Biberrevier Spandau
Bibermonitoring der Bezirksgruppe
Im März wird es Zeit für ein Bibermonitoring an den Gewässerufern von Spandau. Der Bezirk hat das größte Bibervorkommen in Berlin. Bei so viel Wasser ist das nicht verwunderlich. Hier fließt die Spree in die Havel, hier gibt es jede Menge Seen und Inseln, verwaiste Industriekanäle und den Berlin Spandauer Schifffahrtskanal.
Und dennoch hat der Biber, der vor 200 Jahren durch den Menschen fast ausgerottet wurde, den Weg zu uns erst 1994 gefunden. Biber wurden wegen ihres dichten Felles gejagt und zu Mützen verarbeitet. Sie mussten sogar als Fastenspeise herhalten, da ja alles was im Wasser schwimmt, bekanntlich ein Fisch ist. Das letzte Refugium des Elbebibers (Castor fiber) war das Gebiet der mittleren Elbe bei Dessau. Von dort hat er seinen Ausbreitungsfeldzug gestartet. Und nach dem Mauerfall war es dann soweit, der erste Biberbau in Westberlin konnte auf der Insel Valentinswerder bestaunt werden. Im Laufe der Jahre konnte sich die Berliner Population auf ungefähr 100 Exemplare einpendeln. Dass es so viele werden würden, hatte man gar nicht erwartet. Selbst für unbesiedelbar gehaltene Kanäle und Teiche hat der Biber mittlerweile erobert. Er hat Schlupflöcher hinter Spundwänden gefunden und baut sich seinen Bau in die Uferböschung hinein.
So ein Biberbau hat meist mehrere Räume, zum Beispiel einen Wohnkessel und einen Vorratskessel. Außerdem gibt es sicherheitshalber mehrere Eingänge. Diese liegen ausschließlich unterhalb der Wasserlinie und sind nur per Tauchgang zu erreichen. Biberburgen gibt es hier eher selten. Dafür braucht der Biber abgelegene Orte. Im Sommer ernährt er sich von allerhand Kräutern und Grünzeug. Er ist reiner Vegetarier und besitzt ein spezielles Verdauungssystem, um auch die harte Rinde verdauen zu können. In einer Art Blinddarmsack wird die Zellulose von Bakterien vorverdaut, wieder ausgeschieden und nochmals vom Biber gefressen. Im Winter muss er dann auch mal einen Baum fällen, um an das nahrhafte Grün, sprich Knospen und Rinde, heranzukommen. Praktischerweise wird der Baum dann unter Wasser vor den Bau platziert. So hat der Biber einen Vorrat, wenn das Gewässer mal zufriert. Er hält nämlich auch keinen Winterschlaf.
Im Frühjahr lohnt es sich dann besonders das Bibermonitoring durchzuführen. Man findet jede Menge Biberspuren wie Fraßspuren an Bäumen und Büschen, Biberbauten oder Ausstiege aus dem Gewässer solange die Gehölze noch kahl sind.
Die Fundstelle wird durch GPS-Koordinaten erfasst und auf einer Karte eingezeichnet. Die Fraßspuren werden anhand von Bildern belegt. Werden die Daten über mehrere Jahre gesammelt, bekommt man einen Eindruck, wie sich die Population entwickelt. Der Biber hat sich an das städtische Leben angepasst. Obwohl er schlecht sieht, kann er dennoch Geräusche und Vibrationen sehr gut wahrnehmen. Wenn ihm das Stadtgewusel zu viel wird, schlägt er mit seiner Kelle geräuschvoll aufs Wasser und taucht einfach ab. Sein Revier ist immer so groß, dass er dort genug Nahrung findet. So ergibt sich automatisch eine maximale Besiedelungsdichte für Berlin, die aktuell schon erreicht ist.
Die Biber sind sehr gesellig. Die Eltern leben immer mit 2 Generationen in einem Bau. Wenn dann der nächste Nachwuchs kommt, müssen sich die Älteren ein eigenes Revier suchen. Selbst hier in der Großstadt gestaltet sich der Biber als einziges Tier seinen Lebensraum selbst. Da wo der Wasserspiegel nicht hoch genug ist, um den Eingang des Baus unter Wasser zu legen, wird, wie am Grützmachergraben in Haselhorst, einfach das Wasser mit Hilfe eines Dammes aufgestaut. Dort, wo früher eine Wiese war, befindet sich heute ein Teich. Der Damm wird vom Biber immer ordentlich gepflegt und wieder abgedichtet, sollte es zu Undichtigkeiten kommen. Über die Zeit sterben dann die Bäume, die im Wasser stehen, ab und ein neuer Lebensraum, zum Beispiel für Amphibien, entsteht. Aufgrund der zahlreichen menschlichen Bautätigkeiten schrumpft leider auch der Lebensraum für den Biber. Werden Uferbereiche bebaut, bleibt dem Biber nur noch der Umzug. Wer also gerne mal auf Biberpirsch gehen möchte, wird in Spandau nicht enttäuscht werden.
Text: Britta Laube