Vogel des Jahres 2024 in Berlin vom Aussterben bedroht
Nur noch drei bis vier Kiebitzpaare in der Hauptstadt
Berlin, 05. Oktober 2023 – Der Kiebitz ist “Vogel des Jahres 2024”. Bei der vom NABU ausgerufenen Wahl ging er mit 33.300 von 120.000 abgegebenen Stimmen als deutlicher Sieger hervor. Die öffentliche Aufmerksamkeit kann der Wiesenvogel mit dem kecken Federschopf gut gebrauchen, denn die Bestände der einst häufigen Art gingen in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurück – auch in Berlin. Nach Erkenntnissen der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (BOA) brüteten landesweit in diesem Sommer nur noch maximal vier Kiebitzpaare, zwei bis drei davon im Bereich der Moorlinse Buch. Ein weiteres war im NSG Gosener Wiesen im Südosten der Hauptstadt zu beobachten.
Bauprojekt “Am Sandhaus” könnte das Aus für den Kiebitz bedeuten
Dass der in Berlin vom Aussterben bedrohte Kiebitz noch an der Moorlinse Buch brütet, ist ein weiterer Grund, das wertvolle Feuchtgebiet schnellstmöglich als Naturschutzgebiet auszuweisen, wie der NABU Berlin es schon lange fordert. Während deutschlandweit vor allem die intensive Landwirtschaft den Lebensraum des Kiebitzes vernichtet, droht ihm in Berlin Gefahr durch ein Neubauprojekt. Deshalb gehören die Baupläne im Bereich “Am Sandhaus” in Buch dringend auf den Prüfstand. Wenn der Senat dort wie geplant tatsächlich 2.700 Wohneinheiten bauen lässt, sieht es extrem düster aus für den Kiebitz und viele andere gefährdete Arten, die an der Moorlinse brüten oder rasten.
Das neue Stadtquartier „Am Sandhaus“ soll in der Nähe des S-Bahnhofs Buch entstehen, nur 100 Meter von der großen Moorlinse entfernt. Der NABU Berlin hat die Pläne mehrfach scharf kritisiert, da er Störungen des empfindlichen Feuchtgebietes durch die dann schätzungsweise 5.000 Anwohner*innen und deren Haustiere befürchtet. An der großen und der benachbarten kleinen Moorlinse brüten 60 Vogelarten, neben dem Kiebitz zum Beispiel auch die Löffelente und der aktuelle Vogel des Jahres 2023, das Braunkehlchen. Auch die streng geschützte Knoblauchkröte und der ebenfalls geschützte Große Feuerfalter finden hier einen Lebensraum. Um diese seltenen Arten dort zu erhalten, fordert der NABU Berlin, die Zahl der geplanten Wohneinheiten in Buch drastisch zu reduzieren und eine ganzjährig geschützte Ruhezone von mindestens 100 Meter um die beiden Moorlinsen einzurichten.
Text: Janna Einöder, 05.10.2023
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