Rieselfelder und Lerchengesang
Ausflug der Kindergruppe Spandau
Nachdem wir uns über einen Baumläufer und mehrere Kleiber gefreut hatten, wanderten wir los und konnten gleich einen Mäusebussard bei der Jagd beobachten. Der Mäusebussard dort gehört zur sogenannten dunklen Morphe (Ausprägung der Art): Er war überall dunkelbraun und hatte ein deutliches helles Brustband. Die Bestimmung macht das manchmal schwierig, aber eines haben alle: Ein Brustband.
Rieselfelder sind in vielerlei Hinsicht interessante Orte. Wir begannen mit der Frage, wo in früheren Zeiten die Abwässer der vielen, vielen Menschen der Großstadt hingingen. Um genau zu sein: Das, was bei Mensch und Tier nach der Nahrungsaufnahme ja irgendwann am Ende wieder herauskommen muss ...
Begonnen hat das alles in weit vergangenen Zeiten damit, dass die Menschen allen Abfall einfach auf die Straße oder hinter die Häuser kippten. In größeren Städten wurden dann zwar bereits Abwassersysteme eingerichtet, aber diese führten auch nur in die Rinnsteine oder direkt in die Flüsse. Das führte – ganz abgesehen vom Gestank – zum häufigen Ausbruch von Epidemien wie Typhus und Cholera. Dann hatten schlaue Menschen schlaue Ideen und es wurde ein Abwassersystem entworfen. In aller Kürze: Die Abwässer wurden auf große Felder geleitet und dort in verschiedenen Stufen durch und über verschiedenes Erdreich geleitet und damit – einigermaßen – gereinigt. Diese Aufgaben wurden später von den Klärwerken übernommen und die Rieselfelder schrittweise stillgelegt. In der Zwischenzeit haben sich auf den ehemaligen Rieselfeldern Biotope mit einer recht großen Artenvielfalt entwickelt. Und vor allem sind es Orte, an denen man einen weiten Ausblick hat.
Wir konnten sehr schnell die besonderen Vögel entdecken, die es in Berlin nur noch an sehr wenigen Orten gibt: Die Feldlerchen. Das besondere an diesen Vögeln ist zum einen, dass sie auf dem Boden brüten, und zum anderen ihr auffälliger Singflug, das heißt die Männchen steigen über dem Nest in den Himmel und singen dabei langandauernd. Das kostet sehr viel Kraft, versucht mal selber im Rennen zu singen! Die Vögel können dies, weil sie zusätzlich zur Lunge noch Luftsäcke haben. Dadurch kann die Luft ununterbrochen strömen, ein Vogel kann dreimal mehr Luft einatmen als ein vergleichbar großes Säugetier. Im Flug konnten wir mehrere sehen und vor allem hören. In Berlin nisten die Feldlerchen besonders auf dem Tempelhofer Feld in großer Zahl. Wichtig ist eine niedrige Vegetation.
Das Wetter war kühl und vor allem ziemlich windig, was das Beobachten von Insekten fast nicht möglich machte. Aber: Eine Erdhummel zumindest war unterwegs! (entdeckt von Nathanael, danke). Die Hummeln, die jetzt bereits unterwegs sind, sind die sogenannten Königinnen. Diese haben den Winter in Erdlöchern, z. B. Mäuselöchern verbracht. Im Vorjahr wurden sie befruchtet und fangen deshalb an den ersten warmen Tagen an auszuschwärmen und einen Niststandort für das neue Volk zu suchen. Bei der Erdhummel kann das wiederum ein Mäuseloch sein. Dort wird das Nest angelegt, die Eier werden gelegt und ein neuer Kreislauf beginnt. Die verschiedenen Hummelarten bevorzugen unterschiedliche Neststandorte, entweder unterirdisch oder auch oberirdisch, zum Beispiel in Steinhaufen.
In der Pause wurde der Wasserkreislauf auf der Erde besprochen und die Reinigung des gebrauchten Wassers angesehen.
Bei der Erwähnung von (Mineral-)Salz kam die Frage auf, warum unter anderem das Salz so wertvoll ist: Damit kann Nahrung lange haltbar gemacht werden, das nennt man pökeln. Wir kennen das vor allem von Fleisch und Fisch, aber auch Gemüse und Kräuter können so haltbar gemacht werden. Das war ja alles sehr wichtig, bevor wir Menschen den Strom und dann den Kühlschrank erfunden haben.
Dann war der Rundgang zu Ende. Wir sahen noch einen Turmfalken und trafen eine Wandergruppe, bewunderten den Gesang einer Kohlmeise (und besprachen das Aussehen dieses Vogels).
Am Beginn und Ende des Weges gab es viele interessant gewachsene Bäume zu sehen, es gab Totholz zu bewundern, unter dem Regenwürmer und Asseln zu sehen waren, und dann gab es noch eine interessante Pflanze: Den mehrjährige Wunderlauch (Allium paradoxum), auch Berliner Bärlauch genannt. Er ist dem Echten Bärlauch (Allium ursinum) sehr ähnlich und kann sich in Gruppen oder flächendeckend stark ausbreiten. Seine Blätter sind eine der ersten essbaren Grünpflanzen, die man im zeitigen Frühjahr sammeln kann. Wunderlauch eignet sich hervorragend für die kalte Küche. Dabei ist die gesamte Pflanze essbar, also sowohl die Blätter als auch Blütenknospen und Zwiebel. Erwärmen sollte man die Pflanze nicht, da ihr Aroma sonst verlorengeht. Man kann ihn wunderbar einfrieren. Geschmacklich ähnelt Wunderlauch Schnittlauch oder Bärlauch, hat aber ein viel milderes Aroma.
Das war ein kühler und wundervoller Tag!