Bruchlandung in Kaulsdorf
Junger Mäusebussard in letzter Minute gerettet
Berlin, 20. September – Der geschwächte junge Mäusebussard fiel den Anwohner*innen direkt ins Auge. Krähen griffen den Jungvogel immer wieder an, um ihn zu vertreiben – ein normales Abwehrverhalten bei Krähenvögeln. Da es sich bei Greifvögeln um Gefahrenvögel handelt, benachrichtigten die Vogelfreund*innen auch die Berliner Polizei, die das Tier sicherten. In Abstimmung mit den Mitarbeiter*innen der NABU Wildvogelstation wurde der Vogel unverzüglich in die Kleintierklinik der Freien Universität gebracht, da eine veterinärmedizinische Versorgung hier dringend nötig war.
Der Befund brachte es ans Licht. Er war stark abgemagert (460g, Normalgewicht ca. 780g), hatte Beläge in der Schnabelhöhle, war von Parasiten befallen und litt unter einer bakteriellen Nasenhöhlenentzündung. Kein Wunder, dass er bereits zu schwach war, um sich gegen die Krähen zur Wehr zu setzen.
Trotz der schlechten Diagnose konnten keine sonstigen Verletzungen oder Frakturen festgestellt werden. So konnte er zur vollständigen Genesung in die Wildvogelstation nach Marzahn umziehen.
Wahrscheinlich ging es dem Mäusebussard schon seit mehreren Tagen nicht gut. „Viele junge Mäusebussarde sind zu dieser Jahreszeit erst seit einigen Wochen unabhängig von ihren Eltern und machen sich allein auf die Suche nach geeigneten Lebensräumen“, erklärt Marc Engler, Leiter der Wildvogelstation. „Diese Phase stellt junge Mäusebussarde vor erhebliche Herausforderungen, da sie zum ersten Mal auf sich allein gestellt sind und eigenständig Nahrung finden und mit den Risiken der Großstadt umgehen müssen. Die Vermutung liegt nahe, dass auch dieser Mäusebussard Startschwierigkeiten hatte“, so Engler.
In der NABU-Wildvogelstation kann der Mäusebussard ganz in Ruhe gesund werden und zu Kräften kommen. Er wird von den Mitarbeiter*innen der Station so lange versorgt, bis er wieder vollständig mobil und fit ist. Dann kann er wieder ausgewildert werden.
Der Mäusebussard im Großstadtdschungel
Über die Anpassung von Mäusebussarden an urbane Lebensräume ist leider noch wenig bekannt. Denn der Großstadtdschungel bietet für Greifvögel eine Vielzahl an Chancen, aber auch viele Risiken. Ein besseres Verständnis über die Lebensweise von Greifvögeln in Metropolen wie Berlin bildet dabei die Grundlage dafür, Greifvögel, die in Ökosystemen am Ende der Nahrungskette stehen, nachhaltig und erfolgreich zu schützen.
Ein Beringungs- und Monitoring-Projekt, das seit 2018 unter der Leitung von Biologe Marc Engler in Berlin läuft, soll helfen, genau diese Aspekte zu verstehen. Wie kann sich ein Greifvogel, der auf die Ansitzjagd und Segelflüge über offener Landschaft spezialisiert ist, in einer Großstadt wie Berlin behaupten? Wovon ernähren sich Mäusebussarde hier? Welche Flächen und Strukturen nutzen sie zum Brüten?
Mehr Informationen zu dem Projekt finden Sie hier.
Wenn Sie Hinweise oder Informationen zu Brutplätzen von Mäusebussarden in Berlin haben, können Sie diese weitergeben und damit das Projekt unterstützen: mengler@nabu-berlin.de
Die meisten Greifvogel- und Eulenarten in Deutschland sind bedroht! Ihren Bestand in Berlin und Umland wissenschaftlich zu erfassen, zu erhalten und zu sichern sowie das Wissen über Greifvögel zu vergrößern, ist Ziel der AG Greifvogelschutz Berlin-Bernau. Mehr →