Alte Bäume, Friedhof und Eulen
Kindergruppe auf der Suche nach dem Waldkauz



Kindergruppe Spandau in Hermsdorf - Foto: Katja Beier
Und wie wir inzwischen gelernt haben, sind alte Bäume und sogenanntes Totholz sehr wichtig für das gesamte Ökosystem und viele Tierarten. Auf Friedhöfen muss die dortige Verwaltung zwar dafür sorgen, dass auf den Wegen die Besuchenden nicht durch Astbruch oder ähnliches gefährdet werden, aber abseits der Wege hat niemand etwas zu suchen, dort können die Bäume ungestört alt werden oder absterben. Außerdem gibt es keine Hunde, so dass außer dem Fuchs oder gelegentlichen Igel niemand im Unterholz herumstöbert.
Wir wanderten bei kalter aber sonniger Witterung los und suchten nach dem Eulenkasten, von dem ich wusste, dass er dort auf dem Friedhof war. Nur den genauen Standort kannte ich nicht. So teilten wir uns, fanden Spechtlöcher in einem Ast, verlassene Nester und dann hatten wir ihn. Leider nur den Kasten, niemand guckte heraus.
Immerhin konnten wir an der Größe des Kastens abschätzen, wie groß so ein Waldkauz ist, denn für den sind diese Kästen gebaut. Ob keiner darin war, oder ob er (oder sie) sich nur nicht auf dem „Balkon“ blicken ließ, wissen wir nicht.
Da wir noch einen weiteren Waldkauzkasten inspizieren wollten, wanderten wir weiter und wurden von einem seltsamen Anblick aufgehalten: Hoch oben, sehr groß, undurchsichtig von unten, anscheinend ganz aus den Zweigen der Kiefer, auf der es war und ganz grün, also nicht abgestorben – seltsam. Erst hatten wir es für ein Nest gehalten, aber das konnte nicht sein, denn es bestand – jedenfalls von unten – nur aus Kiefernzweigen und war dazu am Ende eines nicht zu starken Astes.
Kein Vogel baut so prekär, schon gar nicht ein so großer! Zwar sind Vögel im Verhältnis zu gleichgroßen Säugetieren sehr leicht, aber wenn zum Beispiel ein Habicht hier gebaut hätte und dann das Weibchen und vier Junge darin sitzen – das geht schief! Der Durchmesser war auch sicher mindestens ein Meter.
Eine Internetrecherche erbrachte: Es handelt sich um einen sogenannten „Hexenbesen“. Hexenbesen können sowohl an Laub- als auch Nadelbäumen auftreten. Dabei sind die Blätter bzw. Nadeln kleiner als normal und das ganze Zweigwachstum extrem gestaucht.
Danach mussten wir uns ganz schön beeilen, denn wir wollten noch zum Rosenanger in Frohnau, wo sich ein weiterer Waldkauzkasten befindet. Den haben wir ganz schnell gefunden. Nur leider, leider war in dem auch niemand von Familie Waldkauz zu sehen. Dort Am Rosenanger gab es noch einen weiteren interessanten Kasten. Den konnten wir uns ja nun noch weniger erklären. Aber ich habe –schlau, schlau – inzwischen bei der Bezirksgruppe Reinickendorf des NABU nachgefragt, die diese ganzen Kästen gebaut und aufgehängt hat: Es handelt sich um einen Kasten für Hornissen (Schlitz) und Meisen (Loch). Die ersteren kommen erst, wenn die letzteren schon mit der Brut durch sind.
Hier im Norden Berlins gibt es sehr viele Waldkauzreviere, weil es hier auch so viel Wald gibt. Wenn man aufmerksam durch die Gegend läuft, findet man oft Kästen für die Waldkäuze oder man hat sogar das Glück, einen Vogel in einer natürlichen Höhle zu sehen.
Wir wanderten flotten Schrittes durch Frohnau, vorbei an den Überresten der Berliner Mauer, hier am sogenannten „Entenschnabel“, zu Franziska vom Verein Jordsand, https://www.jordsand.de/ bei der wir im vorigen Jahr schon einmal zu Gast sein durften (Federtag). Dort stärkten wir uns mit Pizza und dabei hatten Franziska und ich dann auch Gelegenheit, einiges über Eulen zu erzählen.
Zuerst wurde geklärt, woran man überhaupt eine Eule erkennt:

Ein Waldkauz im Nistkasten - Foto: Barbara Neuhaus
- Kompakte Gestalt
- Runder Kopf
- Kein sichtbarer Hals
- Gesichtsschleier
- Große Augen blicken nach vorne
- Gebogener Schnabel
In Deutschland gibt es neun verschiedene Arten von Eulen, vom Uhu (Körperhöhe bis über 70cm, Flügelspannweite bis 1,70m) über den Waldkauz (Körperhöhe bis über 40 cm, Flügelspannweiter bis fast 1m) bis zum Sperlingskauz (Körperhöhe bis 19cm, Flügelspannweite bis knapp 40cm). Der ist wirklich nur so groß wie ein Spatz, aber bei den Meisen in seinem Revier als Jäger sehr gefürchtet. Das führt dazu, dass man bei Kartierungsarbeiten (also der Untersuchung, welche Vogelarten in einem bestimmten Gebiet leben) es als Nachweis für die Anwesenheit eines Sperlingskauzes zählt, wenn man seine Stimme vom Gerät ertönen lässt und die Meisen anfangen zu warnen und zu schimpfen! Wenn es sie nicht interessiert, ist auch kein Sperlingskauz im Gebiet.
Wir lernten, das Eulenaugen mitsamt dem innen im Kopf liegenden Teil nicht rund sind, sondern zylinderförmig und nicht beweglich. Durch die Größe der Augen haben die Eulen ein besseres Sehvermögen im Dunkeln (ganz ohne Licht sind sie aber genauso blind wie wir). Um den Nachteil der unbeweglichen Augen auszugleichen, können sie ihre Köpfe viel weiter nach hinten drehen als wir.
Die Ohren der Eulen sind auch interessant. Diese liegen wie bei uns an den Seiten des Kopfes (was bei manchen Eulen wie Ohren aussieht, sind einfach nur Federbüschel, nur für die Schönheit) und bei einigen Arten sind diese Ohren auch auf unterschiedlicher Höhe, so dass Geräusche besser geortet werden können. Das Prinzip ist mit den Schallwellen beim Hören hier das Gleiche wie mit den Lichtstrahlen beim Gucken: Wenn man etwas von mindestens zwei Seiten hören oder sehen kann, kann man gut bestimmen, wo es genau ist. Das hilft beim Jagen!
Der Gesichtsschleier besteht aus Federn und leitet die ankommenden Schallwellen in Richtung der Ohren, ist also ein Verstärker. Eulen haben noch eine weitere Anpassung an ihre nächtliche Lebensweise: Sie fliegen lautlos. Das ist nicht nur gut, um ein Beutetier zu überraschen, sondern vor allem ist das wichtig, damit sie sich mit dem Flügelgeräusch nicht selber bei der Jagd stören. Denn sie fliegen ja im Dunkeln vor allem nach Gehör!
Um diese Lautlosigkeit zu erreichen, sind die Flügel der Eulen sehr weich und am Rand gezähnt, so dass sich die Luft nicht daran bricht, sondern in kleinen Kreisen vorbei gewirbelt wird.
Wir konnten verschiedene Federn anfassen und vergleichen und dann war auch schon wieder Ende und der erste Eulentag des neuen Jahres war vorbei.
Zum Glück gab es ja dann noch einen!
Text: Christine Kuhnert