Dampflok und Natur – und ein Mäusebussard!
Kindergruppe Spandau zu Besuch auf dem Südgelände
Ein Parkweg führte uns in das Gelände hinein, und dort besprachen wir direkt die komischen runden Dinger in den Bäumen. Man könnte denken, es handelte sich um Nester, schließlich sah die Graureiherkolonie im Zoo ja ganz ähnlich aus. Aber nein, es sind tatsächlich Pflanzen, die dort in den Bäumen wachsen.
Sie heißen Misteln und ihr kennt sie bestimmt aus der Weihnachtszeit. Misteln sind immergrün und leben als Halbschmarotzer auf Bäumen. Sie verankern sich nicht selbst im Boden, sondern zapfen mit ihren Wurzeln die Leitungsbahnen ihrer Wirte an. Zusätzlich betreiben sie noch Fotosynthese. Miraculix schnitt die Misteln angeblich mit einer goldenen Sichel, um sie vor allem in seinen Zaubertrank zu tun.
Macht das bloß nicht nach, Misteln sind giftig! Die Früchte der Mistel, kleine weiße Beeren, bilden im Winter eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vögel. Im Inneren der Beeren befindet sich, das ist der Sinn von Früchten, der Samen. Die Vögel scheiden diesen wieder aus oder sie wetzen ihren Schnabel an einem Zweig, wo die klebrigen Mistelsamen hängen bleiben und sorgen so für die Verbreitung der Pflanze, insbesondere Misteldrosseln und Seidenschwänze.
Seidenschwänze ziehen im Herbst nach Mitteleuropa, wenn es in ihren Brutgebieten in Nordskandinavien und Russland zu kalt wird und sie keine Nahrung mehr finden. So etwas nennt man dann "Invasionsvögel". Im Mittelalter nannte man die schönen Vögel aber "Pestvögel" und ihr Einflug wurde als böses Vorzeichen gesehen (im Niederländischen heißen sie immer noch Pestvogel und in der Schweiz Sterbevögeli).
Wir wanderten weiter und kamen zur Kunst. Hier darf nämlich ganz offiziell gesprüht werden und es gab einiges zu bewundern! Es wurde etwas sportlicher, denn wir begingen den Rundwanderweg. Diesen Steg sollte man nicht verlassen, da sich außerhalb der begangenen Wege eine erstaunliche und teilweise sehr seltene Tier- und Pflanzenwelt entwickelt hat, die wir nur stören oder zerstören würden. Seit 1999 wurden hier 30 Brutvogelarten, 57 Spinnenarten, 95 Wildbienenarten, 15 Heuschreckenarten und über 350 Pflanzenarten und 49 Großpilzarten dokumentiert. Einige nicht heimische Arten wurden wahrscheinlich über den Güterverkehr dorthin verbracht. An vielen Stellen gibt es dazu Hinweistafeln, aber wir waren erst einmal schrecklich hungrig und mussten eine Pause einlegen.
Dabei hatten wir wieder riesiges Glück, ein Mäusebussard flog nahe an uns vorbei und setzte sich in unserer Nähe auf einen Baum. Sein Brustband ist ein typisches Merkmal des Mäusebussards, der, wie wir besprachen, zu den Greifvögeln gehört. Deshalb sind ihre Augen auch nach vorne gerichtet. Kurz wurde angerissen warum wir überhaupt etwas sehen (Lichteinfall). Dann zählten wir die Jahreszeiten auf, einmal nach dem Kalender (vier) und einmal nach den Erscheinungen in der Natur (zehn). Und wir stellten fest, dass wir im Vorfrühling sind.
Auf dem Foto seht Ihr die Kätzchen einer Birke. Das sind die männlichen Teile einer Birke, in ihnen befinden sich die sogenannten Staubbeutel, aus denen dann bald mit dem Wind die männlichen Samen fliegen. Alle Birken (und andere Pflanzen) haben außerdem noch weibliche Teile, die Blüten. Die Samen der Pflanzen fliegen zu vielen Milliarden durch die Luft und einige treffen dabei auf die Blüten anderer Pflanzen der gleichen Art und befruchten die Blüte. Aus dieser wächst dann die Frucht. Die enthält den Samen. Aus dem wachsen mit Glück neue Pflanzen. Und so schließt sich der Kreis. Bei anderen Pflanzen funktioniert die Bestäubung über Insekten, z. B. Bienen. Bei der Haselnuss kann man die weiblichen Teile leichter von den männlichen unterscheiden als bei den Birken.
Ganz toll wurde es auf dem Weg zum Ausgang, dort steht nämlich eine Dampflok.
Die Bezirksgruppe Steglitz-Tempelhof des NABU führt hier übrigens wieder Pflegemaßnahmen durch und wenn es vom Termin her passt, werden wir auch daran teilnehmen!
Es war ein schöner, wenn auch kühler Ausflug!