Haarige Raupen und schleimende Schnecken
Es handelt sich um eine kleine Restfläche eines breiten Moorsaumes entlang der Havel. Und hier waren wir jetzt auch mal im Berliner Urstromtal, im Gegensatz zu den letzten Treffen. Die Bezirksgruppe Spandau des NABU führt hier Pflegeeinsätze durch, es werden gebietsfremde Pflanzen entfernt, vor allem die Kanadische Goldrute, die als Gartenpflanze eingeführt wurde, aber sehr schnell alles überwuchert, wenn man sie nicht in Schach hält. Britta Laube, Sprecherin der Bezirksgruppe war so lieb, uns durch das Gebiet zu führen und uns einiges dazu zu erklären. Wir besprachen, dass Moore besondere Gebiete sind, in denen nur wenige und sehr spezialisierte Pflanzen und Tiere leben können. Diese Art Landschaft ist für Menschen nicht zur Nahrungsgewinnung nutzbar, also weder als Viehweide noch als Ackerland. Deshalb wurden die meisten Moore in Deutschland in früheren Zeiten durch das Ziehen von Gräben entwässert und damit nutzbar gemacht. Allerdings sind damit auch wichtige Lebensräume zerstört worden. Und wenn man bedenkt, dass ein Moor nur ungefähr 1 mm im Jahr wächst… Was man wissen muss, ist vor allem, dass ein Moor nur entstehen kann, wo ständig genug, besser sehr viel Wasser ist. In den Mooren findet man den Torf, der früher getrocknet und als Brennmaterial genutzt wurde. Auch heute findet noch Torfabbau im großen Stil statt, dabei wird dieser jetzt vor allem für Blumenerde genutzt. Also nur torffreie Erde kaufen!
Außerdem lernten wir, was ein Naturdenkmal ist, vor allem, wie man zu der Ehre kommt. Eines von über 600 Beispielen ist die Dicke Marie in Tegel, die einige von euch kennen. Hier ist eine Liste der ungefähr 600 Berliner Naturdenkmale mit einigen echt schönen Fotos:
Berliner Naturdenkmäler.
Wir bewunderten eine sehr alte Rotbuche. Dass sie sehr alt ist (ungefähr 500 Jahre) sieht man daran, dass ihre Rinde im unteren Teil gar nicht mehr glatt ist, wie wir es sonst von Buchen gewöhnt sind. Auf dem Weg sahen wir ferner: Den Eingang zu einem Bau – ich vermute einfach mal Kaninchen, für Fuchs war die Öffnung zu klein, blühenden Efeu auf einem umgestürzten Baumstamm, auf dem Wurzelteller Schleimspuren von Schnecken. Diese gehören weder zu den uns bekannten Wirbeltieren noch zu den Insekten, sondern zu einem weiteren Stamm, nämlich dem der Weichtiere. Sie haben weder ein Innenskelett wie die Wirbeltiere, noch ein Außenskelett wie die Insekten. Ihr Körper ist – wie der Name sagt – weich und besteht aus dem Kopf, dem Fuß und dem Eingeweidesack, alles umgeben mit einem Mantel. Da sie damit ziemlich angreifbar sind, haben sehr viele von Ihnen etwas Geniales entwickelt: Ihr Mantel (also die Haut) sondert aus Drüsen Kalk aus, daraus baut sich das Schneckenhaus auf. Das Haus wächst dann mit der Schnecke zusammen immer weiter. Die Spur ist Schleim, den die Schnecken absondern, um sich fortbewegen zu können. Sie produzieren also ihren eigenen Straßenbelag. Genial! Dafür benötigen Sie aber viel Wasser, weshalb wir sie auch fast nur in feuchten Gebieten finden.
Dann gab es einen erneuten Exkurs zu den vier Haupthimmelsrichtungen und wie man einen Kompass einstellt. Darauf kamen wir wegen des Moospolsters an einer Birke. Wir erfuhren, dass Moos bevorzugt auf der Westseite wächst. Wir fanden Hartriegel und Holunder, die wir vergleichen konnten (der Fruchtstand, also wie die Beeren wachsen sieht ähnlich aus, aber Hartriegel hat längsnervige Blätter). Übrigens war tatsächlich der Holunder schon vertrocknet, das heißt wir sind im phänologischen Kalender viel weiter als wir dachten. Dieses Jahr war die Natur mit allem mindestens zwei Wochen früher dran!
Wir sahen Hopfen – eine Rankepflanze wie der Efeu, die Blüten kann man essen und Eberesche, auch Vogelbeere genannt. Außerdem einen holzbewohnenden Pilz, wahrscheinlich eine Schmetterlingstramete und Schlehen mit Beeren (schmecken nicht schlecht, einige haben sie probiert, die Beeren sind nicht giftig). Dann sahen wir eine höchst erstaunlich aussehende Raupe – einen Buchen-Streckfuß. Da die Raupe nahezu weiß war und das rote Haarbüschel nicht oder noch kaum hatte, war sie wohl frisch geschlüpft – was uns gleich noch auf den Kreislauf des Lebens beim Schmetterling brachte. Vier Stadien, wisst Ihr noch?
Die Pause wurde dann schnell zum Heuschreckenfangen genutzt, von denen es dort sehr viele gab, allerdings fanden wir nur eine Art.
Wir bewunderten noch eine ziemlich alte Buche mit Spechtlöchern und wanderten zurück zum Eingang.
Hat sich gelohnt, der für einige doch sehr weite Weg!
Bleibt neugierig!