 30% der Wildbienenarten ernähren sich sogar oligolektisch, also von nur einer einzigen Pflanzenart oder -gattung.
Da der Flugradius von Wildbienen meistens nur einige 100 Meter beträgt, ist es hierbei auch sinnvoll im Voraus zu klären bzw. zu beobachten, welche Wildbienenarten es überhaupt in Ihrer Region gibt und es so in den heimischen Balkon zur Pollen- und Nektarsuche schaffen könnten, um sinnvolles anzupflanzen.
Mit einer guten Mischung aus blühenden Kräutern, Rankenpflanzen, Obst-, Gemüse- und heimischen Blütenpflanzen können Sie eigentlich nicht viel falsch machen. Eine ausführliche Liste mit insektenfreundlichen Pflanzen für Sonnen- und Schattenbalkone finden Sie hier.
2. Geeignete Nistplatz-Angebote schaffen
Die meisten Wildbienenarten nisten im Boden, einige andere in Pflanzenstängeln oder Hohlräumen von Totholz oder leeren Schneckenhäusern.
Eine sinnvolle Maßnahme natürliche Nistplätze für Wildbienen zu schaffen sind abgeschnittene markhaltige Stängel (z. B. von Brombeere oder Königskerze), die möglichst senkrecht zwischen die Pflanzen in die Blumenkästen gesteckt werden können.
Eine andere Möglichkeit ist es, einen mit Sand und nur einem kleinen Teil Erde gefüllten Topf oder eine Pflanzenkiste nicht sehr dicht zu bepflanzen um so erdnistenden Arten einen möglichen Lebensraum anzubieten.
3. Gefüllte Blüten vermeiden
Oft wurden bestimmte Sorten (z.B. Dahlien, Rose, Chrysanthemen) der Schönheit zu Liebe und zum Leide der Wildbienen züchterisch so stark verändert, dass sie für die pollensuchenden Insekten leider nutzlos werden. Staubblätter wurden zu Blütenblättern umgewandelt, so dass keine Pollen mehr vorhanden sind bzw. es sehr schwierig wird, durch die vielen Blüten an den Nektar zu gelangen.
So könnte man zum Beispiel beim Pflanzenkauf darauf achten, ob an den bereits blühenden Pflanzen auch Bienen zu sehen sind.
4. Einen guten Mix aus Wildblumen und Küchenkräutern anpflanzen
Regionale Saatmischungen aus lokalen Beständen (www.NABU.de/saatgut) sind hier empfehlenswert, da viele im Großhandel erhältlichen Wildblumenmischungen oft nur Honigbienen anziehen. Außerdem sind oft gebietsfremden Pflanzen enthalten, die bestehende Populationen durch nicht angepasstes genetisches Material gefährden können.
Eine große Anzahl an Küchenkräutern schmecken nicht nur, sondern blühen auch prächtig. Die Liste der balkontauglichen Kräuter ist lang. Kapuzinerkresse, Thymian, Zitronenmelisse, Rosmarin oder Salbei bietet für jeden Geschmack etwas. Will man die Versorgung mit der Insektenwelt teilen, sollte man lediglich beachten, nur einen Teil für den Eigenbedarf zu ernten und den anschaulich blühenden Rest den Insekten zu überlassen.
5. Auch vertikale Bepflanzung in Betracht ziehen (vertical gardening)
Insbesondere auf kleineren Balkonen bietet es sich aufgrund mangelnder Fläche an auch mit Kletter- und Rankpflanzen an der Fassade das insektenfreundliche Konzept fortzuführen.
6. Keine Insektizide und torfhaltige Erde
In jedem Fall sollten wir natürlich auf Pestizide verzichten und möglichst einen großen Bogen um torfhaltige Blumenerde machen. Eine selbstgemachte Mischung, beispielsweise aus einer Hälfte Sand und einer Hälfte Rindenhumus oder Grünkompost, ist hier eine umweltfreundliche Alternative zur handelsüblichen Blumenerde. So schützen Sie die noch existierenden und ökologisch sehr wertvollen Moore, aus denen Torf gewonnen wird. Für eine große Anzahl an Tier- und Pflanzenarten sind sie extrem wertvolle Lebensräume.
7. Nahrung über das ganze Jahr hinweg (blühende Pflanzen vom Frühling bis Herbst)
Achten Sie darauf, den Wildbienen auch ganzjährig ein ausreichendes Angebot an Pflanzen zur Verfügung zu stellen und für die Blütensucher sowohl früh-, als auch mittel- und spätblühende Pflanzenarten im Sortiment zu haben.
8. Keine Lichterketten oder Lampions
Unnatürliche Lichtquellen sollten möglichst vermieden werden, da diese den Insekten bei der Orientierung schaden können. Und wenn doch mal eine zum Einsatz kommt, bitte nicht die ganze Nacht brennen lassen!
9. Die üblichen Regeln zur Bepflanzung berücksichtigen
Der Standort des Balkons (Schatten, Sonne …) und der Platzbedarf einer Pflanze (genügend Raum für Wachstum) sowie der zu erwartende Pflegeaufwand sollten bei der Wahl der Anpflanzung nicht vergessen werden.