Greifvögel beim Weihnachtsmann
Ausflug nach Himmelpfort
Und so mitten im Sommer war uns auch gar nicht nach Weihnachten... Wir fuhren gemeinsam zur Naturschutzstation Woblitz. Dort empfing uns Paul Sömmer, der Leiter der Station.
Wir sahen als erstes einen Uhu, der nicht mehr ausgewildert werden kann und dort nun den Rest seines Lebens verbringt. Er wurde von verantwortungslosen Menschen sehr lange in einem viel zu kleinen Käfig gehalten und ist nicht in der Lage, seine Nahrung selber zu suchen (und zu finden). Außerdem handelt es sich nicht um den Europäischen Uhu, der also bei uns heimisch ist, sondern um einen Turkmenen-Uhu, eine Unterart mit wesentlich hellerer Gefiederfarbe.
Paul hatte aber gerade auch noch einen anderen Pflegling, der keineswegs zu den Greifvögeln gehört, einen Eisvogel. Man beachte die Form und Größe des Schnabels. Daran kann man erkennen, was der jeweilige Vogel so frisst.
Während Paul uns den Eisvogel zeigte (dass es ein Jungvogel ist, sieht man an der hellen Schnabelspitze, wo der Schnabel noch wachsen wird), setzte sich auf das ein Insekt namens Pferdebremse. Wir sahen gut, dass das Tier nur zwei Flügel hat, also zur Ordnung der Zweiflügler gehört. Das sind vor allem die Mücken und Fliegen.
Wir machten noch einen Abstecher zum Vogelfütterungsplatz, wo wir unter anderem einen Kleiber und eine Weidenmeise sahen.
Dann ging es aber in die Volieren, in denen die Vögel entweder vorübergehend oder leider auch manche das ganze Leben bleiben müssen. Auf die Ursachen will ich hier nicht näher eingehen. Wir hatten jedenfalls die Möglichkeit, einige von sehr nahe zu sehen, ohne dass die Tiere bereits in Gefangenschaft gezüchtet wurden und / oder gefangen gehalten werden. Auch das möchte ich hier nicht thematisieren.
Unsere erste Begegnung war mit einer jungen („juvenilen“) Silbermöwe. Dass sie noch jung ist, sieht man am Federkleid, erwachsene Möwen sind alle überwiegend weiß.
Dann zum nächsten Patienten, einem Mäusebussard. Gut zu erkennen an der feinen Streifung der Stoßfedern. Wir konnten gut wiederholen, woran wir eigentlich einen Greifvogel – also einen Vogel, der Fleisch frisst – erkennen:
- Hakenschnabel
- Greiffüße
Beim Uhu konnten wir deshalb erkennen, dass auch Eulen Fleisch fressen (und natürlich selber fangen). Beim Uhu sind die Fänge dazu noch dicht behaart.
Was wir beim Mäusebussard (übrigens unserem häufigsten Greifvogel) an diesem Tag auch gut beobachten konnten, war die Innenseite Halses. Vögel haben die Öffnung der Luftröhre direkt hinter der Zunge und verfügen - anders als wir Menschen - über keinen Kehldeckel, der sie beim Schlucken verschließt.
An den nächsten Patienten durften die Kinder ganz nahe heran, der ist nämlich noch recht jung. Es handelt sich um einen Wespenbussard. Die heißen so, weil sie sich tatsächlich von Wespen und Bienen ernähren, unglaublich bei so einem großen Vogel! Sie graben Erdnester aus und haben dafür auf der Stirn schuppenähnliche Federn als Schutz und haben schlitzförmige Nasenlöcher, in die keine Wespen hineinkriechen können. Die Beine sind kurz und kräftig, der unbehaarte Teil ist geschuppt. Sie leben – natürlich – nur im Sommer bei uns. Warum?
Dann ging es zu – wie ich sie gerne nenne – den drei Musketieren, wobei diese inzwischen durch d’Artagnan verstärkt wurden…Ich hatte Paul darum gebeten, die Arten nicht zu benennen, weil ich euch bitten möchte, die Bestimmung selber zu probieren. Nicht raten, sondern wirklich versuchen, die Vögel anhand der Merkmale zu bestimmen.
Der erste Kandidat ist einer, den wir schon mehrfach gesehen haben, natürlich meist im Flug. Es gibt ihn in Deutschland vor allem in unserer Gegend ziemlich oft, in anderen Gegenden gar nicht. Charakteristisch ist der Kopf, hell mit feiner Strichelung. Das Gefieder ist rotbraun. Wenn er fliegt, kann man sehen, dass der Stoß (die Schwanzfedern) gabelförmig gefächert ist. Deshalb hieß er früher „Gabelweihe“. Diese Art überwintert im Süden und ist eine der Ersten, die im Frühling zurückkommen.
Kandidat Nummer zwei: Die Augenfarbe, der kräftige, etwas gedrungene Körperbau, der relativ kurze Schnabel sind gute Hinweise auf die Art. Dazu hat er so gut wie immer einen schwarzen Bauch. Er kommt bei uns nur im Winter vor, denn er lebt in kalten Gegenden. Das sieht man auch an den Ständern (Beinen). Die haben ihm auch seinen Namen gegeben. Pelzwaren haben nämlich noch einen anderen Namen, vielleicht erinnern sich die Eltern daran. Und daher kommt der Name.
Kandidat Nummer drei ist leider, leider eine große Seltenheit. Was sofort auffällt, ist der sehr große und kräftige Schnabel. Dazu kommt ein flacher Schädel mit ausgeprägter „Augenbraue“. Er ist insgesamt rein braun, die Ständer sind bis unten befiedert. Sein früherer wissenschaftlicher Name beginnt mit „Aquila“. Damit müsstet ihr in die richtige Richtung kommen bei der Bestimmung. Auch er ist ein Zugvogel und in Deutschland vom Aussterben bedroht.
Ich werde euch natürlich gerne die Lösung verraten, aber vielleicht probiert ihr es erstmal selber.
Was haben wir noch gesehen?
- Nest von Erdwespen
- Kaisermantel – Männchen und Weibchen
- C-Falter
- Gemeine Strauchschrecke
- flugfähige Feuerwanze (Grundsätzlich können sie nicht fliegen, aber dann und wann gibt es welche mit voll entwickelten Flügeln. Dadurch kann sich die Art gut weiterverbreiten und Inzucht wird vermieden)
- Verlassenes Nest von Schwanzmeisen.
Auf dem Weg zur Station hatten wir auch schon einiges Schönes gesehen
- Brauner Waldvogel
- Eichengallen
Auf jeden Fall war das ein tolles Erlebnis! Hoffen wir, dass wir die Station erhalten können.