Schachbretter, Hitze und Mistkäfer
Ausflug zum Hahneberg
Am Eingang beobachteten wir eine Hummel und konnten sie mit Hilfe unseres Schlüssels bestimmen. Es war eine Helle Erdhummel. Hierzu auch nochmal der Ablauf einer solchen Bestimmung:
- Es ist ein Insekt, erkennbar an dem dreigeteilten Körper und den sechs Beinen
- Es gehört zu den Insekten mit vier Flügeln
- Es sieht aus wie eine große Biene und ist behaart
- Es ist eine Hummel
Leider war es ein bisschen zu heiß in der Sonne, so dass wir dann doch von Schatten zu Schatten eilten. Das führte aber auch gleich zu einem der Themen, die immer wieder angesprochen wurden und werden: Wechselwarm und gleichwarm!
Zur Erinnerung: Säugetiere wie wir und alle anderen haben innen in unserem Körper immer ungefähr die gleiche Temperatur, in unserem Fall sind das etwas unter 37° Celsius. Steigt die Temperatur, haben wir Fieber und sind krank, meist kommt das davon, das unser Körper eine Krankheit bekämpft. Sinkt unsere Temperatur stark, kann das bis zum Tod führen, weil die inneren Organe nicht mehr oder nicht mehr richtig arbeiten können. Das ist aber sehr extrem, also keine Bange: Nur, weil Ihr mal friert, sterbt Ihr nicht gleich!!! Um diese gleichmäßige Temperatur zu halten, muss dem Körper Energie zugeführt werden, in der Regel durch Nahrung. Säugetiere haben die Möglichkeit, zu viel Wärme wieder loszuwerden (Schwitzen, Hecheln), besitzen als Schutz gegen Kälte ein Fell oder ein Federkleid und können durch Bewegung Wärme erzeugen.
Dann gibt es aber die anderen! Dazu gehören zum Beispiel die Insekten und die Reptilien. Die haben ein völlig anders aufgebautes System und können ihre Körpertemperatur nicht selber bestimmen. Sie sind von der Außentemperatur abhängig, wird es kälter, werden sie innen auch kälter. Und umgekehrt. Und mit sinkender Körpertemperatur sinkt auch die Aktivität. Wir merken es ja auch, dass wir uns bei Kälte nicht so schnell bewegen können. Und das ist bei diesen Tieren ganz extrem. Im Winter zum Beispiel müssen die wechselwarmen Tiere zwangsläufig in eine Kältestarre fallen, es ist ihnen gar nicht möglich, sich genauso zu bewegen wie bei Wärme. (Es gibt auch eine sogenannte „Wärmestarre“, aber die kommt hier nicht so oft vor.) Sie holen sich die Energie fast nur von der Sonne und brauchen sehr viel davon.
Nun, wir wechselwarmen Tiere liefen also schwitzend den Weg hoch, an der Weide vorbei – die Schafe waren erst später wieder da – und guckten etwas erstaunt auf einen unansehnlichen Steinhaufen mitten auf dem Gras. Also, ich nicht, ich kenne die Ecke nämlich =)….Und da entdeckten wir tatsächlich einen Vogel, der sonst in Berlin sehr selten zu finden ist: Einen Steinschmätzer! Der lebt nämlich voll Begeisterung in solchen Steinhaufen, weshalb dieser hier auch hingebaut wurde. Das zeigt uns übrigens, dass es sich ursprünglich um einen Vogel der Felsenlandschaft handelt. Hier findet er nicht nur Nistplätze, sondern auch Nahrung, vor allem Insekten und Spinnen.
Wir fanden den Gewöhnlichen Natternkopf, eine wunderbare Pflanze, die Ihr unbedingt im Garten ansiedeln solltet. Er ist gegen Trockenheit sehr beständig und bietet vielen Insekten Unterschlupf und Nahrung. Und er ist vor allem wunderschön. Seht euch die einzelnen Blüten mal an! Überhaupt war es warm genug, dass viele Insekten unterwegs waren. Warum? Siehe oben! Wir fanden mehrfach Mistkäfer, genau genommen einen Frühlings-Mistkäfer, erkennbar an der violetten Farbe und der Rille auf dem Rücken. Viele Insekten waren unterwegs, aber man muss die meisten doch entweder fangen oder mindestens sitzend erwischen, um sie genauer anzusehen. Anders ist es mit den Schmetterlingen. Wir sahen eine große Menge Weißlinge – Ihr erinnert euch, dass es viele verschiedene Arten gibt, die so weiß sind. Und manche sind auch nur schwierig zu bestimmen. Die häufigste Art hier bei uns ist allerdings der Kohlweißling. Davon gibt es Großen und den Kleinen Kohlweißling, die man aber – seufz – gar nicht an der Größe so unbedingt unterscheiden kann, sondern an den schwarzen Flecken auf den Außenrändern der Flügel. Die sind beim Großen Kohlweißling deutlich größer und reichen weiter an den Körper heran.
Ein Unterscheidungsproblem hatten wir auch beim Großen Ochsenauge und dem Kleinen Wiesenvögelchen. Inzwischen bin ich aber von einem Experten aufgeklärt worden und kann euch deshalb sagen, dass wir wohl nur Ochsenaugen gesehen haben. Denn das Kleine Wiesenvögelchen ist wesentlich, also wirklich wesentlich kleiner, nur ungefähr so groß wie ein Bläuling, während ein Großes Ochsenauge die Größe eines Pfauenauges erreicht. So, das merken wir uns jetzt!
Und eine Art Schmetterling haben wir auf dieser Exkursion kennengelernt, den man sich richtig gut merken kann: Den Schachbrettfalter. Wenn Ihr den kennt, seht Ihr ihn ganz oft auf den Wiesen, achtet mal drauf! Man kann im Flug gut das Schwarz-Weiß erkennen.
Wir waren auf dem Weg an eine Stelle, an der man oft eine der interessantesten Tierarten dieser Gegend sehen kann, aber wir hatten Pech, es gab keine zu entdecken. Hier leben nämlich Zauneidechsen.
Hier kamen wir dann auch zum eigentlichen Thema des Tages, nämlich „Nachwuchs“. Als erstes definierten wir, woran man ein Lebewesen überhaupt erkennt.
- Es kann wachsen
- Es reagiert auf äußere Reize (Berührung etc.)
- Es verändert sich im Laufe einer langen Zeit (Evolution, Menschen sahen vor Jahrtausenden ganz anders aus)
- Es hat einen Stoffwechsel (Atmung, Nahrungsverwertung etc.)
- Es vermehrt sich (Nachwuchs)
Alle Lebewesen starten unterschiedlich ins Leben. Die Pflanzen wachsen in der Regel aus Samen heran, bilden erste Blätter und wachsen dann zu einer erwachsenen Pflanze heran. Bei den Tieren gibt es Arten, die lebendige Junge zur Welt bringen – zum Beispiel die Säugetiere (jaja, ich weiß, in Australien ist alles anders…) und es gibt Arten, die Eier legen. Zu denen gehören die meisten Reptilien, wie die Zauneidechse, und die Insekten. Aber Achtung: Es gibt auch Reptilien, die lebend gebären, ebenso Insekten. Also nicht als absolutes Gesetz merken!
Dann haben wir noch die Nesthocker und die Nestflüchter, ein Thema, das wir bei den Vögeln schon mehrfach besprochen haben. Das gibt es auch bei den anderen Tieren, zum Beispiel hatten wir die Nesthocker bei den Wildkaninchen (die wir auch nicht gesehen haben, seufz) und die Nestflüchter bei den Feldhasen. Und einen wichtigen und interessanten Punkt lernten wir kennen: Manche Tiere machen in ihrer Entwicklung eine vollständige Veränderung durch.
Wir haben das bei den Amphibien (Fröschen, Unken und Molchen) und vor allem bei den Insekten, Das bedeutet, dass diese Tiere, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, vollkommen anders aussehen als das erwachsene Tier und dann verschiedene Entwicklungsstadien durchlauen, in denen sie jedes Mal ganz anders aussehen, in anderen Habitaten leben und anders fressen.
Aber um die Sache nicht zu einfach zu machen, durchlaufen manche vier verschiedene Stufen:
- Ei
- Raupe oder Larve
- Puppe
- Imago = erwachsenes Tier
Das nennt man die vollständige Verwandlung oder Metamorphose. Das ist zum Beispiel bei den Schmetterlingen der Fall.
Andere durchlaufen nur drei Phasen:
- Ei
- Larve
- Imago = erwachsenes Tier
Das nennt man unvollständige Verwandlung und wir finden es zum Beispiel bei den Libellen.
Und dann gibt es noch die „Halbumwandler“, da schlüpfen aus den Eiern kleine Insekten, die fast aussehen wie die erwachsenen Tiere, nur viel kleiner. Dazu gehören zum Beispiel die Heuschrecken. Wenn Ihr also jetzt eine kleine Heuschrecke findet, ist das wirklich eine kleine Heuschrecke. Ein kleiner Käfer aber ist nicht ein Kind von einem großen Käfer, sondern wahrscheinlich eine eigene Art. Ist das nicht spannend?
Also, ich bin gespannt, was wir in der Hinsicht noch alles entdecken!