Der Gemeine Efeu
Alleskönner mit Imageschaden
Efeu ist eine winterharte und immergrüne Pflanze und kann bis zu 400 - 500 Jahre alt werden. Nach 8 - 10 Jahren verändert er seine äußere Gestalt und erreicht seine Altersform. Die Blätter, die vorher 3 - 5 lappig waren sind nun ungelappt und eiförmig. Die Haftwurzeln zum Klettern an der Fassade oder an Bäumen bildet Efeu ausschließlich in den ersten Jahren seiner Entwicklung, in seiner Jungform. Ist der Efeu “adult” bildet er seine doldenartigen Blüten aus.
Efeu als Nahrungsquelle
Eben diese Blüten sind es, die für die Insektenwelt, vor allem in der Stadt, sehr attraktiv sein können. Die Blüten locken zahlreiche Wildbienen, Tagfalter, Schwebfliegen, Wanzen und andere Arten an. Eine Wildbienenart, die Efeu-Seidenbiene, hat sich sogar auf den Efeu spezialisiert – ohne seine Blüten findet die Seidenbiene keine Nahrung. Durch die hohe Artenvielfalt werden wiederum räuberische Insekten wie Wespen, Hornissen und Spinnen angezogen aber auch insektenfressende Vögel. Einige Vögel, darunter die Drossel und der Star, ernähren sich auch von den Früchten des Efeus.
An Bäumen stellt Efeu entgegen seines Rufes keine große Gefahr dar, denn seine Haftwurzeln können nicht in die Leitbahnen des Baumes eindringen. Efeu ist also keine parasitische Pflanze, die Bäumen die Nährstoffe raubt. Was es jedoch zu bedenken gilt, ist, dass Efeu seinem Baum das nötige Licht zum Wachsen rauben kann. Auch das Eigengewicht des Efeus kann eine zusätzliche statische Belastung darstellen. Ist der Trägerbaum jedoch groß, stabil und besitzt eine ausladende Krone, droht ihm keine Gefahr durch Einsturz oder Lichtmangel.
Steckbrief
Der Gemeine Efeu
- Lateinischer Name: Hedera helix
- Familie: Araliengewächse (Araliaceae)
- Aussehen: immergrüne, ausdauernde Pflanze (Kletterghehölz) mit wechselständigen Laubblättern; winterhart; grüne Blätter, die je nach Alter ihre Form von lappig zu eiförmig wechseln; doldenartige Blüten
- Vorkommen: in Europa bis in mittlere Gebirgslagen heimisch, im Norden bis nach Südschweden verbreitet; im Osten bis zur Türkei
- Standort: Wälder, Steinbrüche oder Ruinen; auch in Städten sehr häufig
- In Berlin: fühlt sich an Häuserfassaden, auf Friedhöfen oder in dunklen Ecken von Parks überall im Stadtgebiet wohl
- Fun fact: Viele kennen vielleicht die Efeukränze der alten Griechen. Der Efeu hat hier die treu symbilosiert, da er als Klettergehölz sich natürlicherweise an andere Pflanzen „anschmiegt“.
Natürliches Schutzschild
Auch der Mensch kann von begrünten Häuserfassaden profitieren. An historischen Häuserfassaden kann eine Bepflanzung mit Efeu den Feinstaub und die Schadstoffe aus der Luft filtern und somit die Fassade vor Schmutzeinwirkung schützen, wie zahlreiche Studien belegen. Efeu kann hier wie ein natürlicher Schutzschild dienen. Außerdem erzeugt Efeu einen Kühlungseffekt an Gebäuden. Durch Verdunstung wird die Umgebungsluft, vor allem im Hochsommer, deutlich herunter gekühlt. Durch diesen Effekt wird das Risiko eines Hitzschlags herabgesetzt.
Des Weiteren speichern verholzende Pflanzen, wie Efeu, CO2 und können somit einen wertvollen Beitrag zur Klimaanpassung und Regulierung in Städten beitragen. Alle Pflanzen geben außerdem Sauerstoff ab und fördern somit die Luftqualität, die Luft wirkt weniger “stickig”. Sind in einer Häuserschlucht viele Fassaden begrünt, können hochfrequente Schallereignisse abgedämpft werden. Dadurch könnte der Stadtlärm für das menschliche Gehör erträglicher gestaltet werden. Nicht zuletzt haben Pflanzen und Naturnähe generell einen positiven Einfluss auf die menschliche Psyche.
Das schlechte Image trägt der Efeu somit zu Unrecht. Denn sowohl Tier, als auch Mensch kann – vor allem in der Stadt – von ihm profitieren.
Text: Paul Krüger
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