Das Gewöhnliche Pfaffenhütchen
(Euonymus europaeus)
Wer es bunt mag, kann auf diesen Strauch keinesfalls verzichten: Das Pfaffenhütchen wartet mit der wohl gewagtesten Farbkombination der mitteleuropäischen Flora auf. Knallig pinke Kapselfrüchte mit orange gefärbten Samen – ein Kontrast, der auch im Herbst mit seinen leuchtenden Farben sofort ins Auge sticht. Die eigenwillig geformten Früchte erinnern mit ihren vier Zipfeln an die Kopfbedeckung katholischer Geistlicher, was den merkwürdigen Namen des Strauchs erklärt. Bei günstigem Wetter steigert seine Herbstfärbung, die ins karminrot-violette changiert, den Farbenrausch ins geradezu Psychedelische.
So viel Schönheit zum Ausklang der Gartensaison entschädigt auf jeden Fall für die eher durchschnittliche Performance des Pfaffenhütchens im Frühjahr und Sommer. Seine grünlich-weißen Blüten im Mai und Juni sehen zwar interessant aus, sind aber klein und fallen kaum auf. Bienen und besonders Schwebfliegen schätzen sie jedoch sehr, da die kleinen Kelche viel Nektar enthalten. Auch Ameisen naschen gern daraus.
Zäh, aber giftig
Manchmal wird das Pfaffenhütchen auch „Spindelstrauch“ genannt, denn sein gelbliches, zähes Holz wurde früher gern für Drechselarbeiten benutzt, um Spindeln, aber auch Orgelpfeifen, Stricknadeln und andere Gebrauchsgegenstände herzustellen. Beim Schnitzen war allerdings Vorsicht geboten, denn leider sind alle Pflanzenteile des Pfaffenhütchens für Menschen giftig. Der Verzehr der Früchte kann sogar zu schweren Kreislauf- und Verdauungsstörungen, im schlimmsten Fall zu tödlichen Lähmungen führen.
Verantwortlich ist ein ganzer Cocktail hochwirksamer Glykoside und Alkaloide, mit denen sich das Pfaffenhütchen vor dem Angriff hungriger Insekten zu schützen sucht. In der Vergangenheit wurde es daher als Heilpflanze gegen Krätze, Läuse und andere Parasiten eingesetzt, heute verwendet man es wegen seiner hohen Giftigkeit nicht mehr.
Im Wettrüsten der Evolution haben einige Insekten die chemische Abwehr des Pfaffenhütchens freilich längst ausgehebelt. In manchen Jahren wird der Strauch von den Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte kahl gefressen und in seidige Fäden eingesponnen. Meist treibt das Gehölz aber schnell wieder aus und übersteht die Attacke schadlos. Auch die Raupen des Pfaffenhütchen-Harlekins, eines hübsch gezeichneten Nachtfalters, ernähren sich ausschließlich vom Laub des Pfaffenhütchens.
Vögel sind ebenfalls gegen das Gift immun und schätzen seine bunten Früchte sehr, die manchmal auch als „Rotkehlchenbrot“ bezeichnet werden.
In der Natur kommt das Europäische Pfaffenhütchen in ganz Mitteleuropa an Waldrändern, in lichten Laub- und Auwäldern vor. Obwohl es etwas feuchteren Boden bevorzugt, nimmt das sehr anpassungsfähige Gehölz im Garten auch mit trockeneren Standorten vorlieb. Mit vier bis fünf Metern Wuchshöhe zählt es zu den mittelgroßen Sträuchern und macht sich gut in gemischten Hecken, gibt bei genug Platz aber auch einen wunderbaren Solitär ab. Anspruchslos, wie es ist, wächst das Pfaffenhütchen auch im Schatten, ein richtiges Farbfeuerwerk entzündet es jedoch nur an einem sonnigen Platz.
Unser Fazit: Ein Strauch mit echtem Wow-Faktor, zudem ein reich gedeckter Tisch für Vögel und Insekten und obendrein pflegeleicht. Was will man mehr?