Naturnaher Wald statt maschinengerechter Forst
Einschlagmoratorium und Harvester-Stopp in Berliner Wäldern
Berlin, 24. April 2024 – Am 27. März 2024 hat die Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Britta Behrendt, eine langjährig geübte Praxis beendet: Das so genannte „Mischwaldprogramm” der Berliner Forsten wurde mit sofortiger Wirkung gestoppt und die damit verbundenen Baumfällungen werden zukünftig nur noch streng limitiert in reinen Kiefernholzbeständen mit unter zehn Prozent Laubholzanteil zulässig sein. Der Einsatz von schweren Holzerntemaschinen, der sogenannten Harvester, wird ebenfalls auf reine Kiefernforste beschränkt, und es soll ein jährliches Monitoring analog zum erfolgreichen Modell des Stadtwaldes Lübeck eingeführt werden.
Mit dem Machtwort der Staatssekretärin verlässt Berlin endlich den Holzweg des 'Mischwaldprogramms’, der im Wesentlichen als Argument für den massiven Holzeinschlag in ökologisch besonders wertvollen Altkieferbeständen genutzt wurde. Durch den Harvestereinsatz wurde dabei auch noch der Waldboden zerstört und durch die zahlreichen notwendigen Schneisen - die sogenannten Rückegassen - überall das Kronendach stark geöffnet. Vor allem Greifvögel brauchen zur Brut auch alte und dichte Kiefernbestände. Die sind nun fast verloren gegangen, weil sie nicht ‘maschinengerecht’ waren. Zur Schonung der wenigen noch verbliebenen dichten Altholzbereiche sollte auf den Einsatz von Harvestern in über 90 Jahre-alten Beständen generell verzichtet werden.
Die für den Maschineneinsatz erforderlichen breiten Schneisen haben nicht nur Waldbesucher gestört: Invasive Pflanzenarten wie die Spätblühende Traubenkirsche haben sich auf den so geschaffenen Rohböden stark ausbreiten können.
Auch die Deckelung auf die Entnahme von 10.000 Erntefestmetern pro Saison ist aus Sicht des NABU Berlin uneingeschränkt positiv. Die Berliner Forsten sollen schon seit Anfang der 1970er Jahre in erster Linie dem Naturschutz und der Erholung dienen und nicht in erster Linie der Holzproduktion. Leider wurde von dieser Priorisierung in den letzten Jahren stark zugunsten der Holzproduktion abgewichen. Auch vor diesem Hintergrund wurde das seit zwölf Jahren laufende ‘Mischwald-Programm’ zu Recht beendet.
Text: Janna Einöder, 24.04.2024
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