Einsatz für die Uferschwalben
Neue Sandwand auf dem alten Golfplatz
Kurz nach der Wende wurde der britische Golfplatz wieder in deutsche Hände gegeben. Der Bund hatte sogleich die Idee, dort Wohnungen zu bauen. Zum Glück für die Uferschwalben wurde der Plan nie in die Tat umgesetzt und so ist der Golfplatz auch heute noch zum Golf spielen da. Im Gegenteil, der Platz wurde sogar ausgebaut und in diesem Zuge entstand vor 30 Jahren ein etwa 100 m langer und 3 m hoher Sandwall. Über die Jahre hat sich das lockere Material gesetzt und verfestigt. Mittlerweile hat sich obendrauf eine Humusschicht mit Trockenrasenbewuchs gebildet, der die Erosion der künstlichen Düne verhindert. Die südliche Wand muss wohl irgendwann mal zu einer Steilwand begradigt worden sein und wurde so für Uferschwalben attraktiv.
Abgesehen von der Uferschwalbe, unserer kleinsten Schwalbenart, bauen alle heimischen Schwalben Mörtelnester. In Berlin sind das die Rauchschwalbe, die gerne in Gebäuden wie S-Bahnhöfen brütet und die Mehlschwalbe, die außen an Gebäudewänden nistet. Die Uferschwalbe dagegen hat ihr Nest am Ende von ausgeschabten Brutröhren in Sand- und Erdwänden, die bis zu 60 cm tief sein können. In Berlin gibt es da nicht so viele Möglichkeiten und entsprechend selten ist die Uferschwalbe hier anzutreffen. Und wenn, dann in Kolonien, wie an unserer Sandwand. Auch für die Versorgung ist dort bestens gesorgt, da sich an den Sandwall gleich ein Trockenrasen anschließt, der viele Insekten beherbergt. Selbst ein Gewässer befindet sich ganz in der Nähe. Im Flug über die Wasserfläche erbeuten die Uferschwalben dann allerlei Getier. Gewöhnlich brüten sie zweimal im Jahr und legen vier bis fünf Eier. Die Brutdauer beträgt etwa 14 Tage.
Über die Jahre kamen leider immer weniger Uferschwalben zum Brüten an unsere Sandwand, weil die Oberfläche abbröselte und immer unebener wurde. Das mögen die Uferschwalben nicht so gerne. Im Jahr 2020 waren es dann nur noch ungefähr 10 Brutpaare. Der Vogelkenner Andreas Federschmidt beobachtete diese Entwicklung mit Besorgnis. Er informierte den Artenschutzbeauftragten des Naturschutzamtes Spandau, des NABU Berlin, die NABU Bezirksgruppe Spandau und Landschaftsgärtner des Golfplatzes, um die Situation zu beurteilen. Das Ergebnis war Mitte April 2021 ein Pflegeeinsatz der NABU Bezirksgruppe Spandau mit 10 fleißigen Helfern, die mit Spaten und Schubkarre der Sandwand zu Leibe rückten und wieder eine schöne glatte, vertikale Fläche herstellten.
Direkter Erfolg krönt Pflegemaßnahme
Schon zwei Wochen später trudelten die ersten Uferschwalben aus ihrem Winterquartier ein. Anfang Mai waren es dann schon 30 Exemplare. Im Juni konnte Andreas Federschmidt 62 beflogene Röhren zählen und im Juli sogar 96. Jede Menge Jungvögel und ein reger Flugbetrieb vor der Wand konnten beobachtet werden. Ein kleiner Einsatz sorgte so für einen riesigen Bruterfolg, der in Berlin seltenen Uferschwalbe. Alle vier bis sechs Jahre muss so eine Sandwand wieder für diese Vogelart hergestellt werden. In einer natürlichen Umgebung würden sie sich neue Brutstätten suchen, aber in Berlin sind diese rar.
Text: Britta Laube