Mauern und Bienen
Ausflug zum Park auf dem Nordbahnhof
Heute heißt die Stadt Szczecin, liegt in Polen und ist immer eine Reise wert! Es gibt auch wieder eine direkte Bahnverbindung.
Wir waren hier an einer Stelle Berlins, an der man die Teilung der Stadt direkt erleben kann, hier verlief nämlich die Mauer, die Berlin viele Jahrzehnte lang in zwei Teile geteilt hat. Nach dem Fall der Mauer 1989 entwickelte sich auf dem ehemaligen Todesstreifen (das war ein Teil der Grenzanlagen) eine üppige Spontanvegetation aus Birken und berlintypischen, steppenartigen hohen Gräsern, die Lebensraum für viele Vögel und andere Kleintiere bietet.
Die Jahreszeit ist für eine Vogelbeobachtung nicht gut geeignet, denn die meisten Vögel sind nun bereits mit der Vorbereitung für den Winter beschäftigt: Einige sind auf dem Weg in den Süden (Zugvögel) - einige sind schon da! Guckt mal zum Beispiel hier: https://www.bto.org/our-science/projects/cuckoo-tracking-project
Hier wurden einige Kuckucke besendert und können online verfolgt werden. Habt Ihr schon mal einen Kuckuck „in echt“ gesehen? Vielleicht haben wir im nächsten Frühjahr Glück!
Andere sind einfach nur dabei sich zu entspannen nach der stressigen Brutzeit oder groß und stark zu werden, wenn sie in diesem Jahr geboren wurden.
Wir waren auf der Suche nach den Insekten, die man um diese Jahreszeit findet. Denn – wie wir bereits besprochen hatten – entwickeln sich viele Insekten jetzt aus den Vorgängerstufen, die den Winter überstanden haben. Insekten haben sehr unterschiedliche Art und Weisen, sich zu entwickeln. Ihr erinnert euch: Es gibt bei den Insekten Männchen und Weibchen, die sich paaren, um die Eier im Körper des Weibchens zu befruchten. Das Weibchen legt dann diese befruchteten Eier ab, in großer Zahl. (Säugetiere bringen lebendige Junge zur Welt und die Weibchen nähren diese, Ihr wisst Bescheid!). Manche Insekten betreiben Brutpflege, manche lassen die Umwelt alles erledigen. Aus den Eiern kriechen dann die Larven. Erinnert euch an die vollständige und die unvollständige Verwandlung (Metamorphose). Ganz kurz: Entweder sieht die Larve ganz absolut vollkommen anders aus als das Elterntier oder es sieht ihm schon ähnlich, ist aber viel kleiner.
Insekten beobachten ist gar nicht so einfach, denn die sind nicht nur klein, sondern auch schnell. Viele muss man wirklich fangen und in eine Becherlupe oder ähnliches tun, um sie ansehen zu können. Wichtig ist, dass sie schnell wieder freigelassen werden. Allerdings war auch das Fangen nicht so einfach… Einfach zu fangen sind eigentlich Schmetterlinge, aber auch die fliegen nicht mehr in solchen Mengen im September. Viele Arten sind nämlich auch von denen schon auf dem Weg in den Süden (Distelfalter, Admiral, Taubenschwänzchen, um nur einige zu nennen). Jede Generation wandert nur einmal, entweder nach Süden oder nach Norden. Wichtig sind dabei Nahrungstankstellen auf dem Weg. Andere sind schon gestorben oder suchen sich einen Platz zum Überwintern. Ihr erinnert euch vielleicht daran, welche Falter im Frühjahr als erste bei uns auftauchen? Und warum können die das?
Wir beobachteten und versuchten zu bestimmen:
- Eine Deutsche Wespe
- Eine helle Erdhummel
- Zwei Arten Libellen, erinnert euch an den Unterschied zwischen Kleinlibellen und Großlibellen und die Entwicklung
- Viele Kohlweißlinge – Unterschied Kleiner und Großer Kohlweißling?
- Mehrere Arten von Heuschrecken (Langfühler-/Kurzfühler, Entwicklung der Jungen?)
- Eine von ganz vielen Wildbienenarten
- Eine Fliege – woran von Bienen zu unterscheiden?
- Eine Wanze – warum war das kein Käfer?
- Einen Nachtfalter
- Eine Schwebfliege
Was wir zwischen der ganzen Aufregung versuchten zu besprechen, war, dass es in Deutschland so ungefähr 33.000 verschiedene Arten von Insekten gibt und kein Mensch alle Arten kennen kann. Dazu kommt, dass manche Arten nur durch ganz genaue Untersuchungen unterschieden werden können. Wir müssen deshalb versuchen, eine Einteilung zu lernen. Dazu haben wir Menschen ja ganz schlau das Tierreich (und das Pflanzenreich und das Reich der Mineralien) eingeteilt.
Eselsbrücke“: SKOFGA
Das Thema hatten wir schon mehrfach bei den Ausflügen und wir werden das auch immer wiederholen. Es erleichtert die Bestimmung ganz ungemein. Viele Tiere (und natürlich auch Pflanzen) kennt Ihr wahrscheinlich schon, und könnt sofort sagen: „Das ist eine helle Erdhummel“! Aber könnt Ihr das auch bei den Wespen? Nö, da kommt Ihr erstmal erst bis „Wespe“. Oder bis „Insekt“. Oder bis „Äh….“
Beim NABU gibt es einen wundervollen Bestimmungsschlüssel, leider bisher, soweit ich weiß, nur mit Internet.
Diesen Ablauf solltet Ihr lernen, denn dann könnt Ihr Insekten bis zur Ordnung bestimmen. Von denen sind 17 die häufigsten bei uns und das ist ja denn doch übersichtlich.
Aber oft ist das nicht einfach Wenn wir Insekten bestimmen wollen, müssen wir ja auch zuerst einmal feststellen, ob es sich überhaupt um ein Insekt handelt. Da begeben wir uns nochmal in die obige Übersicht und stellen fest:
- Es ist ein Lebewesen (5 Merkmale!)
- Es ist Tier (das kann man anhand der Zellen sagen, das ist noch etwas schwierig. Aber wir sehen das ja auch meistens)
- Ist es ein Wirbeltier? Nein, es hat keine Knochen innen im Körper (Fünf Klassen im Stamm der Wirbeltiere!). Also ist es wirbellos.
- Es kann sich aber aufrecht halten (anders als die Quallen zum Beispiel), muss also ein Außenskelett haben.
- Sein Körper ist deutlich in drei Abschnitte geteilt (Geteilt= „Eingeschnitten“= „insectus“ auf Lateinisch)
- Es hat sechs Beine
Haha, erinnert Ihr euch an den Schmetterling? Der hatte anscheinend nur vier Beine, wir waren alle ganz verwirrt! Die Lösung: Viele Tagfalterarten haben ihr vorderes Beinpaar umfunktioniert und benutzen es fast ausschließlich zum Putzen der großen Facettenaugen und Fühler. Die vorderen zwei Beine sind deshalb kürzer und meist nur eingeklappt in Ruhestellung vor den Augen zu sehen. Da sich Tagfalter überwiegend fliegend fortbewegen, kommen sie auf vier Beinen gut zurecht.
Habt Ihr wieder was gelernt 😉
Was wir noch kurz besprechen konnten, waren die Augen der Insekten: Insekten gucken ganz anders als wir, sie haben Augen, die aus ganz vielen kleinen Einzelaugen zusammengesetzt sind. Das konnten wir mit dieser Facettenbrille selber ausprobieren. Zum Glück funktioniert das Gehirn der Insekten anders als unseres, sonst würden die nie geradeaus fliegen können…Damit haben sie aber insgesamt ein besseres Sichtfeld als wir.
Nun, unsere Zeit war vorbei und wir gingen alle nach Hause oder wo wir sonst noch hingehen mussten.
Auf jeden Fall bleiben wir dran!