Der igelfreundliche Garten
Unterstützung für die kleinen Helfer beim Pflanzenschutz
Nicht nur für Kinder ist seine Gegenwart ein Erlebnis. Wer liebt ihn nicht im Garten, den stachligen Gesellen, der im Schummerlicht genuss- und geräuschvoll auf Futtersuche geht. Doch der nicht allzuschnelle und recht unsportliche stachlige Geselle ist nicht nur im Straßenverkehr gefährdet, sondern auch im Garten gibt es viele lebensbedrohliche Situationen für ihn. Um ihn vor all diesen menschengemachten Gefährdungen zu bewahren, muss man einiges über die Lebensweise der Igel wissen.
Die Lebensweise
Igel gehören zu den ältesten Vertretern der Säugetiere und stehen unter Naturschutz. Ihnen ist es bis heute erfolgreich gelungen, sich den sich immer wieder veränderten Lebensräumen anzupassen. Heute leben Igel als Kulturfolger fast ausschließlich in menschlichen Siedlungsgebieten, da sie dort bessere Lebensbedingungen vorfinden als in unseren ausgeräumten und pestizidbelasteten Agrarlandschaften. Die in den Siedlungsbereichen entstandenen Gartenlandschaften mit ihren abwechslungsreichen Strukturen bieten ihnen einen idealen Lebensraum.
Die dämmerungsaktiven Igel durchstreifen auf ihrer Nahrungssuche große Gebiete. Sie sind Fleischfresser und sie fressen eigentlich alles, was sie bewältigen können. Also eine willkommene Hilfe, um die Plagegeister im Garten in Schach zu halten. Auf ihrem Speiseplan stehen u.a. Käfer, Larven, Raupen der Schmetterlinge, Schnaken, Spinnen, Würmer und ab und zu auch mal eine Schnecke. Obst wird nur zufällig mitgefressen.
Die Paarung vollzieht sich ziemlich geräuschvoll. Ihr Nest bauen sie gerne in ungestörten Laub- oder Reisighaufen und sie bekommen oft zweimal im Jahr Junge. Unterschlupf zum Schlafen suchen sie ebenfalls in Laub- oder Reisighaufen, ferner in Hecken, offenen Schuppen oder in geeigneten Hohlräumen. Sollten Sie aus Versehen ein Igelnest (zer-)stören, so versuchen Sie es wieder so herzurichten, wie es vermutlich vorher war. In der Regel nimmt die Igelin es wieder an oder sie trägt ihre Jungen an einen für sie sicheren Ort. Zu ihren natürlichen Feinden gehören Fuchs, Uhu, Dachs, Hund und selbstredend wir Menschen.
Gegen ein vorübergehendes Zufüttern mit Katzenfutter im nahrungsarmen Frühjahr nach einer unzureichenden Winterruhe ist nichts einzuwenden. Wichtiger aber ist ein gefahrloser Zugang zu einer Wasserstelle. Eine Vogeltränke reicht völlig aus. Bitte keine Milch anbieten, denn sie führt zu schweren Verdauungsstörungen, heftigem Durchfall und nicht selten zum Tod.
Aber auch Igel sind Opportunisten und deshalb verwöhnen Sie sie nicht mit Zufüttern, denn Sie wollen ja, dass der Igel Ihnen bei der „Schädlingsbekämpfung“ hilft.
Vorsicht beim Frühjahrsputz im Garten
Im März beginnt die Gartenarbeit mit Aufräum- und Säuberungsaktionen, mit Kompost umsetzen bzw. ausbringen und dem Vorbereiten der Gemüsebeete für die ersten Aussaaten wie Radieschen, Spinat, Schnittsalat. Aber Igel und anderes Kleingetier haben oft noch nicht ausgeschlafen. Jedes vorzeitige Aufwachen durch Störungen oder zu milde Winter bedeutet für die Igel immer einen Energieverlust, den er kompensieren muss. Auch Insekten müssen sparsam mit ihrer Energie umgehen und erscheinen erst, wenn keine größeren Fröste mehr zu erwarten sind. Sobald aber die ersten wärmenden Sonnenstrahlen unseren Untermietern die Nase kitzeln, erwachen sie aus dem Winterschlaf.
Im Frühjahr sind die Fettreserven der Igel fast restlos aufgebraucht und sie haben nichts Eiligeres zu tun als auf Nahrungssuche zu gehen. Dabei sind sie nicht wählerisch, dürfen sie auch nicht sein, denn der Tisch ist im Frühjahr noch nicht reich gedeckt.
Gefahren lauern überall:
Komposthaufen
Ein frei angelegter Komposthaufen kann für Igel durchaus lebensgefährlich werden, da sie ihn machmal als Winterschlafplatz wählen. Beim Umsetzen können sie z. B. mit der Grabegabel verletzt werden oder ihr Winterschlaf wird unterbrochen. Der Fachhandel bietet viereckige Holzlamellen-Komposter an, deren einzeln abnehmbare Lamellen die notwendige Luftzufuhr garantieren, andererseits aber Igeln den Zutritt verwehren.
Maschendrahtzaun
Maschendrahtzäune werden vor allem Jungigeln zum Verhängnis.. Bleiben sie darin stecken, verhindern ihre Stacheln den Rückwärtsgang. Werden die Tiere nicht rechtzeitig gefunden, verhungern sie. Lassen Sie deshalb unterhalb des Zauns wenigstens eine Lücke, durch die ein Igel bequem hindurchpasst. Auch einzelne größere Öffnungen im Zaun sind hilfreich, denn Igel können sich diese Schlupflöcher gut merken. Ideal sind natürlich „grüne Grenzen“ - die Hecken.
Gartenteich mit steilen Ufern
Igel sind zwar gute Schwimmer, aber an steilen Ufern sind sie nicht in der Lage auszusteigen. Irgendwann reichen die Kräfte nicht mehr aus und er ertrinkt jämmerlich. Gartenteiche sollten immer mit einer Flachzone ausgestattet sein. Bei vorhandenen Gartenteichen mit steilen Ufern, kann man sich mit einem Brett vom Teich an das Ufer als „Rettungsanker“ behelfen.
Pflanzenschutzmittel
Damit werden nicht nur gärtnerische Störenfriede, die so genannten Schädlinge beseitigt, sondern auch die Nahrungsgrundlage für Igel und Vögel. Das „biologische Gleichgewicht" wird durch das unsachgemäße Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln gestört. Verwenden Sie bitte keine Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide), die ohnehin im Kleingarten verboten sind. Nicht nur die Igel leiden darunter, sondern auch die Bestäuberinsekten, u. a. unsere Honigbienen. Es gibt ökologisch verträgliche Alternativen wie den Einsatz von Nützlingen, Jauchen, Brühen oder die Beachtung von Mischkulturen u. v. m.. Mineraldünger beeinträchtigt die Bodenlebewesen und ist teuer. Mit der Verwendung von Komposterde, Hornspänen, Jauchen und Mulch erreichen Sie ebenfalls eine gute Bodenfruchtbarkeit und ertragreiche Ernte.
Gefährliche Gartentechnik
Beim Rasenmähen werden gerade im Randbereich immer wieder Igel schwer verletzt. Auch die eingesetzten Rasentrimmer sind für den Igel nicht ungefährlich. Der rotierende Perlonfaden ist stark genug, Gliedmaßen der Igel zu amputieren. Solche Tiere können, falls sie genesen, nicht wieder ausgewildert werden und bleiben Pflegefälle. In jeder Gartensaison bringen geschockte GartenbesitzerInnen verunglückte Igel in die Igelstationen. Überzeugen Sie sich deshalb vor dem Mähen oder Trimmen auf einem ausführlichen Rundgang, ob sich im Mähbereich wirklich kein Igel zum Schlafen niedergelassen hat. Bitte verzichten Sie auch grundsätzlich auf Laubsauger, denn durch deren Einsatz werden neben zahllosen Kleinsttieren auch Jungigel eingesaugt!
Weitere Gefahrenquellen:
- Stellen Sie Rattengift und Schlagfallen so auf, dass sie für Igel nicht erreichbar sind.
- Auch im Draht von Beetrollis können sich die Beine der Igel verfangen und verletzt werden.
- Nicht vergessen, Baugruben und eingegrabene Wassertonnen abzudecken bzw. abzusichern.
- Vorsicht beim Abtragen von Laub- und Reisighaufen mit der Grabegabel, die kann Igel glatt erstechen.
Wann ist der Igel ein Pflegefall?
Nur Igelsäuglinge, wenn Sie beobachtet haben, dass sie von der Igelmutter nicht mehr versorgt werden, sind hilfebedürftig. Natürlich auch kranke, verletzte und bei Eis und Schnee umherirrende Igel bedürfen unserer Hilfe.
Hilfe und Beratung
Wann genau ist ein Igel hilfebedürftig? Und wie kann einem aufgefundenen Igel geholfen werden? Kompetente Hilfe und Beratung erhalten Sie beim Arbeitskreis Igelschutz Berlin e.V.
Tel.: 030 404 94 09 oder per Mail: Info@igelschutzberlin.de