Igel in Berlin – ein Auslaufmodell?
Igelfreundliche Praxis im Stadtgrün und in Gärten nötig
Berlin, 30. Oktober 2024 – Igel gehören zum Herbst wie die Krokusse zum Frühling. Doch erstmals wird der Europäische Igel (Erinaceus europaeus) jetzt auf der internationalen Roten Liste der IUCN als „potenziell gefährdet“ eingestuft. In Berlin gilt der nach dem Naturschutzgesetz besonders geschützte Braunbrustigel bislang als ungefährdet – noch. Der internationale Trend ist alarmierend, aber nicht überraschend. Seit Jahren beobachten wir auch in Berlin einen starken Rückgang der Igel. Zum einen wird der Lebensraum und das Nahrungsangebot für den Igel in der Stadt durch Versiegelung immer knapper. Zum anderen gibt es ganz spezifische Gefahren für Igel, wie zum Beispiel der Einsatz von Mährobotern oder Laubbläsern, der jedes Jahr vielen Igeln das Leben kostet. Politik und Bürger*innen müssen gleichermaßen aktiv werden, damit der Igel nicht still und heimlich aus Berlin verschwindet.
Die Pflege des Stadtgrüns muss igelfreundlicher werden. Im Herbst bedeutet das im öffentlichen Stadtgrün vor allem Laubbläser sparsam und Laubsauger gar nicht einzusetzen. Igel brauchen Laub zum Überleben! Laubbläser mögen für die Wegesicherung unverzichtbar sein, auf anderen Flächen in Parks, auf Friedhöfen oder im siedlungsnahen Grün sollten sie tabu sein. Auf Laubsauger sollte gänzlich verzichtet werden, hier verenden jedes Jahr junge Igel qualvoll. Auch in Privatgärten haben die motorisierten Gartenhelfer nichts zu suchen, denn sie schaden nicht zuletzt auch unserer Gesundheit. Einfach das Laub mit dem Rechen unter Sträuchern oder auf Beeten verteilen. Dort stören sie niemanden, dienen sogar als Frostdämmung und Kleinstlebewesen tummeln sich darin - gesundes, natürliches Futter für unsere Igel.
Außerdem sind Hecken und wilde Ecken im Garten oder im Stadtpark lebenswichtige Rückzugsorte für Igel, besonders für den Winterschlaf. Sträucher dürfen dafür nicht ständig auf Stock gesetzt werden. Wilde Ecken lassen sich wiederum gut in weniger genutzte Randgebiete des Gartens oder Parks integrieren. Hier wird selten oder gar nicht gemäht und Laub, Äste oder Fallobst dürfen liegen bleiben. In wilden Ecken kann sich der Igel zurückziehen, Käfer, Raupen oder Würmer finden und Winterschlaf halten. Hier können ihm auch Mähroboter nicht gefährlich werden. Mehr Unordnung in Parks und Gärten – das braucht unser Igel.
Text: Janna Einöder, 30.10.2024
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