Wildschweine, Bruchwald und Buchdrucker
Das war eine Aufregung!
Berlin, 24.08.2019. Dieses Mal trafen wir uns am Eingang zum NSG Fließwiese Ruhleben, welches direkt an das NSG Murellenschlucht anschließt. Es kam eine recht große Gruppe zusammen und gleich am Treffpunkt konnten alle, die schnell genug waren, am Himmel einen Mäusebussard kreisen sehen. Kaum waren wir ein paar Meter gelaufen, flog ein Vogel an uns vorbei in einen Baum und einige entdeckten ihn dann auch darin sitzend. Es handelte sich um einen männlichen Buchfink.
Beim nachträglichen Anschauen in der NABU-Vogelwelt-App wurde kurz wiederholt, dass bei nahezu allen Vögeln die Männchen ein besonders schönes Gefieder tragen, die Weibchen aber eher unscheinbar aussehen, ganz deutliches Beispiel dafür sind die bei uns sehr häufigen Stockenten. Erzählt euren Eltern, warum das so ist! Und nebenbei: Weiß noch jemand, woher die Stockenten ihren Namen haben?
Eine Warnung sorgt für kurzes Unbehagen
Kaum auf dem Waldweg angekommen, vertrieben wir eine Maus – das ist einfach so, da müsst Ihr nicht traurig sein. Mäuse sind sowieso Fluchttiere und immer auf Achse. Allgemein sollte man sehr viel Ruhe und Geduld mitbringen, wenn man Tiere beobachten möchte! Aber einige Kinder haben sie sehen können, immerhin.
Kurz danach waren wir über unsere große und damit ziemlich laute Gruppe auch froh, denn ein entgegenkommender Radfahrer warnte uns, dass er gerade von einem Wildschwein mitten auf dem Weg angegrunzt worden sei. Es gab ein kurzes Zögern und einige ängstliche Blicke, aber als Naturforschende waren wir sicher: Kein gesundes Wildtier greift einfach so Menschen an. Wir besprachen, was man tun solle, wenn man tatsächlich einem Wildschwein begegnet (sich bemerkbar machen, das Tier nicht in die Enge treiben, Ruhe bewahren), und vermuteten, dass der Radfahrer vom Wildschwein wahrscheinlich einfach viel zu spät bemerkt und vielleicht nicht gleich als Mensch erkannt worden war. Wir gingen furchtlos voran (wobei wir aber ehrlich gesagt etwas mehr Krach machten als sonst….) und kamen nicht nur unbeschadet an der Stelle vorbei, sondern sogar ohne die Tiere zu sehen. Aber: Riechen konnten wir sie! Das ist ein Geruch, den man sich gut merken kann und sollte. Es riecht nach Eichenlaub und Liebstöckel! Könnt Ihr im nahenden Herbst an jeder Eiche ausprobieren. Ein bisschen Wasser war dort am Weg noch zu sehen, es ist auch in diesem Jahr viel zu trocken. Das Wasser ist mit der sogenannten Entengrütze bedeckt, es ist die Kleine Wasserlinse, die tatsächlich gerne von Enten und Gänsen, aber auch Fischen gefressen wird.
Auf den Spuren von Buchdruckern, Mistkäfern und Co.
Der Weg wurde von einem Holzgeländer begrenzt, das teilweise stark verrottet war und in welchem wir Spuren eines Borkenkäfers fanden – in dem Fall des Buchdruckers. Weiterhin gab es Mistkäfer – die kennen wir ja nun schon gut – eine rote Libelle, die Taubnessel (erinnert euch an das Tempelhofer Feld!) und Gespinste sowie Spinnennetze zu bewundern. Zur Pause stellten wir dann noch fest, dass es jetzt auch endlich Wespen gibt.
Wir sprachen kurz über den Aufbau eines Seeufers und davon, dass nur einige Pflanzen es vertragen, oft oder sogar ständig überflutete Wurzeln zu haben. Zum Beweis konnten wir einige abgestorbene Bäume sehen. Am Rand eines solchen Sees oder in diesem Fall Bruchs stehen deshalb vor allem Schwarzerlen und verschiedene Weidenarten. Die Atmosphäre in einem solchen Bruchwald hat etwas Verzaubertes.
Beim Nähergehen sahen einige von uns eine Ringelnatter, aber die war natürlich schnell verschwunden.
Und schon war es wieder Zeit für den Rückweg ...
Wir mussten uns auf den Rückweg machen, die Zeit war vorbei, die Eltern warteten. Wir nahmen wieder den gleichen Weg zurück, weil auf der anderen Seite der Fließwiese kein Weg ist und wir die Straße hätten wählen müssen, was schon wegen der hohen Temperaturen, die leider herrschten, nicht unsere Wahl sein konnte. Auf dem Rückweg kamen wir auch wieder auf das Thema Amphibien zu sprechen, weil die Fließwiese ein Ort ist, an dem Knoblauchkröten und auch einige Kammmolche leben! Wiederholt wurde in diesem Zusammenhang, dass die Amphibien zu den fünf Klassen der Wirbeltiere zählen, dass ihr Name bedeutet, dass sie einen Teil ihres Lebens abhängig vom Wasser und einen anderen Teil abhängig von Luft verbringen, und wie ihr Lebenszyklus ist. Ebenfalls brüten in diesem Gebiet Kraniche. Sie bauen Nester auf dem Boden und tun dies in solchen Gebieten wie hier, weil sie dort vor Beutegreifern relativ sicher sind.
Das war wieder ein interessanter, wenn auch ziemlich warmer Ausflug!
Text: Christine Kuhnert