Mal wieder Spuren im Sand
Tierische Spurensuche in Karlshorst
Berlin, 30.11.2019.Wir waren wieder im Biesenhorster Sand in Karlshorst und trafen uns dort mit Stefanie Argow von Hiddentracks zum Spurenlesen. Weit gekommen sind wir nicht – wie üblich, es gibt einfach zu viel zu entdecken! Gleich nach wenigen hundert Metern wechselten wir auf einen Trampelpfad, vorbei an einem Hagebuttenbusch (einem von vielen). Die Hagebutte gehört zu den Rosengewächsen, die bekanntesten sind die Hundsrose und die Kartoffel-Rose. Die Hagebutte selber ist eine Sammelfrucht, die kleinen Nüsschen darin sind die Samen. Bei der Gelegenheit besprachen wir ganz kurz den Pflanzenkreislauf.
Wir sahen Eichelhäher - Im Flug gut erkennbar an dem großen weißen Fleck oben über den Schwanzfedern. Dann zeigte uns Steffi die ersten Spuren: Ganz viele Zapfen auf dem Boden! Hier hat jemand die darin enthaltenen Samen herausgeholt und es kommen dafür zwar einige Tiere, wie Eichhörnchen oder Mäuse in Frage, aber in diesem Fall war es der Specht, der hier eine Spechtschmiede eingerichtet hatte. Er klemmt die Zapfen in Spalten fest, die er teilweise selber hackt und kann so die Samen mit Schnabel und Zunge herausholen.
Außerdem fanden wir eine etwas ältere Rupfung. Opfer war eine Taube, was wir aus Größe und Färbung der Federn schlossen, Täter war ein Säugetier, wahrscheinlich ein Fuchs, denn die Federkiele waren eindeutig abgebissen, nicht herausgerissen. Wären die Federkiele im Ganzen herausgerissen, also am Ende spitz gewesen, hätte es sich bei dem Beutegreifer um einen Greifvogel, wahrscheinlich einen Habicht gehandelt.
Wir untersuchten Bäume und merkten schnell, dass es sich um „Schubberbäume“ von Wildschweinen handelte; denn diese hinterlassen an den Stämmen nicht nur deutliche Spuren, sondern auch ihren Geruch und manchmal Borsten, deren Spitze – wie wir wissen – gespalten ist. Ferner fanden wir die Losung von Grasfressern, in diesem Falle von Hasen.
Dann begann es mit den Trittsiegeln, also dem, was landläufig als „Spur“ bezeichnet wird:
- Wildschwein: nur vorne geteilte Hufe, deutlicher Abdruck der Afterklauen
- Reh: geteilte Hufe, herzförmiger Abdruck
- Fuchs: Vier Zehen, Krallen nicht gut zu erkennen, aber „Balken“ unter den Zehen
- nochmal Reh, dieses Mal im schnellen Lauf. Dabei drücken sich dann die sogenannten „Afterklauen“ ab, die man bei Reh und Hirsch sonst nicht sieht (wohl aber beim Wildschwein)
Beim Spurenlesen muss man halt auch versuchen herauszufinden, in welcher Gangart sich das Tier bewegte, weil sich dabei die Pfoten oder Hufe ganz verschieden abdrücken.
Bei den Trittsiegeln, die wir fanden, konnten wir wiederholen, wie aus den ursprünglich 5 Zehen bei den Vorfahren der jetzigen Tiere und Menschen bei einigen Tierarten im Laufe der Evolution (das bedeutet im Laufe von vielen, vielen Tausenden oder sogar Millionen Jahren) langsam weniger Zehen wurden, weil sich dies als praktisch herausstellte.
Das führt von den fünf Zehen, auf denen Menschen, Bären und einige andere laufen, zu den vier Zehen von Feliden (Katzenartigen) und Caniden (Hundeartigen) – erinnert euch, wo der Daumen von Emma, dem freundlichen Hund, zu finden war! – über die drei Zehen, die viele Vögel haben, zu den zwei Zehen der Paarhufer (Rehe, Hirsche, Wildschweine etc.) zu den „Unpaarhufern“, die auf einem Zeh laufen – den Pferden.
Alle diese Hände/Füße lassen sich auf einen gemeinsamen Bauplan zurückführen, das nennt man „Homologie“.
Letzte Spur: Spechthöhlen in abgestorbenen Baumstämmen. In diesen schlafen auch oft Fledermäuse, wie wir hoffentlich bei unserem nächsten Treffen überprüfen können.
Von jetzt ab achten wir noch mehr auf unsere Umgebung, stimmt’s? Man kann so viel entdecken!
Text: Christine Kuhnert