Nistkästen im Regen
Wilde Schweine, wilde Meisen
Am letzten Samstag trafen wir uns am Wildgehege im Spandauer Forst, Nähe Johannisstift und sahen auch gleich die ersten Tiere im Gehege: Wildschweine! Hier begrüßten wir Klaus von der Bezirksgruppe Spandau des NABU, der in diesem Gebiet – mit Genehmigung des zuständigen Försters! – seit Jahren die aufgehängten Nistkästen reinigt.
Die Kästen müssen gereinigt werden, weil sie sonst nicht mehr genutzt werden können, denn sie werden ja immer voller!
Es gibt leider zu wenige alte Bäume in unseren bewirtschafteten Forsten. Ansonsten gäbe es immer genügend Löcher und Spalten in den Bäumen. Diese würden durch den normalen Verrottungsprozess im Laufe der Zeit immer größer werden oder werden gerne von Spechten vergrößert, und könnten dann nach und nach von unterschiedlichen Tieren bewohnt werden: Kleine Höhlen oder Spalten von Baumläufern und Fledermäusen, etwas größere von Meisen oder anderen Singvögeln, noch größere von kleinen Säugetieren wie Bilchen und ganz große zum Beispiel vom Waldkauz.
Natürlich gehen überall dort auch Insekten hinein, zum Beispiel bauen sich Hornissen dort gerne ihre Nester.
Klaus hat einen Sack mit Walnüssen mitgebracht, die wir den Wildschweinen zuwarfen und die sie auch sehr gefressen wurden, im Gegensatz zu den Apfelsinen, die vorher jemand massenweise über den Zaun geworfen hatte. Wir konnten hören, wie die Wildschweinzähne die Walnüsse knackten, das wies wieder darauf hin, wie die zubeißen können! Deshalb also nie die Finger durch das Gitter stecken!
Wir liefen mit Klaus tapfer durch den Regen, er kletterte seine große Leiter hinauf, und brachte dann die Nistkästen zu uns, wo wir sie öffneten und gespannt schauten, ob und was wir darin finden würden. In zwei Fledermauskästen blickten wir auch unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe hinein, aber sie waren leer.
Wir fanden ein Nest vom Kleiber! Er verbaut Rinde und teilweise ziemlich große Holzstückchen, außerdem Nester von Meisen, wahrscheinlich Kohlmeisen. Sie verbauen sehr viel Moos und Flechten, Gras, Wolle und Spinnweben. Die Nester von Blaumeisen enthalten oft noch kleine Federn, aber beide sind so gut wie nicht auseinander zu halten. Genau wie die Eier.
Meisen legen wie viele andere Vögel auch sehr viele Eier, von denen sehr oft welche nicht ausgebrütet werden. Auch wenn alle Jungvögel schlüpfen sollten, sterben mehr als die Hälfte bevor sie erwachsen sind. Das ist die Strategie der Meisen: Viel Nachwuchs, einer kommt bestimmt durch!
Wir besprachen die vier Bruttypen und suchten Beispiele: Nestbrüter (z. B. Ringeltaube), Höhlenbrüter (z. B. Meisen), Halbhöhlenbrüter (z. B. Hausrotschwanz) und Bodenbrüter (z. B. Feldlerche)
In einer Höhle fanden wir dann noch das Nest eines weiteren Höhlenbrüters: Hier hat erst der Kleiber gebaut, darauf eine Meise und darauf dann noch ein Trauerschnäpper! Ob die sich gegenseitig vertrieben haben oder ob die Vorgänger das Nest verlassen haben, wissen wir nicht. Das Nest des Trauerschnäppers ist loser zusammengefügt, daran kann man es oft erkennen. Kohlmeisen (die ja inzwischen überführt wurden, mal schlafende Fledermäuse anzuknabbern!) wurden auch dabei gefilmt, wie sie Trauerschnäpper töten! Durch die Klimaänderungen wird die Konkurrenz unter diesen beiden Arten leider immer stärker.
Wir besprachen noch kurz den Unterschied zwischen Nesthockern und Nestflüchtern, sahen uns die anderen Tiere in den Gehegen an: Mufflons (nicht heimisch), Damwild (nicht heimisch) und Rothirsche (heimisch) sowie die Vogeluhr, freuten uns an der Schönheit der Gegend, wo es garantiert auch Eisvögel gibt, umarmten eine Eiche, und waren dann alle sehr froh, als wir in die trockenen und warmen Fahrzeuge steigen konnten. Na ja, so ist halt der November. Und wie ich sagte: Wenn es immer entweder zu heiß oder zu kalt oder zu nass ist, können wir fast das ganze Jahr zu Hause bleiben.
Dabei kann ich euch versichern: Es bleibt spannend!
Text: Christine Kuhnert