Feldhase - Foto: Dieter Köhler
Der Feldhase
NABU Berlin bittet um Meldung von Beobachtungen
„Hasen wird man in der Stadt vergebens suchen, sie sind typische Tiere der Agrarlandschaft.“, so artikulierte die Mitgliederzeitschrift des NABU Anfang 2011 (Naturschutz heute 1/11). Das ist zwar eine verbreitete Meinung zum Vorkommen des Feldhasen - dem ist aber ganz und gar nicht so! Es nimmt aber daher nicht Wunder, dass manche von Laien gemeldete Hasenbeobachtungen aus Stadtgebieten von „Experten“ zum bekannten Stadtbewohner – dem Kaninchen - umgedeutet wurden.
Jedoch seit fast 15 Jahren ist festzustellen, dass auch der Feldhase die Großstadt nicht scheut und in Berliner Wohnsiedlungen eher zu beobachten ist als im angrenzenden Land Brandenburg. Vorkommen am Stadtrand und den sich dort befindenden Kleingärten, Friedhöfen und Parks sind schon lange bekannt, aber das Vordringen des Feldhasen in das Stadtinnere ist ein neues Phänomen. Der allgemein als scheu und furchtsam geltende Hase gesellt sich damit überraschenderweise zu anderen, bereits seit langem in die Stadt eingewanderten Säugetieren.
Sie können in den Neubaugebieten im Osten der Stadt, insbesondere in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg, sehr selten sogar schon in der Nähe des Stadtzentrums beobachtet werden. Am regelmäßigsten gelingt es, die Tiere in den frühen Morgenstunden zu beobachten, wenn weniger Menschen unterwegs sind. Aber auch nachts kann man im Licht der Straßenbeleuchtung äsende Hasen zu sehen bekommen. In manchen Wohngebieten gelingen die Beobachtungen auch zu späteren Tageszeiten und teilweise sind die Tiere recht zutraulich. Hier kann man sich ihnen manchmal bis auf wenige Meter nähern, was in der in der freien Feldflur nie gelingt.
Was treibt die Hasen in die Stadt?
Wohl in erster Linie die Nahrung. Zwischen den Hochhäusern befinden sich große Freiflächen, die z.T. über 50 Jahre nicht gedüngt wurden, auf denen sich aber eine vielfältige Flora entwickelt hat, die den Hasen die lebensnotwendige, abwechslungs- reiche Nahrung bietet. Diese finden sie immer seltener in der von Monokulturen bestimmten Feldflur.
Hecken und Büsche der Grünanlagen bieten den Tieren Schutz vor der größten Bedrohung in der Stadt – den Hunden. Natürlich gibt es noch weitere Feinde in der Stadt, wie Fuchs und Krähe, aber diese finden hier ein breites Nahrungsangebot und sind nicht auf Hasen als Beute angewiesen. Durch Störungen aufgescheuchte Hasen verlassen ihr vertrautes Revier, queren manchmal Straßen und laufen dabei Gefahr, „unter die Räder“ zu kommen.
Zur Fortpflanzung finden sich in einem Gebiet mehre Hasen ein, die sich dann durch die Büsche jagen. Junghasen wurden in einem Stadtpark in Lichtenberg nur 4,6 km vom Stadtzentrum entfernt gefunden. Die Häsin sucht ihr Junges nur einmal am Tag zum Säugen auf, um keine Feinde auf das Versteck der Jungen aufmerksam zu machen. Die scheinbar einsam dasitzenden kleinen Häschen sind also keineswegs verlassen und hilfsbedürftig, sondern an ihrem Platz zu belassen. Im Gegensatz zu dem Kaninchen haben die Hasen keinen Bau, in dem die Jungen Schutz finden. Sie sitzen in einer Sasse, drücken sich bei Gefahr an den Boden und vertrauen auf die Tarnfärbung ihres Fells.
Wildkaninchen oder Feldhase?
In vielen Großstädten, so auch in Berlin, sind Wildkaninchen eine vertraute Erscheinung. Selbst auf kleinen Grünflächen sind sie zu finden. Die Seuchen der 80er Jahre haben sie stark zurückgedrängt, aber mittlerweile scheint die Art in Berlin wieder im Kommen zu sein. Interessant ist, dass die Mehrzahl der gegenwärtigen Vorkommen im Westen der Stadt liegt. Wie aus der Karte ersichtlich, konzentrieren sich dagegen die Hasenvorkommen im Osten Berlins.
Wie kann man die beiden verwandten Arten unterscheiden?
Der Feldhase ist größer und besitzt braunes Fell mit schwarzen Beimischungen. Er hat lange Ohren. Sie sind länger als der Kopf und haben eine deutlich schwarze Spitze. Beim Laufen wird der Schwanz waagerecht gehalten, so dass seine weiße Unterseite kaum auffällt.
Beim Kaninchen sind die Ohren etwa so lang wie der Kopf und an der Spitze gar nicht oder kaum schwarz gefärbt. Das Fell ist in der Regel grau bis graubräunlich und sehr einheitlich gefärbt. Beim Umherlaufen und auf der Flucht wippen sie auffällig mit dem weißen Schwanz. Oft sind sie als gesellige Tiere zu mehreren zu beobachten. Der Hase ist vorwiegend Einzelgänger, aber man kann auch 2-3 Tiere gemeinsam äsen sehen.
Bitte um Meldung von Beobachtungen
Um das Vordringen der Art in die Innenstadt weiter verfolgen zu können, sind wir an Beobachtungen interessiert. Ihre Feststellungen können sie an neomys@web.de senden.
Von Interesse sind: Anzahl der Tiere, Beobachtungsort und -zeit und wenn möglich ein Foto.
bearbeitet 2017