Naturoasen in luftiger Höhe
Balkone haben großes Artenschutz-Potenzial
Berlin, 2. Juni 2023 - Manche Berliner*innen verwandeln ihren Balkon in einen regelrechten Dschungel, viele andere lagern dort allenfalls mal einen Bierkasten: Zehntausende Balkone in der Hauptstadt fristen ein vernachlässigtes Dasein. Ein Jammer. So klein der einzelne Balkon auch sein mag, in der Summe haben die Balkone der Hauptstadt ein großes Potenzial für den Naturschutz. Richtig bepflanzt, also vorzugsweise mit einheimischen Wildstauden, kleineren Sträuchern und Kletterpflanzen, sind Balkone wertvolle Lebensräume und Nahrungsquellen für Insekten und Vögel!
Beim Umweltfestival am Sonntag, den 4. Juni, am Brandenburger Tor beraten wir daher alle Interessierten zur Gestaltung und Bepflanzung naturnaher Balkone. Am Info-Stand werden auch Beispielbepflanzungen für sonnige und schattige Balkonkästen zu sehen sein. Das Thema ist zugleich Schwerpunkt der soeben erschienenen Sommerausgabe der NABU-Mitgliederzeitschrift „Natur in Berlin“.
Welche unerwartete Artenvielfalt sich auf naturnah bepflanzten Balkonen einstellen kann, schildert die „Natur in Berlin“-Autorin Birgit Schattling, Initiatorin der erfolgreichen „Bio-Balkon-Kongresse“: „Auf meinen beiden Balkonen im 6. Stock am Heidelberger Platz habe ich bisher 24 Vogelarten beobachtet, darunter auch eher untypische Arten wie Baumläufer, Zaunkönig, Sperber und Turmfalke.“ Pflanzt man Wildblumen wie Glockenblumen, Leimkraut, Herzgespann, Ehrenpreis oder Wollziest, stellen sich auch spezialisierte Wildbienen und Schmetterlingsraupen ein. Lässt man verblühte Triebe stehen, laben sich Stieglitze, Sperlinge und andere Vögel an den Samen. Sogar ein Eichhörnchen hat sich auf Birgit Schattlings Balkon häuslich eingerichtet.
Lavendel top, Geranien flop
Nur etwas fürs Auge, aber wenig bis nichts für die Tierwelt bieten hingegen die klassischen Balkonpflanzen wie Geranien, Petunien oder dicht gefüllte Tagetes.
Solche exotischen Blumen sind für einheimische Insekten ziemlich uninteressant und setzen zumeist auch keine Samen an, die Vögel fressen könnten. Anders sieht es mit Kräutern aus dem Mittelmeerraum aus, also etwa Lavendel, Salbei und Rosmarin. Diese nektarreichen Pflanzen sind nicht nur richtige Insekten-Tankstellen, sondern lassen sich auch in der Küche verwenden. Außerdem vertragen sie viel Trockenheit, ein echter Vorteil auf sonnigen Balkons.
Wichtig für angehende Natur-Balkongärtner*innen ist es, schon beim Pflanzenkauf auf Nachhaltigkeit zu achten. Massenware aus dem Baumarkt ist häufig mit Pestiziden belastet, die lange wirken und Bienen schaden können. Deshalb sollte man vorzugsweise bei kleineren, regional ausgerichteten Gärtnereien einkaufen, und natürlich ist torffreie Blumenerde Pflicht, um die Moore zu schonen.
Um ein artenreiches Natur-Refugium für Mensch und Tier zu schaffen, braucht es nicht zwingend einen großen Garten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie aus ihrem Balkon, ihrem Fensterbrett oder ihrem Dachgarten einen Lebensraum für Pflanzen und Tieren zaubern können. Mehr →