Die Rote Heckenkirsche
(Lonicera xylosteum)
Die Blüten
Und sie sieht ja auch nicht gerade spektakulär aus: unscheinbare Blüten im Frühjahr, jetzt im Sommer reifen die glasig roten Beeren. Ganz nett, aber nicht schön genug, um Eingang ins Sortiment der Gartencenter zu finden.
Das aber ist schade, denn wie so viele Mauerblümchen offenbart die Heckenkirsche ihre interessanten Seiten erst auf den zweiten Blick. Betrachtet man die ziemlich kleinen Blüten aus der Nähe, wirken sie geradezu exotisch und verraten die enge Verwandtschaft mit dem Geißblatt, einer beliebten Kletterpflanze. Wie dieses ist auch die Heckenkirsche bei Insekten sehr beliebt: Tagsüber laben sich Hummeln an ihrem Nektar, im Dunkeln ziehen die hellen Blütenkelche Nachtfalter magisch an.
Zur Schmetterlingspflanze macht die Heckenkirsche aber auch ihr Laub: Die Raupen von mindestens 25 Arten, darunter Hummelschwärmer, Schönbär und Kleiner Eisvogel ernähren sich von ihren unauffälligen, eiförmigen Blättern. Der Heckenkirschen-Glasflügler, eine Nachtfalterart mit hübsch gezeichneten, teilweise transparenten Flügeln, trägt seine Wirtspflanze sogar im Namen. Seine Raupen verpuppen sich in den hohlen Zweigen der Heckenkirsche.
Die Früchte
Die roten Beeren wiederum sind bei Vögeln beliebt. Leider erinnern sie entfernt an Johannisbeeren, obwohl sie anders als diese keine Trauben bilden. Dennoch probieren immer wieder Kinder die Früchte der verschiedenen Geißblattgewächse, die aber zum Glück nur schwach giftig und so bitter sind, dass es meist bei einer Beere bleibt. Unangenehme Folgen für die Verdauung sind erst nach fünf Beeren zu erwarten, schwere Vergiftungssymptome nach 30 oder mehr Früchten.
Für die menschliche Nutzung war die Heckenkirsche traditionell wenig ergiebig, allein ihre dünnen Zweige eigneten sich zum Besenbinden, und ihr zähes, helles Holz diente zur Herstellung von Holznägeln. Es gab der Heckenkirsche auch ihren botanischen Namen: „Xylosteum“ heißt aus dem Griechischen übersetzt so viel wie „Knochenholz“.
Der Gattungsname „Lonicera“ wiederum erinnert an Adam Lonitzer, einen Arzt des 16. Jahrhunderts, der ein Buch über Kräuterheilkunde verfasst hat – das nahe verwandte Geißblatt wurde früher als harn- und schweißtreibende Heilpflanze genutzt. Etwas irreführend erscheint hingegen der deutsche Name „Heckenkirsche“, da die gerade einmal erbsengroßen, ungestielten Früchte nicht wirklich wie Kirschen aussehen.
Standort
Als echtes Mauerblümchen stellt die Heckenkirsche kaum Ansprüche an ihren Standort. Sie bevorzugt zwar feuchte, gern halbschattige Stellen, wächst aber auch in normalem Gartenboden, der allerdings nicht zu stark austrocknen sollte. In der Natur wächst sie im Unterholz von Laub- und Mischwäldern. Mit maximal zwei Metern Höhe gehört sie zu den überschaubaren Gehölzen, die auch in kleinen Gärten einen Platz finden. Dort gibt sie sich vollkommen unzickig, gedeiht willig und leidet kaum je an Krankheiten.
Unser Fazit: Keine Schönheit, hat aber innere Qualitäten. Ein Strauch für Kenner*innen, gern auch ohne grünen Daumen.