Wilde Früchte, wilde Tiere
Natur-Entdeckungen auf 1 Kilometer
Den Teil zwischen Lübars und Tegel werden wir uns auch noch ansehen, allerdings ist das Fließ innerhalb von Berlin fast zehn Kilometer lang, das ist denn doch mehr was für eine Wandergruppe… Wie wir gleich merkten: Wir finden einfach viel zu viele interessante Dinge! Als erstes wurde der Platz vor der Kirche in Beschlag genommen; denn dort gab es Kastanienbäume und die tragen jetzt Früchte, also Kastanien. Und die kann man anscheinend sonst nirgends finden =/ Dann gingen wir los: Ein schmaler Weg am Eingang des Dorfes, der hinunter zu den Weiden und Feldern führt, aber auf der einen Seite Weiden hat (Pferde!) und auf der anderen Seite mit Büschen bewachsen ist.
Und das sind lauter einheimische Gewächse, die nun allesamt Früchte tragen:
- Hagebutten
- Holunder
- Weißdorn
konnten wir bewundern, identifizieren und besprechen. Alle diese Früchte sind essbar, auch wenn sie roh meist nicht besonders gut schmecken. Man kann alle zu Marmelade/Fruchtaufstrich und Limonade oder auch Wein bzw. Schnaps verarbeiten. Diese Sträucher sind aber nicht nur für uns Menschen interessant, sondern sie bieten vielen Tieren Nahrung und Schutz. Wir sprachen ja darüber, dass wir uns im Herbst befinden, was die Jahreszeit der Früchte und der Ernte ist. Deshalb wird jetzt auch das Erntedankfest gefeiert. Es ist inzwischen als religiöses Fest etabliert, wurde und wird aber immer und überall gefeiert. Ihr dürft nicht vergessen, dass wir Menschen von der Ernte abhängig sind. Woher kommen unsere Nahrungsmittel? Und wenn die Ernte schlecht ist, haben auch wir hier in den reichen Ländern, in denen man alles irgendwo kaufen kann, ein Problem!
Der NABU Berlin fährt gerade eine Kampagne für mehr einheimische Sträucher!
Auf jeden Fall fanden wir schnell ein Beispiel für Tiere, die von diesen Sträuchern abhängig sind, nämlich Pflanzengallen. Das sind Wucherungen des Gewebes der Pflanzen, da hat die Pflanze auf den Biss oder Stich von Insekten oder Milben reagiert. Manche Gallen werden auch von Viren, Bakterien oder Pilzen verursacht. Die Insekten und Milben legen da ihre Eier hinein, die darin geschützt aufwachsen. Auf der anderen Seite des Weges standen neben Brennnesseln und anderen Pflanzen auch viele Disteln, die nun bereits verblühen, dabei ihre Samen entwickeln. Das sind die weißen Gebilde, die wie Watte aussehen. Daran hängen unten die Samen, aus denen dann bei passenden Gegebenheiten neuen Pflanzen wachsen können. Damit kamen wir auch zum Thema: Verbreitung der Samen bei Pflanzen. Wir besprachen, dass es durch
- Tiertransport
- Wind
- Ausschleudern
erfolgen kann. Es gibt dann noch die Verbreitung durch Wasser, aber die vernachlässigen wir heute.
Durch den Wind verbreiteten sich zum Beispiel die Disteln, der Löwenzahn (Pusteblume) und mehrere Baumarten. Einige entwickeln dazu diese kleinen Fallschirme, die Ihr alle kennt. Andere haben ihre Früchte mit Flügeln versehen. Die Samenkörner der Disteln waren übrigens bei den Stieglitzen sehr beliebt, wie wir beobachten konnten. Deshalb werden die auch „Distelfinken“ genannt. Wieder so ein Fall von deutscher Bezeichnung, die in verschiedenen Gegenden unterschiedlich sein kann. Der wissenschaftliche Name, der auch international verstanden wird, ist Carduelis carduelis, sicher einer unserer schönsten Vögel!
Dann sahen wir eine Gartenkreuzspinne, die gehört zu den Radnetzspinnen, wie man auf dem Bild gut sehen kann. Es sieht aus als hätte sie ein Kreuz auf dem Rücken, daher der Name. Sie ist völlig ungefährlich, wie alle Spinnen bei uns. Zwar hat sie ein Gift in sich, mit dem sie die Beute lähmt, aber Menschen kann das nicht beeindrucken. Auch die berüchtigte Neubürgerin Nosferatu-Spinne kann uns nicht gefährlich werden (Allergien immer ausgenommen). Nur der Biss des Ammen-Dornfingers kann weh tun und eine Reaktion hervorrufen, ist aber ebenfalls weit, weit, weit von der Gefährlichkeit von Spinnen in anderen Gegenden der Welt entfernt.
Am faszinierendsten waren auf dem ganzen Weg auf jeden Fall die Pferde auf den Koppeln und Weiden. Davon konnten alle gar nicht genug sehen. Immerhin haben wir es dabei geschafft, in dem Zusammenhang zu besprechen (Wiederholung, Wiederholung!), dass Pferde zu den Wirbeltieren gehören (sie haben eine Wirbelsäule), dass zum Stamm der Wirbeltiere fünf Klassen gehören
- Säugetiere
- Fische
- Amphibien
- Reptilien
- Vögel
und dass Pferde ihre Augen an der Seite des Kopfes haben und damit ein ganz anderes Gesichtsfeld als wir, und dass sie als Wirbeltiere zwar den gleichen Aufbau haben wie wir (Homologie) und die Fische und so, aber ihre Beine sich im Laufe der Zeit (Evolution) verändert und angepasst haben. Man kann sehen, dass alle diese Gliedmaßen einen gemeinsamen Ursprung haben und sich dann aber verändert haben, so wie es am besten zur jeweiligen Lebensweise passte. In der Tat läuft ein Pferd nur noch auf einem Zeh! Aber es wurde noch besser. Wir fanden eine Feuerwanze mit den Überresten eines Insektes. Sie ernähren sich ja von Pflanzensäften, aber auch von den Säften toter Tiere. Dann einen Mistkäfer, der wohl von Milben besiedelt befallen war. Milben gehören zu den Spinnentieren und es gibt unter ihnen viele Parasiten. Das sind Tiere oder Pflanzen, die von anderen Tieren oder Pflanzen leben. Parasiten leben zwar von ihren Wirten, schädigen diese aber in der Regel nicht oder nur wenig; denn sonst müssen sie sich ja jemand neues suchen. Aber wurde es dann langweilig? Keineswegs!
Wir machten die wohlverdiente Pause. Während dieser sahen wir am Himmel einen Mäusebussard, hörten einen Kolkraben (und besprachen kurz den Unterschied zwischen Raben und Krähen), ließen uns von einem Weberknecht erschrecken (nein, keine Spinne!) entdeckten vor allem das Highlight des Tages: Waldeidechsen! Eine hatte schon mal ein böses Erlebnis, denn sie war wohl von einem Fressfeind erwischt worden. Aber Eidechsen können tatsächlich ihren Schwanz abwerfen, wenn sie an diesem gepackt werden! Dann kann die Echse entkommen und der Feind sitzt verdutzt mit den Resten da. Dieser Schwanz kann dann wieder nachwachsen, auch wenn man die Stelle immer sieht. Und dieser Trick funktioniert nur einmal.
Weiter ging’s, an einer Wiese vorbei…halt, nein, wir kamen nicht vorbei, denn hier bewunderten wir nochmal den Löwenzahn (der auch diese Samenpuschel bildet) und da saß doch auf einem wieder ein Tier, dieses Mal eine Zecke. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, zumal die wirklich auffällig groß war! Wir hielten alle respektvollen Abstand! Die Zecken gehören auch zu den Milben, also zu den Spinnentieren und leben als Parasiten, siehe oben. Da sie zwei bestimmte Krankheiten auf uns übertragen können, passen wir lieber auf, dass sie und nicht erwischen. Gegen FSME kann man sich ja impfen lassen, aber gegen die Borreliose nicht. Wesentlich harmloser sind Schnaken und Bienen, die wir entdeckten. Wir versuchten nochmal bis zum Köppchensee vorzudringen, mussten aber an der Osterquelle umdrehen; denn da war ja noch der Rückweg, auf dem wir an einem ganzen Feld von Sauerampfer vorbeikamen, an einer hübschen alten Laterne, einem schönen alten Birnbaum (Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland) sowie dem alten Schulhaus, um wieder bei den Kastanien zu landen, wo wir am Anfang schon nette Pilze gesehen hatten und wo uns Lisa verraten hatte, dass ein brauner Pilz mit Lamellen immer giftig ist. Gut zu wissen!
Puh, was für ein aufregender Tag!