Storchensaison im Altkreis Ruppin 2020
Ein Rückblick aus der „Storchenschmiede Linum“
Trotz spätem Start verlief die Storchensaison in Linum erfolgreich. Einige westziehende Störche waren schon sehr früh – Anfang März – in Linum angekommen, doch auf ihre ostziehenden Artgenossen mussten sie lange warten. Eine Schlechtwetterlage in der Balkanregion verhinderte den Weiterzug der Störche. Diese kamen über den Bosporus aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurück. Ende April hatten sich dann endlich neun Storchenpaare in Linum eingefunden und mit dem Brutgeschäft begonnen. Immerhin acht Paare schafften es, ihre Jungvögel erfolgreich großzuziehen, so dass in den Linumer Horsten insgesamt 19 Jungvögel flügge wurden, das beste Brutergebnis seit 2015.
Großes Fressen nach langem Vogelzug
Das wechselhafte Wetter im Frühsommer kam den Störchen zugute: Durch regelmäßige Regengüsse fanden die Altvögel zu Beginn der Jungenaufzucht ausreichend Regenwürmer. Gleichzeitig gab es keine langanhaltenden Unwetterphasen, die die Jungvögel durch Kälte und Nässe gefährdet hätten. Die älteren Jungvögel wurden dann mit Mäusen, Fröschen und anderen kleinen Wirbeltieren versorgt. Besonders erfreulich war das Brutergebnis auf dem Horst der NABU Storchenschmiede, gleich vier Jungvögel wurden hier großgezogen. Eine ordentliche Leistung der Storcheneltern, denn jeder der Jungvögel vertilgt während der größten Wachstumsphase über ein Kilo Nahrung am Tag.
Vielseitiges Nahrungsangebot
Ausgewachsene Störche dagegen benötigen täglich bis zu ein Siebtel ihres Körpergewichts an Nahrung. Dies ist relativ viel verglichen mit anderen Vogelarten und entspricht ungefähr 16 Mäusen oder 600 Regenwürmern. Insbesondere während der Aufzucht von Jungvögeln ist es daher für Störche wichtig, dass sie im näheren Umfeld des Horstes ein ausreichend großes Nahrungsangebot vorfinden. Entgegen der weitläufigen Meinung ernähren sich Weißstörche nicht vorwiegend von Fröschen, sondern schöpfen aus einem größeren Nahrungsspektrum. Feuchtgebiete wie in Linum, die wertvolle Lebensräume und Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Arten sind, werden in unserer Landschaft zunehmend seltener. Störche ersetzen ihre ursprüngliche Hauptnahrung aus Fröschen, Kröten und anderen Lurchen immer mehr durch weitere Beutetiere wie Regenwürmer und Insekten. Bei Gelegenheit sieht man die Störche dabei wie sie, an Reiher erinnernd, lauernd und auf einem Bein stehend Mäuse jagen. Auch Ringelnattern und Eidechsen stehen auf dem Speiseplan der Störche. Trotz der Anpassungsfähigkeit der Großvögel werden durch den Schwund von Feuchtgebieten die Nahrungssuche und damit auch die Aufzucht von Jungtieren zunehmend schwieriger.
Im Altkreis Ruppin verlief die Brutsaison nicht ganz so erfolgreich. Auf mehreren Horsten kam es zu schweren Kämpfen zwischen rivalisierenden Störchen und zur Aufgabe der Brut. Dennoch wurden insgesamt immerhin 67 Jungstörche aus 28 Horsten flügge, 16 mehr als im letzten Jahr.
Mitte August waren dann die Jungvögel bereit für den Abzug und schraubten sich in großen Trupps auf den warmen Aufwinden in die Höhe, um dann in Richtung Südosten abzuziehen. Die Elterntiere brauchten noch etwas länger, um sich von der strapaziösen Jungenaufzucht zu erholen und folgten Ende August in Richtung der Überwinterungsquartiere.
Nach dem Storch ist vor dem Kranich
Storchengeklapper kann man in Linum nun zwar nicht mehr vernehmen, still ist es deshalb in dem kleinen Ort aber nicht geworden. Seit einigen Wochen sammeln sich bereits ein paar tausend Kraniche und Graugänse im Teichgebiet und erfüllen die Luft am frühen Morgen und späten Abend mit ihren Rufen.
Wer die Kraniche live erleben und mehr über die eleganten Tiere erfahren möchte, kann ab dem 25. September an einer Kranichführung der Storchenschmiede teilnehmen. Termine und weitere Informationen finden Sie HIER.