Der Strauch-Efeu
(Hedera helix „Arborescens“)
Er ist eine Pflanze mit zwei Gesichtern: Die meisten Menschen kennen den Efeu als Kletterpflanze, die sich mit ihren Haftwurzeln an Mauern und Baumstämmen festkrallt und ganze Häuser in einen grünen Mantel hüllen kann. Das aber ist nur die jugendliche Erscheinungsform des Efeus. Wenn er ein gewisses Alter erreicht hat und in lichtere Höhen vorgedrungen ist, verändert er seine Gestalt: Dann werden seine gelappten Blätter herzförmig, und er verliert seine Fähigkeit, zu klettern und Haftwurzeln zu treiben. Stattdessen beginnt er zu blühen und Früchte anzusetzen.
Der Clou aber ist: Wenn man diese Altersform des Efeus, die üblicherweise hoch in den Baum- und auf Mauerkronen gedeiht, mit Stecklingen vermehrt, erhält man einen richtigen Strauch! Diese Sorte ist als Hedera helix „Arborescens“ im Handel und gehört zu den empfehlenswertesten Sträuchern für eher schattige Gärten.
Spätes Bienenglück
Aus ökologischer Sicht ist die Altersform des Efeus besonders wertvoll, weil sie sehr spät im Jahr blüht – meist im September und Oktober, wenn bestäubende Insekten kaum noch andere Nektar- und Pollenquellen vorfinden.
An schönen Herbsttagen kann man ganze Schwärme von Wespen und Schwebfliegen beobachten, die blühende Efeupflanzen umschwirren. Auch der Admiral liebt die kugelförmigen Blütenstände sehr. Eine Wildbiene, die Efeu-Seidenbiene hat sich sogar ganz auf den Efeu als Nahrungspflanze spezialisiert und fliegt deshalb erst ungewöhnlich spät im Jahr. Sie ernährt ihren Nachwuchs ausschließlich mit Efeupollen, die sie als Vorrat in ihre Bodennester einbringt.
Entsprechend spät reifen auch die blau-schwarzen Beeren des Efeus. Ab Januar bis April schmecken sie nicht nur Amsel und Rotkehlchen, sondern stillen auch den ersten Hunger zurückkehrender Zugvögel, etwa der Mönchsgrasmücke.
Vorsicht für alle Nicht-Hautflügler!
Für Menschen sind die Efeubeeren hingegen giftig; sie schmecken allerdings dermaßen bitter, dass wohl kaum jemand freiwillig eine gefährliche Dosis zu sich nehmen würde. Wie so oft macht auch beim Efeu die Dosis das Gift, denn er ist auch eine uralte Heilpflanze. So setzt man Efeuextrakt als schleimlösendes Mittel bei Atemwegserkrankungen ein.
Während viele Menschen den Efeu heute eher mit Tod und Gräbern in Verbindung bringen – vielleicht weil er auf Friedhöfen oft ungehindert wachsen darf – , lösten seine immergrünen Blätter in der Antike fröhlichere Assoziationen aus: Der Efeu stand damals für langes Leben und Ewigkeit, und wie der Lorbeer diente er zum Winden von Sieges- und Ehrenkränzen. Der lebenslustige Weingott Bacchus etwa wurde oft mit einen Efeukranz gekrönt dargestellt. Erst später trat die ernstere Seite des Efeus in den Vordergrund, seither gilt er als Symbol für Treue und Beständigkeit.
Der Efeu im Garten
Beständig und anpassungsfähig gibt sich der Efeu auch im Garten, gleich ob als Kletterer oder als Strauch.
Er verträgt Schatten und mag zwar einen frischen Boden, steckt jedoch auch zeitweise Trockenheit klaglos weg – schließlich muss er in der Natur auch mit durstigen Baumwurzeln konkurrieren.
Der Strauch-Efeu wird gewöhnlich etwa 1,5 Meter hoch und breit, wächst schön rundlich und klettert garantiert nicht. Ein echter Strauch eben.
Unser Fazit: Erstklassiges Insekten- und Vogelbuffet in Hungerzeiten, dazu anspruchslos, adrett und immergrün. Absolutes Must-have für (halb-)schattige Gärten.