Die Männchen des Kleinen Frostspanners sind klein und durch ihre unscheinbare Färbung gut getarnt.- Foto: Kerstin Berger/Naturgucker.de
Die Weibchen des Kleinen Frostspanners haben keine Flügel. - Foto: Marion Metzer/Naturgucker.de
Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in den Ritzen von Baumrinde ab. - Fot: Volker Achterberg/Naturgucker.de
Die Raupen Kleiner Frostspanner sind typische grüne Raupen. - Foto: Ralph Bergs/Naturgucker.de
Schmetterlinge im Winter? Während die meisten Falter die kalte Jahreszeit gut versteckt als Ei oder Puppe abwettern, schlüpft der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) oft erst nach den ersten Frösten. Dass jetzt nichts mehr blüht, stört die unscheinbaren Nachtfalter nicht, denn die erwachsenen Tiere nehmen ohnehin keine Nahrung auf. Ihr Leben währt nur wenige Tage und dient einem einzigen Ziel: der Fortpflanzung.
In kühlen Nächten von Oktober bis Ende Dezember schwärmen die männlichen Frostspanner auf der Suche nach einer Partnerin aus. Im Dunkeln geleitet werden sie dabei vom Duft der weiblichen Sexuallockstoffe. Während man die Männchen gelegentlich bei Tageslicht an einer Hauswand sitzend entdecken kann, bekommt man die Weibchen kaum je zu Gesicht. Und wer sie sieht, würde sie kaum für Schmetterlinge halten: Sie besitzen keine Flügel, sondern bewegen sich mit ihren sechs kräftigen Beinen fort.
Die Frostspanner-Weibchen halten sich an Gehölzen auf und legen nach der Paarung ihre Eier in den Ritzen der Baumrinde ab. Pünktlich zum Laubaustrieb im Frühjahr schlüpfen die Raupen und machen sich über das junge Grün her. Mit ihrem klassisch grünen Raupe-Nimmersatt-Look sind sie im Laub bestens getarnt und spinnen sich außerdem gruppenweise in schützende Gespinste ein.
Denn auch wenn Frostspanner zur Familie der Spanner und nicht zu den Spinnern gehören, besitzen ihre Raupen die Fähigkeit, Seidenfäden zu spinnen. Sie nutzen diese sogar zur Fortbewegung, indem sie sich wie junge Spinnen vom Wind forttragen lassen. Obwohl ihre flügellosen Weibchen wenig mobil sind, können sich Frostspanner auf diese Weise von Baum zu Baum ausbreiten.
Da sie neben Haselnuss, Schlehe und etwa 50 anderen Gehölzen auch gern an Apfelbäume futtern, sind Frostspanner bei Gärtner*innen und Obsterzeuger*innen nicht gerade beliebt. Oft werden sie mit Gift oder Leimringen bekämpft. Diesen Mitteln fallen leider regelmäßig andere Tiere zum Opfer, darunter auch Nützlinge und sogar Vögel. Ein verträglicheres Bekämpfungsmittel sind Streifen aus Wellpappe, die man fest um die Baumstämme wickelt. Daran legen die Weibchen gern ihre Eier ab, die man dann mitsamt der Pappe vernichten kann.
In einem gesunden, artenreichen Garten ist die Bekämpfung der Raupen aber gar nicht notwendig, denn sie werden von Meisen, Schnäppern und anderen Vögeln eifrig dezimiert. Frostspanner-Raupen sind im Frühling sogar eine der wichtigsten Nahrungsquellen für insektenfressende Vögel – ein wichtiger Grund, die kleinen, grünen Nimmersatte im Garten zu dulden.
Text: Alexandra Rigos, 03.12.2024
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