Der Horst ist leer
Ende der Storchensaison 2021
23.08.2021 - Es liegen aufregende Wochen hinter uns: Starkregen und Gewitter, Sommercamp und Projekttage haben uns auf Trapp gehalten, so dass wir nicht dazu gekommen sind die Informationen zur Kamera zu aktualisieren.
Auch bei den Störchen ist viel passiert, leider nicht nur erfreuliches: Die Unwetter um den 30. Juni haben leider vielen der Jungstörche in Linum und in der Umgebung das Leben gekostet. Einige Jungstörche waren zu der Zeit gerade in dem kritischen Alter von 3-5 Wochen, in denen ihr Deckgefieder noch nicht vollständig ausgebildet ist, um sie vor Regen und Wind zu schützen, sie aber auch nicht mehr klein genug sind, als dass die Altvögel sie unter ihrem Gefieder schützen (hudern) können. Bei lang anhaltendem Regen nässt das Gefieder der Jungstörche komplett durch und sie sterben an Unterkühlung. In Linum sind dadurch sieben Jungstörche verstorben, so dass in diesem Jahr insgesamt nur sechs der Linumer Jungvögel überlebt haben.
Retten der Jungstörche?
Immer wieder werden wir gefragt, warum wir die Jungstörche in solchen Situationen nicht aus den Nestern retten, aber so einfach ist das nicht. Das Eingreifen ins Nestgeschehen ist nur unter bestimmten Voraussetzungen und mit Ausnahmegenehmigung möglich und benötigt die Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde. Denn obwohl der Storch dem Menschen so nahe ist, gehört er zu den Wildtieren! Solange sich aber beide Altstörche um ihre Nestlinge kümmern, handelt es sich bei ihnen nicht um hilflose Jungstörche. Die Aufzucht von Menschenhand ist beim Storch zwar etwas unproblematischer als bei manch anderer Vogelart (z.B. Kraniche oder Gänse, die sich sehr viel stärker an den Menschen binden) kann aber dennoch zu Störchen führen, die in ihrem natürlichen Fluchtverhalten gestört sind. Aus diesem Grund greifen wir nur dann ein, wenn akute Gefahr im Verzug ist, wenn sich die Jungstörche z.B. in Schnüren verfangen haben, oder sie von den Altvögeln aus dem Horst geworfen wurden.
Das Erfreuliche: Unser Storchenjunges hat überlebt
Nun aber zum erfreulicheren Teil: Der Jungvogel auf der Storchenschmiede hat die Unwetter gut überstanden. Pünktlich zu Beginn unseres Sommercamps am 25. Juli hat er seinen ersten Rundflug gemacht und kam dann nach zehn Tagen auch nicht mehr auf den Horst zurück. Wir gehen davon aus, dass er sich mit den anderen Jungvögeln in der Region auf den Weg nach Süden gemacht hat und sind gespannt, ob wir Meldungen über den Ring erhalten.
Jungstörche fliegen ohne Begleitung ihrer Eltern in die Überwinterungsgebiete. Wo sie hinfliegen, ist bei den Störchen genetisch bestimmt. Mit sinkenden Tageslängen entwickelt sich bei ihnen der Drang loszuziehen, die richtige Richtung wird über das Erdmagnetfeld gefunden.
Die Altvögel brauchen meist noch 1-2 Wochen länger um sich von den Strapazen der Jungenaufzucht zu erholen, dann machen auch sie sich auf den Weg. Hier in Linum war es am vergangenen Wochenende so weit. Bei strahlendem Sonnenschein haben sich die Störche in den Thermiken nach oben geschraubt um dann elegant in Richtung Südosten davon zu gleiten.
Wir wünschen ihnen eine gute Reise und hoffen sie alle im nächsten Jahr wieder hier in Linum begrüßen zu können.
Text: Lisa Hörig
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