Hände weg von jungen Wildtieren
Menschliche Hilfsversuche können Schaden anrichten
Anfang April hört man nachts die Füchse bellen, Marder nehmen sich zwecks vermeintlicher Revierverteidigung immer wieder – sehr zum Leidwesen der Besitzer*innen – Autokabel vor. Doch nachdem dieser Rummel nach Ende der Ranzzeit (der Paarungszeit von Fuchs, Marder und Waschbär) abgeklungen ist, kommt ab Ende April der Nachwuchs zum Vorschein. Je nach Ernährungs- und Gesundheitszustand der Eltern sind die Familien um bis zu acht Nachkommen angewachsen. Und sobald die Kleinen halbwegs laufen können, folgen sie den Alttieren vor den Bau. Je älter die Jungen werden, desto häufiger entfernen sie sich auch mal länger und weiter von ihrem Versteck weg.
Jungtiere werden von ihren Eltern beschützt
Doch alleine umherstromernde Fuchs- oder Waschbärwelpen sind in der Regel nicht hilflos und verlassen. Die Eltern sind meist in der Nähe, tauchen früher oder später auf und schleppen den Ausreißer zurück in den sicheren Bau – wenn nicht der Mensch dazwischenfunkt.
Junge Füchse oder Waschbären sind verhältnismäßig zutraulich, Aber dass sollte nicht zu falschen Schlussfolgerungen verleiten. Die kindliche Neugier, die kleine Füchse und Co. manchmal zeigen ist nicht mit Hilfsdürftigkeit zu verwechseln. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass aus falsch verstandener Tierliebe junge Tiere eingefangen und zu Tierärzten oder Auffangstationen gebracht werden.
Dramatische Folgen
Aber wer einfach das Jungtier einsammelt, nimmt einer Mutter vielleicht ihr Kind. Ein Fuchs- oder Waschbärwelpe aktiviert in uns Menschen einen Beschützerinstinkt, doch sollten wir immer im Hinterkopf haben, dass die Alttiere der Jungen die Erziehungsberechtigten sind!
Natürlich kann es sein, dass ein Alttier zu Schaden gekommen ist, doch sollte bei einem solchen Verdacht erst einmal abgewartet werden. Vielleicht sind die Alttiere nur auf Futtersuche und suchen dann vergebens nach ihrem vom Menschen eingesammelten Nachwuchs.
Das Schicksal eines durch Menschen aufgezogenen Jungtiers kann durchaus tragisch sein. Sie werden fehlgeprägt, verlieren jegliche Scheu und häufig lernen sie nicht, selbst für ihr Futter zu sorgen. Eine Wiederauswilderung ist so gut wie unmöglich und besonders die Rüden werden nach der Geschlechtsreife aufdringlich und ihren menschlichen Helfer*innen dann mit ihrem Urinieren und Beißen lästig.
Die Folgen für diese Wildtiere sind meist unschön: Entweder müssen sie dauerhaft in Gefangenschaft, statt in der freien Wildbahn leben oder sie werden aufgrund massiver Verhaltensstörungen eingeschläfert.
Die Mitarbeiterinnen unserer Wildtierberatung, die für Bürger*innenfragen rund um diese Arten zur Verfügung stehen, hören oft von den klagend anmutenden Kontaktrufen der Jungtiere, die den Anrufer*innen ans Herz gehen. Doch die Natur hat es eingerichtet, dass die Hilfe des Menschen nicht notwendig ist.
Bevor Sie also ein vermeintlich verwaistes Wildtier einsammeln und versuchen zu Hause großzuziehen, überlegen Sie bitte, wie die Zukunft des kleinen Waschbären, Marder oder Fuchses dann aussehen kann.
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