Rote Haube, rote Zähne, rote Pilze
Unterwegs mit der Kindergruppe Spandau
19.10.2019, Sieben-Raben-Weg in Wannsee. Hier trafen wir uns mit Anja, die in Berlin beim Bibermonitoring dabei ist, das heißt, sie sucht Biberspuren, trägt in eine Karte ein, wo sie was gefunden hat und meldet dies an das Bezirksamt. Dadurch wird die Biberpopulation in Berlin auf wissenschaftlicher Grundlage überwacht. Wir hatten Glück, es gab keinen Regen! Durch die Feuchtigkeit sind jetzt die Pilze aus dem Boden geschossen, wir sahen Fliegenpilze, Riesenschirmlinge und viele andere. Wir ließen die aber alle stehen, denn mit Pilzen muss man sich sehr gut auskennen, bevor man welche sammeln und essen kann. Später sahen wir noch einen Baumpilz, das Judasohr, essbar und unverwechselbar. Verwandt mit den Ostasiatischen Mu-Err – die gibt es in vielen Suppen.
Aber zuerst beobachteten wir einige Wasservögel: Zuerst Kormorane. Wir erfuhren, dass Kormorane im Gegensatz zu den anderen Wasservögeln ihr Gefieder nicht mit Hilfe einer Drüse einfetten können. Sie sind also nach jedem Tauchgang pitschnass und müssen nach einiger Zeit aus dem Wasser, damit sie nicht untergehen. Dann lassen sie sich von der Sonne trocknen. Deshalb sitzen sie dann irgendwo und breiten ihre Flügel aus. Das sieht man sehr häufig, achtet mal darauf! Der Kormoran ist keine Ente und auch kein Taucher, obwohl er viel untertaucht! Weiter hinten am Weg sahen wir dann einen Taucher, einen Haubentaucher.
Dann Blesshühner: Das sind auch keine Enten, sondern sie gehören zu den Rallen, zusammen mit dem Grünfüßigen Teichhuhn, dem Wachtelkönig und einigen anderen, die wir vielleicht noch kennenlernen. Und schließlich Stockenten: die kennen wir alle. Aber, um die Sache nicht zu einfach zu machen, lernten wir den Unterschied zwischen Schwimmenten und Tauchenten. Also: „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh‘!“ gilt nur für Schwimmenten!
Wir sahen und hörten Kleiber und Eichelhäher, störten einen Angler und hatten das ganz große Glück, dass über uns ein rufender Schwarzspecht flog. Den sieht man wirklich nicht so häufig, er ist ein Waldbewohner und recht groß, besetzt deshalb ein großes Revier. Zum Glück hat er gerufen, sonst wären wir vielleicht gar nicht auf ihn aufmerksam geworden! Der Schwarzspecht ist ganz schwarz, wie der Name sagt und hat eine rote Kappe – genau wie der Fliegenpilz.
Dazwischen sahen wir immer wieder Spuren von Wildschweinen und fanden an einer Kiefer Wildschweinborsten, die wir uns unter der Lupe nochmal genauer betrachteten. Nebenbei wurde der Unterschied zwischen Laub- und Nadelbäumen thematisiert und die Frage aufgeworfen, ob wir uns in einem Wald oder einem Forst bewegten.
Dann gab es die ersten Biberspuren! Kaum zu entdecken, aber Anja kennt sich aus und fand eine Markierung: Der Biber verteilt auf einer kleinen Anhöhe ein Sekret aus einer besonderen Drüse, die stark riecht und den anderen Bibern zeigt: Alles meins! Wir sahen eine frische Wildschweinsuhle und fanden jede Menge Muscheln, ohne Perlen, leider. Und da war sie: Die Biberburg! Hineingucken konnten wir natürlich nicht, aber wir gingen einzeln zu Anja und guckten von der Seite. Dort war auch der Eingang zu einer Mäusehöhle.
Der Eingang der Biberburg liegt unter Wasser, da kann kein Feind eindringen. Das Wohnzimmer liegt gemütlich trocken über dem Wasserpegel. Und ganz ordentlich treten die Biber die Füße ab, bevor sie in die gute Stube gehen. Biber gehören zu den Nagetieren, die eine Ordnung der Säugetiere bilden. Und diese sind eine der Klassen im Stamm der Wirbeltiere. (SKOFGA, da ist es wieder). Zuerst mussten wir aber ganz kurz noch klären, woran wir denn eigentlich festmachen, ob etwas lebendig, also ein Lebewesen ist oder nicht. Dazu gibt es fünf Kriterien:
- Stoffaustausch mit der Umwelt (Atmung, Essen, Ausscheiden)
- Reaktion auf Reize aus der Umwelt
- Wachstum
- Fortpflanzung
- Evolution
Die Wirbeltiere kennen wir ja schon und dass der Biber zu den Nagetieren gehört, sahen wir dann auch: Anja hatte nämlich einen Unterkiefer eines Bibers dabei, den Sie uns zeigen konnte. Die Zähne der Biber sind ganz lang und sie sind rötlich, denn da ist eine Eisenverbindung drin! Außerdem wachsen die Zähne ein ganzes Biberleben lang nach. Biber haben auch besonders starke Kaumuskeln, sie könnten ganz hartes Holz wie das von Eschen, Ulmen oder Eichen knacken, das dauert aber auch einige Zeit, weshalb sie lieber die Weichhölzer nehmen, wie Weiden, Pappeln, Birken oder Erlen.
Die Zähne schleifen sich selber immer wieder scharf, denn die ganz harte, gelbrote Seite ist außen, während auf der Innenseite nur normaler Zahnschmelz ist. Die Zähne überlagern sich und die harte Seite der unteren Zähne schleift die weiche Seite der oberen Zähne nach. Das haben wir Menschen dem Biber übrigens abgeguckt, so funktionieren die selbstschärfenden Messer. Das nennt man Bionik.
Wie wir gelernt haben, gibt es bei uns noch zwei weitere Tierarten, die man mit dem Biber verwechseln könnte. Da ist einmal der Nutria und dann noch der Bisam, auch Bisamratte genannt. Am besten kann man sie alle unterscheiden, wenn man den Schwanz sieht, der Biber hat einen flachen Schwanz, genannt „Kelle“, mit dem er im Wasser steuert, mit dem er beim Abtauchen laut aufs Wasser klatschen kann und auf dem er auch gut sitzen kann. Es gab noch viel über den Biber zu hören, aber wir mussten ja irgendwann auch zurück. Ich verspreche euch aber, das war nicht das letzte Mal, dass wir den Biber als Thema haben!
Gesehen haben wir außerdem noch mehrere Spinnen….Iiiieeeh, Spinnen….Wartet’s nur ab! Das Thema kommt auch noch! Zuerst einmal haben wir wiederholt, woran man Insekten und Spinnen unterscheidet. Genau: 3 Körpersegmente und 6 Beine oder 2 Körpersegmente und 8 Beine.
Aber wir hatten erstmal Feierabend und verabschiedeten uns mit herzlichem Dank von Anja!
Text: Christine Kuhnert