Der Gemeine Wacholder
(Juniperus communis)
Nadelbäume im Garten haben keinen guten Ruf: Seit dem Boom von Thuja, Blaufichte & Co. in den 1970er und 80er Jahren gelten Koniferen als altmodisch und obendrein ökologisch bedenklich. Richtig ist, dass die genannten Arten heimischen Tieren nicht viel zu bieten haben und, einmal herangewachsen, einen kleinen Garten in eine Ödnis verwandeln können. Dennoch ist es Zeit für die Rehabilitierung der Konifere, denn schließlich gibt es auch einheimische, ökologisch wertvolle Arten. Während aber Waldkiefer und Edeltanne viel zu groß für einen normalen Garten sind, geht der Gemeine Wacholder noch als Strauch durch.
Wie schwammig der Begriff „Art“ ist, zeigt sich an seinem Beispiel besonders deutlich: Während manche Unterarten, etwa der Alpen-Wacholder (Juniperus communis var. saxatilis), am Boden entlang kriechen und kaum kniehoch werden, kann die eine oder andere Erscheinungsform des Wacholders durchaus zwölf Meter oder mehr erreichen. Für den Garten empfehlen sich daher ausgewählte Sorten des so genannten Heide- oder Säulenwacholders (Juniperus communis var. communis), etwa „Hibernica“ oder „Meyer“, die meist drei bis vier Meter hoch wachsen – bestes Strauchformat also.
Lebensraum gefährdet
Der Gemeine Wacholder gehört in die Familie der Zypressengewächse und ist über die gesamte Nordhemisphäre verbreitet – von Alaska bis Kamtschatka, vom Nordkap bis Italien. Ein Lebenskünstler also, könnte man meinen, aber das stimmt nicht ganz: So anpassungsfähig der Wacholder ist, so wenig verträgt er Konkurrenz. Im Wald findet man ihn daher nicht, gegen wuchskräftige Bäume kann er sich nicht durchsetzen. Ursprünglich kam er deshalb auf mageren, felsigen Standorten vor. Erst der Mensch schuf den Lebensraum, mit dem wir ihn am stärksten in Verbindung bringen: die Wacholderheide. Hier, auf sandigem, ausgelaugtem Boden, kann er sich gut behaupten, zumal er von Weidetieren verschmäht bleibt. Mit nachlassender Bewirtschaftung gehören Wacholderheiden heute zu den gefährdeten Lebensräumen und müssen von Naturschützer*innen aufwändig gepflegt werden.
Ein Strauch für die trockenen Sommer
Ein Grund mehr also, dem Wacholder einen Platz im Garten einzuräumen. Einen sonnigen Standort vorausgesetzt, ist er pflegeleicht und steckt trockene Sommer klaglos weg. Als Konifere erfreut er uns und die Insektenwelt zwar nicht mit auffälligen Blüten – sein Pollen wird vom Wind verbreitet – doch sieht der immergrüne Strauch auch im Winter adrett aus und treibt zudem Beeren, die als Gewürz für Sauerkraut und Wildgerichte unentbehrlich sind. Die Beeren reifen übrigens erst im zweiten Jahr und werden nach dem ersten Frost geerntet. Weil sie harntreibend wirken und gegen Verdauungsbeschwerden helfen, dient der Wacholder von jeher als Heilpflanze, und zahllose Volksbräuche und Mythen drehen sich um diesen Strauch. Aber Vorsicht: Beeren nur verwenden, wenn es sich sicher um den Gemeinen Wacholder und nicht eine verwandte Art handelt! Denn die meisten Wacholdergewächse, darunter auch der im Alpenraum vorkommende Sadebaum (Juniperus sabina), sind sehr giftig.
Beeren nicht nur bei Menschen beliebt
Dass die Beeren (die botanisch korrekten „Zapfen“) auch Tieren schmecken, zeigt schon die Tatsache, dass der Wacholder zu den wenigen Pflanzen gehört, nach denen eine Vogelart benannt ist: die Wacholderdrossel. Überraschen mag hingegen, dass auch die harten, harzigen Nadeln Liebhaber finden, zum Beispiel die Raupen von Kiefernspanner und Nadelholz-Rindenspanner. Insgesamt soll der Wacholder einer Untersuchung zufolge 18 verschiedene Säugetiere, mehr als 40 Vogel- sowie 20 Insektenarten ernähren oder beherbergen – und gehört damit in die erste Liga unserer einheimischen Wildsträucher.
Unser Fazit: Stylisch, robust und anpassungsfähig. Also: Mut zur Konifere! Nicht nur Gin-Liebhaber*innen wissen: Ohne den Wacholder geht es nicht.
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