Rotgelockte Schweine und graue Jäger
Besuch im Wildpark Schorfheide
Gestern waren wir zusammen in einer besonderen Landschaft, der Schorfheide, mit besonderen Tieren – und hatten auch besonders schönes Frühlingswetter. Und das mitten im Februar. Mal sehen wie das so weiter geht. Gestern jedenfalls war Frühling und wir haben die Sonne sehr genossen, während es ohne Sonne noch kühl war – wie es sich gehört.
Wir trafen uns vor dem Eingang des Wildparks Schorfheide und wanderten insgesamt 4 Kilometer durch die weitläufige Anlage – eine ganz schöne Leistung von euch Kindern, vor allem den ganz Kleinen!
Im Wildpark Schorfheide findet man heimische Großwildtiere und seltene ursprüngliche Haustierrassen.
Bereits beim Betreten der Anlage konnten wir die dort freilebenden Kolkraben sehen und hören. Die Kolkraben sind bei uns die größten Vertreter der Rabenvögel. Sie sind glänzend schwarz, haben einen großen Schnabel und eine laute Stimme. Der Gesang (ja, alle Rabenvögel gehören zu den Singvögeln!) begleitete uns den ganzen Ausflug über. Kolkraben sind etwas ganz besonderes. Sie können sehr alt werden, sind sehr intelligent und galten bei den Germanen als "Wotans Vögel". (Brünhilde wird in Wagners Götterdämmerung von Wotans Raben begleitet und schickt diese heim, bevor sie auf ihrem Ross Grane in die Flammen reitet - aber das ist eine andere Geschichte.
Einen anderen Vogel konnten wir auch hören und später sehen: Kraniche zogen über das Land! Sobald es wärmer wird und es den richtigen Wind gibt, ziehen die Vögel los – nicht nur die Kraniche. Der Wind sollte aus Südwest kommen, denn sie ziehen nordostwärts, nach Skandinavien und Russland. Sie sind auf dem Rückzug aus den Winterquartieren in die Brutgebiete im Norden. Einige von euch waren ja im letzten Herbst mit in Linum, dort konnten wir die Kraniche auf dem Weg in den Süden hören und sehen. Wer weiß, vielleicht waren es dieselben?
Wir sahen auch kurz eine Goldammer, hörten einen Buntspecht trommeln (es ist Balzzeit!), sahen Nebelkrähen und hörten Kleiber (das ist der, der mit dem Kopf nach unten den Baumstamm hinablaufen kann).
Den Spielplatz ließen wir links liegen, es ging gleich zu den Wollschweinen. Es sind meine absoluten Favoriten: Schweine mit roten Locken! Wer eines anfasste, stellte aber fest, dass es bei Schweinen nicht umsonst "Borsten" heißt statt "Haare".
Weiter ging es zu den Wisenten. Kurz besprachen wir, dass die Bisons, die wir auch im Zoo schon gesehen hatten, früher zu Milliarden die nordamerikanischen Prärien bewohnten und für die dort lebenden Indianer eine wichtige Quelle für Fleisch und Fell waren. In Europa lebten die Verwandten der Bisons. Die Unterscheidung ist schwierig und beide Arten lassen sich auch noch kreuzen. In der Natur treffen sie sich einfach nicht, genau wie zum Beispiel Eisbär und Pinguin.
Wir erfuhren, dass Pferde, Rehe, Hirsche und andere sogenannte Fluchttiere sind. Werden Sie aufgeschreckt, sprinten sie los ohne lange zu fackeln. Da sie Beutetiere für Fleischfresser sind, haben sie ihre Augen weit an der Seite, was ihnen ein größeres Blickfeld gibt als uns und anderen Tiere, zum Beispiel denen, die sie als Beute fangen wollen:
Die grauen Jäger. Darüber kann ich euch noch stundenlang erzählen und wir werden Wölfe auch sicher noch mehrfach als Thema haben. Als wir dort waren, haben die Wölfe geruht und waren nur schwer auszumachen. Aber wir haben ja einige Adleraugen in der Gruppe!
Vorbei an den wilden Verwandten der Hausschweine (und wie wir lernten, dem gefährlichsten Wild des Waldes) ging es zu den Luchsen. Wenn ihr sie sehen wollt, solltet ihr vor 11 Uhr noch einmal dort hin, dann ist Fütterung und ihr könnt die Luchse wahrscheinlich sehr nahe sehen. Es gibt wieder Luchse in Deutschland, im Gegensatz zu den Wölfen sind sie bisher aber nicht von alleine zurückgekommen, sondern wurden wieder angesiedelt.
Wie wir lernten, gehören Luchse zu den Katzenartigen (Feliden) und Wölfe zu den Hundeartigen (Caniden), beide laufen auf jeweils vier Zehen, sind also Zehengänger, während der Daumen nach oben gewandert ist. Seht euch das mal bei Haushunden und -katzen an! Huftiere allgemein laufen auch auf ihren Zehen (Zehengänger), und zwar meist auf zweien (Paarhufer) oder sogar nur auf einem (Pferde). Menschen und Bären laufen dagegen auf den Sohlen (Sohlengänger).
Seht her und lauscht! Die Kraniche ziehen, die Spechte balzen, Meisen klingeln, die ersten Schmetterlinge wurden beobachtet (die müssen als ausgewachsene Tiere überwintert haben, wie wir diskutiert haben. Dazu verbergen sie sich ab dem Herbst an geschützten Stellen), Vögel besetzen Reviere, Frühlingsblüher schießen aus dem Boden: Kurzum, genießt den augenblicklichen überraschenden Frühling.
Text: Christine Kuhnert