Was tun, wenn ich ein Tier finde?
Tipps für den Umgang mit gefundenen Haus- und Wildtieren
Wildtiere
Wildtiere gelten nicht als Fundtiere, da an ihnen nach bürgerlichem Recht kein Eigentum besteht, sondern sie gelten als "herrenlos". Es gibt einige Institutionen und Privatpersonen, die sich im Notfall der verschiedenen Gruppen annehmen, aber das auch nur nach den eigenen Möglichkeiten. Sprich: Wenn die Einrichtung oder die Privaträume voll sind, können keine weiteren Tiere aufgenommen werden.
Generell ist die Situation bei Wildtieren etwas komplizierter als bei Haustieren, eben weil es ganz viele Einrichtungen gibt, die sich FREIWILLIG kümmern. Hier ein Tipp, wie man leichter Hilfe findet:
Als erstes müssen Sie klarstellen, um welche Art von Tier es sich handelt und in welcher Situation sich das Tier befindet (verletzt, verwirrt). Bei Fuchs, Waschbär, Marder, Wildschwein und Co. wenden Sie sich an unsere Wildtierberatung.
Für Igel und Eichhörnchen engagieren sich ausschließlich Privatpersonen. Diese sind nicht jederzeit erreichbar, weil sie berufstätig sind. Bitte haben Sie dafür Verständnis! Für Fragen rund ums Eichhörnchen gibt es die Eichhörnchenhilfe Berlin: Tel: 0172/ 355 33 14.
Der Arbeitskreis Igelschutz Berlin e.V. informiert hingegen bei Igeln: Tel: (030) 4049251 (abends). Hier finden Sie Lesenswertes zum Igel
Wildvögel
Generell gilt: Wird ein verletzter Altvogel aufgefunden, muss er zuerst zu einem Tierarzt. Die Kleintierklinik der Freien Universität (Oertzenweg 19B, 14163 Berlin-Zehlendorf) hat einen 24 Stunden Notdienst, bei dem die Tierärzt*innen auch in Not geratene Wildtiere kostenfrei annehmen.
Am besten und mit dem wenigsten Stress verbunden ist es für das Tier, wenn es in einem dunklen geschlossenen Karton (bis Taubengröße reicht ein Schuhkarton) mit ein bisschen Küchenpapier ausgelegt, vor und während des Transports gehalten wird. Bieten Sie dem Tier kein Futter an! Sie können damit mehr falsch als richtig machen! Gerade Brot und Katzenfutter sind schädlich für Wildvögel. Wenn der Vogel sehr erschöpft ist, können Sie ihm etwas Wasser anbieten und sollten ihn dann schnell zur Klinik bringen.
Wichtig: Die Kosten, die Ihnen ggf. für den Transport eines verletzten Wildvogels zur Kleintierklinik entstehen, müssen Sie leider selbst übernehmen.
Jungvögel benötigen in den meisten aller Fälle keine Hilfe! Es ist normal, wenn ab April auf dem Boden z.B. tapsige Meisenkinder rumhüpfen. Die Tiere befinden sich in der sog. Ästlingsphase, wo sie noch flugunfähig das Nest verlassen und die Umgebung erkunden. In dieser Zeit kümmern sich die Alttiere trotzdem weiter um ihre Jungen! Sie möchten gern mehr über Ästlinge erfahren?
Eine Ausnahme sind junge Mauersegler, die im Hochsommer (Juli) am Boden liegen. Diese Vogelart ist so an das Leben in der Luft angepasst, dass sich die Alttiere nicht um am Boden liegende Jungtiere kümmern. Am Boden liegende Mauersegler kommen aber nur bei extremen Hitzewellen vor und sind die Ausnahme. Bitte rufen Sie uns in solchen Fällen an, damit wir Ihnen konkrete Tipps geben bzw. gegebenenfalls professionelle Hilfe arrangieren können.
Generell ist es verboten, Wildvögel mit nach Hause zu nehmen und sich dort darum zu kümmern. Jede*r erfahrene Helfer*in, der/die sich mit Wildvögeln beschäftigt, hat von der Senatsverwaltung dafür eine Genehmigung bekommen. Alle anderen machen sich strafbar! Abgesehen davon haben Jungvögel, die von Laien aufgezogen werden, häufig keine Überlebenschance in der freien Wildbahn.
Sonderfall: Stockenten
Eine besondere Stellung nehmen Stockentenein, die auf Gebäuden und auf Balkonen brüten. Stockenten-Küken gehören zu den Nestflüchtern: Die Ente bringt ihre Küken, sobald alle geschlüpft und getrocknet sind, zum nächsten Gewässer. Befindet sich das Nest jedoch auf einem hohen Gebäude, stürzen die Küken häufig in den Tod. Wenn Sie feststellen - Stockenten sind während der Brut sehr heimlich -, dass eine Stockente bei Ihnen brütet, melden Sie sich bitte telefonisch bei der NABU-Wildvogelstation.
Mehr erfahren: Brütende Stockenten auf Balkonen
Haustiere
Haustiere sind die einzigen Tiere, die rein rechtlich als Fundtiere gelten, da es jeweils eine*n Besitzer*in zum Tier gibt. Das gilt auch für streunende Tiere. Meistens sind es Katzen und Hunde. Es ist gesetzlich festgelegt, dass der/die Finder*in den Fund anzuzeigen hat. Dafür sind die örtlichen Polizeiabschnitte oder die Tiersammelstelle im Tierheim Berlin zuständig. Das Tier wird gefangen (das muss der/die Finder*in nicht selber machen, dafür gibt es spezielle Mitarbeiter*innen des Hunde- und Katzenfangs am Bezirksamt Lichtenberg) und zur Tiersammelstelle gebracht.
Auch exotische Vögel (Papageien und Sittiche) gelten als Haustiere. Sie müssen alle einen Fußring mit einer Kennnummer tragen. Anhand dieser lässt sich der Besitzer leicht finden. Entflogene Exoten sind ebenfalls als Fundtiere zu melden. Genau das Gleiche gilt für Reptilien (z.B. Schlangen, Schildkröten, Leguane).
Generell sollte niemand ein fremdes (Haus-) Tier anfassen. Die Gefahr gebissen zu werden ist zu groß!
Wir helfen gern weiter!
Der NABU Berlin hilft Ihnen gerne telefonisch weiter, falls die hier zusammengefassten Hinweise nicht reichen. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir als Naturschutzverein mit einer kleinen Geschäftsstelle und einer noch kleineren Wildvogelstation allerdings nicht rund um die Uhr erreichbar sein können. Wenn wir gerade Tiere transportieren, auswildern oder versorgen, schaltet sich in der NABU-Wildvogelstation ein Anrufbeantworter ein. Bitte teilen Sie uns dort Ihr Anliegen mit, wir melden uns zurück. Gerade in der Stockentensaison kann das auch mal einige Stunden dauern, wir bitten um Geduld. Wenn Sie in der Wildvogelstation niemanden erreichen und auch der Anrufbeantworter nicht anspringt, bedeutet das, dass gerade auf einer Leitung telefoniert wird. Bitte gedulden Sie sich dann und versuchen es erneut, ggf. auch mehrfach.
NABU Wildvogelstation Tel.: (030) 54 71 28 92, erreichbar montags bis freitags zwischen 9:00 bis 17:00 Uhr; von Mai bis Ende Juli ist auch an Wochenenden ein Anrufbeantworter geschaltet, der täglich regelmäßig abgehört wird.
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