Müll wird Nebelkrähe zum Verhängnis
Müllvermeidung hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch Wildtieren
21.04.2021 – Mitte März spielten sich im Neuköllner Ortsteil Rudow dramatische Szenen ab. Passanten entdeckten innerhalb eines Wohngebietes eine Nebelkrähe in einer Baumkrone, die vergeblich versuchte vom Fleck zu kommen. Als sie bemerkten, dass das völlig panische Tier sich in einer Schnur verheddert hatte und somit gefesselt war, griffen sie beherzt zum Telefon und kontaktierten die örtliche Feuerwehr, da eine eigenverantwortliche Sicherung des Tieres in dieser Höhe nicht ohne spezielle Ausrüstung möglich war. Die engagierten Mitarbeiter*innen rückten sofort zum Fundort aus, um die Nebelkrähe aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Pflegling ganze zehn Tage in der Klinik
Der Findling hat sich bei seinen vergeblichen Befreiungsversuchen scheinbar immer mehr mit der Sehne verschnürt. Nur mit großer Mühe konnte der Fremdkörper vom rechten Flügel restlos entfernt werden, ohne das Tier weiter zu verletzen oder das Gefieder zu beschädigen. Nach der aufregenden Rettung wurde das zum Glück nur leicht verletzte, aber völlig verängstigte Tier von den Einsatzkräften der Feuerwehr in die Kleintierklinik der Freien Universität zur medizinischen Begutachtung transportiert. Dort konnte eine Weichteilverletzung am rechten Flügel diagnostiziert werden. Nach zehn Tagen stationärem Klinikaufenthalt und der damit verbundenen medizinischen Behandlung, wurde die Krähe zur Weiterversorgung in die NABU-Wildvogelstation überwiesen und umgehend von den Pfleger*innen aus der medizinischen Einrichtung abgeholt. Die Krähe weist einen tadellosen Allgemein- und Gewichtszustand auf, sodass die Verletzungen schnell verheilen sollten und somit einer Auswilderung in ein paar Wochen nichts im Wege steht.
Todesursache: Müll
Nicht selten bemerkt man im urbanen Raum herrenlosen Müll, teilweise vereinzelt, stellenweise aber ganze „wilde“ Mülldeponien. Einige Hinterlassenschaften sehen nicht nur unschön aus, sondern verschmutzen im Allgemeinen unsere Umwelt und stellen häufig eine Gefahr für wild lebende Tiere dar. In Nestern findet man Jahr für Jahr sämtlichen Unrat, der als vermeintliches Nistmaterial von den Altvögeln eingetragen wird. Das kann jedoch dem Nachwuchs Gliedmaßen abschnüren und ihnen das Leben kosten - alte Plastikschnüre von Heuballen sind nur ein Beispiel von Vielen. Vergessene Angelhaken oder Sehnen am Gewässer sind eine häufige Todesursache bei Wassergeflügel, da diese verschluckt werden oder sie sich darin verheddern und daran qualvoll verenden. Entsorgte Lebensmitteldosen werden von Igeln, Füchsen und Co als potentielle Nahrungsquelle wahrgenommen – stecken sie den Kopf hinein, um an die letzten Lebensmittelreste zu gelangen, kommt es nicht selten dazu, dass die Tiere plötzlich feststecken. Sollten die Wildtiere nicht rechtzeitig aufgefunden werden, kann das tödlich für sie sein.
Jede*r kann etwas beitragen
Jede*r kann dabei unterstützen, diese potentiellen Gefahrenquellen zu vermeiden. Eine neue Trendsportart aus Schweden ist zum Beispiel das „Plogging“ - Müllsammeln beim Joggen. Was zu Beginn aus einer Laune heraus zum Leben erweckt wurde, hat sich zu einer wahren Trendsportart weltweit entwickelt. Vor allem in Bereichen, in denen die Stadtreinigung nicht tätig ist oder kaum hinterherkommt, kann das ein oder andere Gefahrengut somit schon vorab gesichert werden - Aktion statt Reaktion ist in diesem Zusammenhang das passende Stichwort!
Aktiv werden kann man allerdings auch ohne zusätzliche sportliche Betätigung. Fremdkörper, die eine Gefahrensituation verursachen können oder wilde Deponien kann man beim Ordnungsamt melden – häufig werden diese einfach übersehen oder werden nur unregelmäßig gereinigt. Grundsätzlich ist jede*r für seinen Müll in öffentlichen Anlagen eigenverantwortlich – das gilt auch für die Entsorgung des Privatmülls in Park- oder Grünanlagen! Die Stadt kann sich nur unregelmäßig um solche Reinigungseinsätze kümmern, tut dies aber, damit aus Parks keine Müllhalden entstehen. In Zeiten der Corona-Pandemie fällt durch die „To Go“-Kultur noch mehr Müll an, als vorher. Es gilt daher in diesen Zeiten noch verstärkter auf die Müllentsorgung und -vermeidung zu achten!
„Unglückskrähe“ wird bald wieder ausgewildert
Aktuell erholt sich die Nebelkrähe in einer Voliere der NABU-Wildvogelstation mit weiteren Artgenossen und wird von den Tierpfleger*innen professionell versorgt. Dort kann sie in Ruhe zu Kräften kommen, bis sie in einigen Wochen wieder in die Freiheit entlassen wird.
Unsere Wildvogelstation pflegt jährlich hunderte Wildvögel und entlässt sie wieder in die Freiheit, so wie diese Nebelkrähe. Um die intensive Pflege von Wildvögeln auch weiterhin zu gewährleisten, ist die Wildvogelstation auf Spenden angewiesen. Auch Wildvogel-Patenschaften können übernommen werden und eignen sich gut als nachhaltiges Geschenk.
Text: Rebekka Sens
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