Natur an Gewässern in Gefahr
Wir bitten um Rücksicht an Badestellen
Berlin, 27. Juni 2023 – Berliner Sommer können ganz schön heiß und staubig sein. An manchen Tagen lässt es sich nur in klimatisierten Räumen oder am Wasser aushalten. Wem die Freibäder zu voll sind, den zieht es an einen der zahlreichen Badestellen an Müggelsee, Krumme Lanke, Havel oder Dahme.
Eine schöne abgelegene Stelle gesucht, Boombox an, schön dick eincremen und rein ins erfrischende Nass! Oder? Wer beim Badespaß nur an sein eigenes Vergnügen denkt, kann der Natur und den Gewässern schaden. Wir möchten den Berliner*innen nicht die schönste Sommerbeschäftigung verbieten, wir möchten nur darum bitten, ein paar Dinge zu berücksichtigen. Denn am Ende haben auch wir Menschen nichts von einem umgekippten See mit toten Fischen und vermüllten Ufern.
Besonders in einer Metropole wie Berlin ist der Druck auf Naherholungsgebiete enorm groß. Mit wachsenden Bevölkerungszahlen wird er sogar noch zunehmen. Zwar gibt es in der Stadt 79 kleine und große, natürliche und künstliche Seen, doch viele leiden im Hochsommer mittlerweile unter den vielen Erholungssuchenden.
Wer sich an folgende Regeln hält, kann sich möglichst naturverträglich abkühlen:
1. Schutzgebiete und Zäune respektieren
Wer nur an offiziellen Badestellen badet, macht es richtig. Die Freiflächen in der Stadt sind stark umkämpft von Wohnungs- und Straßenbau, Erholung und Naturschutz. Die wenigen Bereiche, die der Natur vorbehalten sind sollten respektiert werden. In Naturschutzgebieten ist, wie der Name schon sagt, ein besonderer Schutz der Natur erforderlich. Wege sollten nicht verlassen werden und es darf, wenn überhaupt, nur an ausgewiesenen Stellen gebadet werden.
2. Abstand zum Schilf halten
Röhricht ist ein wichtiges Biotop am Ufer von Seen und Flüssen, das bedroht ist. Es besteht aus Schilf und Rohrkolben und ist Lebensort vieler Tiere. Vögel wie der Drosselrohrsänger bauen ihre Nester zwischen die Halme, im Wasser laichen Fische- und Amphibien und es ist der Lebensraum vieler Libellen und Käfer. Um die Tiere nicht zu stören und das Schilf nicht zu beschädigen, sollte beim Spazieren, Baden, Angeln und Bootsfahren ein Abstand von mindestens 10 m eingehalten werden. Auch schnell fahrende Motorboote schädigen durch den Wellenschlag das sensible Röhricht.
3. Hunde anleinen
Wer seinen Hund an die Leine nimmt, schützt nistende Vögel. Besonders in der Brut- und Setzzeit (März bis August) können Hunde Wildtiere bei der Aufzucht ihres Nachwuchses stören und aufscheuchen. Wenn Vögel bei der Brut aufgeschreckt werden, sind ihre Nester ungeschützt Fraßfeinden ausgeliefert. Werden sie zu oft gestört, geben Vögel ihre Brutplätze auf. In Berlin finden sie ohnehin zu wenige Rückzugsorte. Vor allem in Schutzgebieten gehören Hunde an die Leine.
4. Auf Sonnenmilch vor dem Baden verzichten
Sonnenschutzmittel enthalten UV-Filter und versprechen an Land und im Wasser einen umfassenden Hautschutz. Doch die Inhaltsstoffe schaden Tieren und Pflanzen und belasten die Gewässer. Deswegen bittet der NABU Berlin darum, wenn möglich, vor dem Baden im See starke Sonneneinstrahlung zu meiden und sich erst nach der Abkühlung einzucremen. Wer nicht auf Sonnencreme verzichten kann, sollte sie gut einziehen lassen und vor dem Sprung ins kühle Nass mindestens eine halbe Stunde warten. Lange luftige Kleidung, Schatten und Sonnenhüte bieten umweltschonenden Schutz vor Sonnenbrand.
5. Lärm und Müll in der Natur vermeiden
Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Plastikmüll zersetzt sich zu Mikroplastik, verteilt sich überall in der Natur und reichert sich in Tieren und Menschen an. Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen vergiften durch das enthaltene Nikotin und weitere Schadstoffe bis zu tausend Liter Wasser und können gentoxische Schäden an Tieren verursachen. Taschenaschenbecher sind klein und passen in jede Hosen- oder Rocktasche! Lärm kann bei Tieren zu Gehörschäden führen. Vor allem Vögel und Säugetiere meiden Lärmquellen und müssen sich andere Lebensräume erschließen.
Wenn alle Berliner*innen auf die Natur und einander Acht geben, kann es für uns alle ein wunderschöner Sommer werden.
Durch die europäische Wasserrahmenrichtlinie ist ein Schutz der Gewässer in Deutschland wichtig. Auch in Berlin gibt es schützenswerte Fließ- und Standgewässer. Hierzu gehören neben Dahme, Havel und Spree auch viele kleinere Flüsse und Seen. Mehr →
Kein Park ohne Verpackungsmüll und Dosen, kaum ein Spielplatz ohne Scherben. Mit 2,7 Zigarettenkippen pro m2 ist Berlin auch hier trauriger Spitzenreiter. Die Folgen des Mülls sind größtenteils gar nicht bekannt. Gegen-Initiativen gewinnen jedoch an Kraft. Mehr →