Turkmenen-Uhu und Weihnachtsmann
Ein Familienausflug zum Jahresausklang



Ein schöner Ausflug zur Wintersonnenwende - Foto: Christine Kuhnert
Himmelpfort, 21.12.2019. Wir trafen uns an der Naturschutzstation Woblitz in Himmelpfort, passend zur Weihnachtszeit. Und das an einem besonderen Tag, wie wir gleich besprachen: am Tag der Wintersonnenwende, denn ab dem 22.12. werden die Tage wieder länger. Auf dem Weg zur Station sahen wir ganz viele Kraniche auf den Feldern. Und das kurz vor Weihnachten! Sie finden noch genügend Nahrung und es ist recht warm, warum sollen sie dann die weite und gefährliche Reise in den Süden auf sich nehmen? Bei weiterer Klimaerwärmung wird der Vogelzug wohl irgendwann ganz zum Erliegen kommen.
Zuerst sahen wir uns die Naturschutzstation an, die mitten im Wald und idyllisch an der Woblitz liegt. Dort fanden wir schon viel Interessantes:
Einen Waldkauzkasten – leider schon länger nicht mehr bewohnt. Wir erfuhren, dass in solchen Kästen auch gerne Schellenten brüten. Die Jungen springen dann aus diesem Kasten auf den Boden. Sie sind ganz leicht, haben weiche Knochen und sind dicht mit Daunenfedern bedeckt, der Aufprall macht ihnen gar nichts. Es handelt sich um Nestflüchter, was das bedeutet, haben wir das letzte Mal besprochen. Die jungen Waldkäuze dagegen sind Nesthocker.
Biberspuren, kennen wir ja gut ;)
Nacktschnecke und Raupe unter einem Blatt.
Einen Fichtenzapfen. Wir dachten er beginnt zu keimen, aber in der Tat handelt es sich um holzzersetzende Pilze, die Zapfenrüblinge. Davon gibt es verschiedene Arten, mindestens eine sogar essbar. Aber nicht probieren, wie gesagt. Pilze nur mit Fachleuten sammeln! Die Rüblinge wachsen aus Fichtenzapfen und wir wiederholten, dass man keine Tannenzapfen auf dem Boden finden kann (sie fallen nicht im Ganzen ab), dass Tannenzapfen aufrecht am Baum wachsen im Gegensatz zu den Fichtenzapfen, und dass die Nadeln von Fichten stechen, die von Tannen nicht. Fichte sticht – Tanne nicht.
Flechten. Diese sind keine eigene Art von Lebewesen, sondern in einer Gemeinschaft, der so genannten Symbiose lebende Algen und Pilze – spannend, nicht?
Wir hörten eine große Gruppe Erlenzeisige und lernten deren Lieblingsnahrung – mal wieder – kennen, die Erlensamen. Die Erlenzeisige sind Wintergäste und ziehen in sehr großen Schwärmen umher.
An einem Futterbrett beobachteten wir:
- Kohlmeisen – Parus Major
- Blaumeisen – Cyanistes cyanistes
- Haubenmeisen –Lophophanes cristatus
- Tannenmeisen – Periparus ater
- Sumpfmeisen – Poecile palustris
Damit haben wir alle einheimischen Meisenarten gesehen bis auf die Weidenmeise – Poecile montanus. Aus der Familie Meisen (Stamm – Klasse – Ordnung – Familie –Gattung – Art) gibt es bei uns inzwischen die Gattungen Poecile, Periparus, Lophophanes, Parus und Cyanistes, früher waren die alle eine Familie, nämlich Parus. Genetische Untersuchungen ergaben dann ein wesentlich differenzierteres Bild. Es gibt dann auf Deutsch noch die Schwanzmeise und die Beutelmeise, aber die werden schon lange nicht mehr zu den Meisen gezählt. Außerdem warteten wir auf den Buntspecht – Dendrocopus major und eventuell noch einen Mittelspecht – Leiopicus medius, die sich aber nicht zeigen wollten. Ich empfehle an dieser Stelle nochmal die NABU App NABU Vogelwelt, die kostenlos erhältlich und sehr gut ist.
Dann ging es in zwei Gruppen in die Volieren. Eine Gruppe betrachtete die Vögel in der Station von ganz nahe:
- Schwarz- und Weißstorch
- Heringsmöwe
- Schreiadler
- Raufussbussard
- Waldohreule
- Schleiereulen
Und einen Dauergast: Einen Turkmenen-Uhu. Dieser wurde aus nicht artgerechter Haltung gerettet und kann nun den Rest seines Lebens wenigstens in einem größeren Käfig verbringen, wenn auch immer gefangen. Auswildern kann man ihn nicht mehr.
Die jeweils andere Gruppe blieb in der Station und wir besprachen kurz, woran man denn überhaupt einen Greifvogel erkennt und nicht mit einer anderen Ordnung der Vögel verwechselt:
- Fleischfresser
- Scharfe Krallen („Fänge“)
- Hakenschnabel
- Nesthocker
- Sehr gute Augen, die nach vorne gerichtet sind.
Dazu besprachen wir, warum Beutegreifer mit beiden Augen nach vorne gucken (auch wir Menschen!), Beutetiere, also Fluchttiere, nach den Seiten. Es wurde auch herausgefunden, dass viele jagende Tiere (hier: Falken) auch „schneller“ sehen, das heißt sie sehen mehr Bilder in einer Zeiteinheit, so dass Bewegung für sie quasi in Zeitlupe abläuft. Macht mal mit euren Eltern ein Daumenkino, damit ihr versteht, wie das geht.
Bei den Greifvögeln gibt es zwei unterschiedliche Arten, die Beute zu töten: Die „Grifftöter“ und die „Bisstöter“. Zu letzteren gehören vor allem die Falken. Ihre Fänge sind nicht so gewaltig, sie müssen die Beute festhalten und töten diese dann durch einen Biss in den Nacken. Dazu haben sie den sogenannten „Falkenzahn“.
Damit endete ein interessanter Tag in der Nähe von Himmelpfort. Seit dem 25.12. haben wir die Raunächte, noch bis zum 06.01. (Dreikönigstag oder Twelfth Night), um die sich viele Brauchtümer und Erzählungen ranken – Guckt mal bei Shakespeare!
Wir haben für das kommende Jahr wieder viele tolle Ausflüge geplant, ihr dürft gespannt sein!
Text: Christine Kuhnert