Naturgarten: Erste Schritte
Wie geht eigentlich naturnahes Gärtnern?
Berlin ist eine der grünsten Metropolen Europas. Neben zahlreichen Parks, Grünanlagen, Brach- und Waldflächen tragen auch private und Kleingärten als Trittsteine für Tiere und Pflanzen, als Niststätten, Überwinterungsquartiere oder Nahrungsquellen ihren Beitrag zum Artenschutz. Berlin verfügt allein über rund 71.000 Kleingärten. Keine vergleichbare Großstadt hat eine so große Anzahl an privaten Gärten im unmittelbaren Einzugsbereich der Innenstadt. Um diese Flächen unseren gefiederten und vier-, sechs- und achtbeinigen Nachbarn zur Verfügung zu stellen und somit dem Insektensterben entgegenzuwirken, sollten wir alle in die Hände spucken, die Geräte ergreifen und loslegen.
Naturgemäßes Gärtnern im Trend
Ja, es gibt sie: die Englischen Rasen, die Schotter-Vorgärten mit Basaltfiguren und die penibel geschnittenen Hecken. Doch der Langzeittrend heißt „Zurück zur Natur“- weg von akkurat gepflegten Gärten und hin zu freiwachsenden Stauden und Sträuchern. Denn Wildblumen, Hecken und Wiesen sind nicht nur wunderschön anzuschauen, sondern können auch ein Zuhause sein für Insekten, Amphibien, Regenwürmer und kleine Säugetiere. Um sich selbst und seinen natürlichen Nachbarn eine wertvolle Umgebung zu schaffen, sind einige Dinge zu beachten. Grundsätzlich gilt jedoch: Man muss nicht immer machen, man kann auch mal etwas lassen.
Was bedeutet naturnahes Gärtnern?
Im Garten erschaffen wir uns eine künstlich angelegte Oase, indem wir säen, pflanzen, schneiden, gießen oder bauen. Es können trotzdem Öko- /Bio- oder Naturgärten sein. Naturnahe Gärten sind keine ungepflegten Wildnis-Gärten oder schnelllebige Modeerscheinungen, sondern gestaltete Gärten mit langlebigen Pflanzengesellschaften und umweltfreundlichen Baumaterialien. Heimische Wildtiere und Pflanzenarten werden hierbei ganz besonders gefördert und die Natur als gestalterisches Vorbild genutzt.
Bodenpflege
Die Pflege des Bodens und des Bodenlebens ist für jeden Naturgarten von hoher Bedeutung. Chemische Kunstdünger und Pestizide sind tabu, stattdessen werden Naturdünger und biologische Mittel verwendet, gegen Krankheiten und Schädlingsbefall soll vor allem die Widerstandskraft der Pflanzen gestärkt werden. Denn wer jede Blattlaus oder weißen Fliege mit Gift um die Ecke bringt, ist auf dem Holzweg. Denn bei der Vernichtung von Blattläusen, sterben auch die nützlichen Tiere, die sich von Blattläuse ernähren und diese auf natürlichem Wege beseitigen. Wichtig ist es also, ein ökologisches Gleichgewicht herzustellen durch naturgemäße Bodenpflege und die Förderung von Nützlingen.
Giftfrei Gärtnern
Ökogärtnerinnen und Gärtner verzichten auf Vernichtung und setzen stattdessen auf Vorbeugung und Abschreckung. Im Garten haben Pestizide wie Unkraut - oder Insektenvernichtungsmittel nichts verloren. Wer naturnah gärtnert, hilft seinem Garten dabei, sich selbst zu regulieren und setzt auf Nützlinge, biologische Mittel und eine angepasste Pflege.
Unkraut im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Es handelt sich schlicht um Pflanzen, die aus gärtnerischer Sicht am falschen Ort wachsen. Wo größere Bodenflächen noch nicht von Bewuchs bedeckt sind, können Wildkräuter leicht Fuß fassen. Daher geht es im Wesentlichen nur darum, Kulturpflanzen den nötigen Wachstumsvorsprung zu sichern.
Wer also keine Wildkräuter mag, kann Bodendecker pflanzen, den Boden mulchen oder hacken. Letzteres lockert festen Boden zusätzlich auf, belüftet ihn und verhindert, dass schädliche Giftstoffe von anaeroben Bakterien gebildet werden.
Wildkräuter – Tolerieren lohnt sich
Viele Wildkräuter sind gute Nektar- und Pollenspender, wichtige Raupenfutterpflanzen oder dienen mit ihren nahrhaften Samen Insekten, Vögeln und Kleinsäugern als Nahrungsspender. Wer beispielsweise Wiesenklee (Trifolium pratense) im Rasen, Spitzwegerich (Plantago lanceolata) in der Garagenauffahrt oder die eine oder andere Kratzdistel (Cirsium) im Beet akzeptieren kann, tut der Tierwelt damit einen großen Gefallen.
Wen die Kratzdistel allerdings zu sehr stört, kann stattdessen gezielt ein paar wunderschöne Kugeldisteln (Echinops) anpflanzen. Des Weiteren sind Doldenblütler nicht nur aus Insektensicht überaus attraktiv, sondern auch ein Blickfang in gemischten Staudenbeeten.
Torffrei Gärtnern
Insbesondere im Frühjahr steigt die Nachfrage nach Blumenerde. Dabei ist vielen Menschen nicht bekannt, dass sich in den meisten Produkten Torf befindet – ein wertvoller Bestandteil, aus dem unsere Moore bestehen.
Auf Torf zu verzichten, ist beim Kauf von Bio-Erde einfach und hilft, wertvolle Moorlandschaften und unser Klima zu schützen. Unter dem Torfabbau leiden nicht nur die Moore, sondern auch viele seltene Pflanzen- und Tierarten. Auch der Klimawandel wird beschleunigt, da der Abbau große Mengen Treibhausgase freisetzt.
Kompost – die bessere Alternative
Torf ist nicht nur wegen seiner Pflanzenverträglichkeit so beliebt, sondern auch, weil er große Mengen Wasser über längere Zeit speichern kann. Wenngleich Torf die Durchlüftung des Bodens verbessert, wird die Bodenqualität selbst verschlechtert. Torf ist extrem nährstoffarm und fördert zudem die Bodenversauerung. Als Alternative eignet sich vor allem Kompost, am besten aus dem eigenen Garten. Er belebt den Boden und gibt ihm wichtige Nährstoffe zurück. Torffreie Erde verbessert dauerhaft die Humus- und Nährstoffversorgung des Bodens, fördert die Bodenstruktur und unterstützt die wichtigen Bodenlebewesen.
Bunte Gärten ohne Torf: Tipps vom NABU
Vielfalt – und Strukturreichtum
Die Fläche der Privatgärten in Deutschland ist mehr als halb so groß wie alle deutschen Naturschutzgebiete - eine enorme Fläche, die viel bieten kann: Naturgenuss und Entspannung für den Menschen, Lebensraum und Zufluchtsort für Tiere und Pflanzen.
Mit einem ökologisch bewirtschafteten Garten kann ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Tier- und Pflanzenarten geleistet werden. Je größer die Zahl und die Vielfalt an Nektar- und Pollenspendern, desto besser. Heimische Arten sind insofern eine gute Wahl, als viele Insekten sich evolutionär mit ihnen entwickelt haben und entsprechend auf sie spezialisiert und angewiesen sind. Ist der Garten vielfältig gestaltet, fühlen sich Insekten, Vögel, Igel, Eidechsen, Frösche und Kröten sowie eine Vielzahl anderer Kleintiere wohl und verbleiben gerne im Garten. Sie finden in solch einem strukturreichen Ort Futter zuhauf, geeigneten Lebensraum und Unterschlupf. Dabei eignen sich verschiedenste Gestaltungselemente, wie ein angelegter Teich, eine Trockenmauer, Totholz oder Laub-/ bzw. Reisighaufen. Vom Frühjahr, in dem Hummeln ihre erste Nahrung in Frühblühern finden, über die frühsommerliche Blütenpracht der Obstbäume und Stauden, die Falter und andere Insekten locken, bis hin zu beerentragenden Gehölzen und Samen von Gräsern und Stauden, die Vögeln bis in den Winter hinein ein reichhaltiges Nahrungsangebot bieten.
Text: Karla Paliege, Aline Schulz und Sophie Brüning