Spechte, Habichte und Aprilwetter
Überraschungsausflug der Kindergruppe Spandau



Grashüpfer - Foto: H. Brink
Leider muss man solche Standorte möglichst unter Verschluss halten. So, genug gemeckert! Wir hatten einen super tollen Tag! Gleich am Eingang entdeckten die ersten eine Brut vom Buntspecht. Die sind gut zu entdecken, weil die Jungen nämlich einen Heidenlärm veranstalten! Sie haben Hunger. Immer.
Wir sahen dann Mutter Buntspecht mehrfach heranfliegen, um den Nachwuchs zu füttern, der schon recht weit aus der Höhle herausguckte. Dabei setzte sich der Altvogel mehrfach an die Seite des Baumes. Das bedeutet, dass die Jungen schon fast flügge sind, also bereit aus der Höhle auszufliegen.
Mit dem An-den-Rand-setzen lockt sie den hungrigen Nachwuchs heraus. Seht Ihr den roten Kopf beim Nachwuchs? Von den Altvögeln haben wir nur das Weibchen gesehen. Bei den verschiedenen Vogelarten ist das Verhalten mit dem Nachwuchs unterschiedlich. Beim Buntspecht wechseln sich die beiden Elternteile beim Brüten und Füttern ab, bei Familie Amsel brütet das Weibchen alleine, das Männchen bleibt in der Nähe und verteidigt das Nest. Bei Blaumeisen, Rotkehlchen und Eulen brütet das Weibchen alleine und wird vom Männchen gefüttert. Bei anderen übernimmt das Männchen nach der Brut (durch das Weibchen) das weitere Füttern der Jungen für die erste Zeit. Und dann gibt es noch die wenigen Ausnahmen, bei denen das Männchen brütet. Und die Arten, bei denen sich das Männchen gleich ganz verabschiedet.
Ich habe zu Hause übrigens dann gemerkt, dass ich eine blinde Passagierin mitgenommen hatte, eine ganz kleine Nacktschnecke! Schnecken gehören mal nicht zu den Wirbeltieren. Ihr erinnert euch:
Der Stamm der Wirbeltiere besteht aus fünf Klassen
- Amphibien
- Reptilien
- Fische
- Säugetiere
- Vögel
Allen gemeinsam ist, dass sie ein festes Innenskelett haben. Das haben Schnecken nicht. Sie gehören zum Stamm der Weichtiere, der sieben Klassen umfasst.
Der Habicht
Der Habicht ist ein Vogel aus der Ordnung der Greifvögel. Woran erkennen wir das? Am Hakenschnabel und an den Greiffüßen, „Fänge“ genannt. Greifvögel sind Fleischfresser und jagen und fangen ihre Beute. Dazu haben sie ihre eigenen Waffen dabei, nämlich die oben genannten. Es gibt zwei unterschiedliche Strategien, die Beute (Säugetiere, Kleinvögel, auch Amphibien und teilweise Reptilien und Insekten) zu fangen und zu töten. Es gibt die
- Grifftöter (Habicht, Sperber, Adler, Bussard)
- Bisstöter (Falken)
Die Grifftöter haben lange und starke Fänge und Krallen, mit denen die Beute durchstoßen und getötet wird, wie mit einem Messer oder Pfeil. Die Bisstöter dagegen halten mit den Fängen die Beute fest und töten sie mit einem Biss ins Genick. Sie haben dazu im Oberschnabel den sogenannten „Falkenzahn“.
Einen Habichtshorst (Horst ist die Bezeichnung für das Nest großer Vögel) zu finden ist gar nicht so leicht; denn die brüten in dichten Baumbeständen und weit oben. Das heißt, dass zuerst ein Horst gefunden werden muss für die Beringung. Dann muss beobachtet werden, ob sich dort ein Paar oder ein Einzeltier befindet. Dann muss beobachtet werden, ob das Paar brütet.
Dann muss man zur richtigen Zeit beringen: Sind die Jungen noch zu klein, kann man keinen passenden Ring anlegen. Bei den Habichten und anderen Greifvögeln werden die Weibchen nämlich wesentlich größer als die Männchen, wahrscheinlich deshalb, weil das Weibchen alleine brütet und das Nest auch verteidigt. In der Tat ist das Männchen beim Habicht um ungefähr ein Drittel kleiner und leichter als das Weibchen (deshalb wird es „Terzel“ genannt).
Sind die Kleinen also noch nicht alt genug, kann man anhand der Größe nicht erkennen, welches Geschlecht vorliegt. Erst ab einem bestimmten Alter sieht man das an der Größe der Fänge. Die Ringe dürfen nicht zu klein sein für die Weibchen. Ist der Nachwuchs schon zu alt, werden sie sich kräftig wehren, wir konnten das bei einem Weibchen schon sehen. Sie trat sofort zu und hackte auch mit dem Schnabel. Außerdem passiert es oft, dass die Jungen aus dem Horst springen, um den vermeintlichen Fressfeinden zu entkommen. Dabei können sie sich verletzen, allerdings sind Vögel sehr leicht. Sie haben hohle Knochen, damit sie fliegen können. Bei manchen Vogelarten ist es sogar üblich, dass die Jungen sich aus einiger Höhe herabstürzen.
Der Beringer muss dann auf den Baum klettern, auf dem sich der Horst befindet, muss sich gut schützen, den Helm sowieso wegen Absturzgefahr (in zweifacher Hinsicht: Er kann selber abstürzen oder es kann ein Ast von oben herunterfallen), aber auch durch eine dicke Lederjacke, selbst bei Hitze; denn die Altvögel greifen durchaus an! Oben angekommen, guckt er zuerst wie viele Junge da sind und wie groß sie sind. Dann steckt er sie einzeln in Säcke und lässt sie zum Boden herab, wo das „Bodenpersonal“ sie entgegennimmt, misst, wiegt, beringt und Proben aus dem Rachen und von den Federn für eine Laboruntersuchung entnimmt. Habichte fressen Fleisch, in Berlin sehr oft Straßentauben und diese sind oft mit Trichomonaden befallen. Daran können sich dann die Prädatoren wiederum anstecken.
Die Kleinen haben ganz blaue Augen. Später werden diese dunkel, beim erwachsenen Tier sind sie gelb bis orange. Er untersucht übrigens auch den Zustand des Horstes und berichtet über die Speisereste darin. Daher weiß man, dass die Berliner Habichte sich so gerne von Straßentauben ernähren. Mit ein Grund, dass Berlin die Hauptstadt der Habichte ist…
Beringung: Warum machen die das überhaupt?? Die Ringe werden von Beringungszentralen herausgegeben und enthalten Buchstaben, Ziffern und/oder Farben nach bestimmten Vorschriften. Diese Codes werden notiert und zusammen mit dem Ort der Beringung und den erfassten Daten zu Größe, Gewicht, Alter und Gesundheitszustand an diese Zentralen gemeldet. Wird irgendwo ein Ring gefunden oder abgelesen, sollte man den Code melden. Damit können dann die Bewegungen der Vögel nachvollzogen werden. Für gezüchtete Tiere ist die Beringung gesetzlich vorgeschrieben.
Da allen etwas kühl geworden war, liefen wir noch bis zur nächsten Wiese, wo wir uns in der Sonne wärmen und etwas essen konnten. Dort sahen wir dann auch Schwalben, eine Mehl- und zwei Rauchschwalben. Und einen Mäusebussard und einen Graureiher. Guckt euch die Unterschiede bei den Schwalben nochmal an!
Wie wir sahen, fängt der Holunder an zu blühen, das heißt, wir befinden uns im Frühsommer. Durch Aufzeichnungen kann man feststellen, dass die phänologischen Jahreszeiten sich um rund 14 Tage nach vorne verschoben haben. Damit muss die Tierwelt erstmal klarkommen. Zum Beispiel gibt es ja die Zugvögel (im Gegensatz zu den Standvögeln, Ihr wisst Bescheid!), die oft zu bestimmten Zeiten zu uns zurückkommen. Nehmen wir den Kuckuck! Er legt seine Eier gerne in die Nester der Teichrohrsänger. Und wenn er aber zu spät ankommt, sind die Teichrohrsänger mit der Brut schon fast fertig und erkennen dann ein Kuckucksei als solches und brüten es nicht aus.
Auf der Wiese entdeckten wir noch viele Grashüpfer. Die sind alle noch nicht ausgewachsen. Und wir sahen einen Strauch, der voll war mit den Schleiern der Gespinstmotten. Es gibt viele Arten von Gespinstmotten, die meisten befallen nur eine Art von Pflanze und heißen entsprechend (das heißt, wir kennen nicht ihre Namen, aber wir nennen sie nach dem Fundort. Vielleicht heißen sie ja Anna und Frieda und Björn und Mike?) Sie sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Vögel, die jetzt ja meist ihre Jungen haben sowie für Fledermäuse und andere Tiere. Gefressen werden können sie aber erst, wenn sie sich aus den Gespinsten abseilen – die Schleier sind ein guter Schutz! Die Bäume und Büsche erholen sich sehr gut und treiben wieder aus. Bitte nicht verwechseln mit den Prozessionsspinnern!
Ein echt toller Tag!