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Überraschender Sonnenschein aber keine Kröten
Frühlingsboten im Steinbergpark



Der Kobel eines Eichhörnchens - Foto: Christine Kuhnert
Das Wetter sollte recht durchwachsen sein und da es schon einige Nächte lang nicht mehr so kalt war, hoffte ich auf die ersten Amphibien, in dem Fall Erdkröten, die dort zu Tausenden zu finden sind, wenn sie aus der Winterstarre erwachen. Wir liefen die Rodelbahn hinauf (Schnee gibt es ja nun bereits seit längerem nicht mehr) und konnten dort Buntspechte belauschen und sehen.
Und natürlich wissen alle, dass Spechte trommeln. Sie haben verschiedene Trommelwirbel und was wir in dieser Jahreszeit hören, ist das Revier- oder Balztrommeln. Am Rhythmus kann man übrigens sogar die Spechtart erkennen! In Berlin haben wir drei Arten, die man auf den ersten Blick verwechseln kann: Bunt-, Mittel- und Kleinspecht. Zum Glück gibt es einige deutliche Unterscheidungsmerkmale und dann trommeln Spechte nicht nur, sondern haben auch Lautäußerungen, die sich voneinander deutlich unterscheiden. Die häufigste Art bei uns ist der Buntspecht. Die Spechte balzen jetzt und wir besprachen kurz, dass „Balzen“ bedeutet, eine Partnerin oder einen Partner des anderen Geschlechts anzulocken, um zusammen Nachwuchs zu zeugen und aufzuziehen. Dies tun alle Tiere in der Jahreszeit, in der die Versorgung der Jungen möglichst gesichert ist.
Überall konnte man den Frühling sehen: Erstes Grün an Sträuchern, Frühblüher wie Schneeglöckchen, Krokus und Blaustern. Gleichzeitig die Überbleibsel des Vorjahres: Eine Ahornfrucht, man kann das Fruchtblatt noch erkennen. Wir hatten sie uns im Herbst auf die Nasenspitze gesetzt. Jetzt wachsen daraus die neuen Bäume.
Wir versuchten an mehreren Stellen ruhig zu sein und auf die Vogelgesänge zu lauschen. Jetzt im Frühjahr sind nur die sogenannten Standvögel hier, die Zugvögel sind noch nicht zurück und die Wintergäste meist schon weg. Will man also Vogelbestimmung und Vogelgesang üben, ist dies die beste Zeit. Wir hörten jede Menge Kohlmeisen. Auch die balzen jetzt. Die Männchen rufen und singen besonders laut und von hohen Warten aus, um Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Außerdem waren die Kleiber in gleicher Angelegenheit unterwegs. Ja, genau, der kann mit dem Kopf nach unten den Baumstamm hinablaufen!
Auf dem Weg zum See bestimmten wir wieder einige Baumarten, wie zum Beispiel die Erle, und fanden ein tiefes Loch an einem toten Baum. Es sieht nach Insekten aus, da das Bauminnere verarbeitet wurde. Aber genau weiß ich es nicht. Vielleicht finden wir die Lösung noch.
Auf jeden Fall sieht man die vielen kleinen Löcher, die alle von Insekten gebohrt wurden. Da gehen dann wiederum die Vögel ran auf der Suche nach Leckerbissen, namentlich den Larven, Raupen und Puppen der verschiedenen Insekten.
Wir fanden die ersten Feuerwanzen, ganz schwerfällig noch. Dabei besprachen wir den Unterschied zwischen gleichwarmen und wechselwarmen Tieren. Während die ersteren (wir zum Beispiel) im Inneren immer ungefähr die gleiche Temperatur haben, haben die letzteren innen eine Temperatur, die von der Außentemperatur abhängt. Der Vorteil beim Gleichwarmen ist, dass wir immer ungefähr gleich wach und beweglich sind, während wechselwarme Tiere sich erst in der Sonne wärmen müssen, bevor sie sich überhaupt bewegen können.
- Wechselwarm sind Fische, Amphibien, Reptilien, Insekten und Wirbellose
- Gleichwarm sind Säugetiere und Vögel
Der Vorteil des Gleichwarmseins liegt auf der Hand: Man ist auch nachts und bei kühlem Wetter beweglich, sprich in der Lage sich zu verteidigen, wegzulaufen oder Beute/Nahrung zu beschaffen. Der Nachteil: Wir müssen ständig Energie zuführen, also vor allem Essen. Und ein starkes Absinken oder Steigen der Temperatur kann zu Problemen führen.
Dann waren wir am See, auf dem sich mehrere Stockentenpaare tummelten. Wir konnten ein Paar an Land beobachten und uns wurde wieder klar, warum die Weibchen so unscheinbar und braun sind. Stockenten bauen ihre Nester am Uferrand und die Weibchen sind dann auf dem Nest kaum zu sehen. Ich jedenfalls habe sie aus den Augen verloren, solange sie sich nicht bewegte. Die Erpel stritten sich ein bisschen.
Wir machten Pause und plötzlich kam die Sonne heraus und es wurde gleich erstaunlich warm!
Erdkröten haben wir trotzdem keine gefunden. Wir besprachen den Kreislauf der Amphibien-Entwicklung anhand eines Modells. Der zweite Kreislauf war die Entwicklung einer Pflanze am Beispiel der Kirsche.
Auf dem Rückweg guckten wir uns ein riesiges Nest oben in einem Nadelbaum an. Welche Tiere bauen solche Gebilde? Da kommen vor allem Vögel in Frage und ein Säugetier, nämlich das Eichhörnchen. Die Kobel der Eichhörnchen sind allerdings in der Regel kugelförmig. Bleiben Greifvögel (Störche, Reiher und Kormorane können wir im Wald ausschließen). Bleiben bei der Größe als Baumeister der Mäusebussard und der Habicht. Solange wir den Vogel nicht am Horst sehen, können wir nicht sicher sein. Diese Horste werden später oft von anderen Arten genutzt, zum Beispiel Waldohreulen oder Rabenvögeln. Wir hatten dann auf dem Rückweg noch das Glück einen Habicht fliegen zu sehen. Als wir euch dann verabschiedet hatten, haben wir allerdings auch noch einen Mäusebussard gesehen. Und ich weiß, dass beide Arten im Park brüten. Bleibt also ungeklärt.
Wir jedenfalls hatten einen schönen und erstaunlich trockenen Tag und freuen uns auf die Entdeckungen beim nächsten Mal.
Christine Kuhnert