Die Gehörnte Mauerbiene
Auffällige Frühlingsbotin
Merkmale
Die Gehörnte Mauerbiene gehört mit ihrem tiefschwarzen, dicht bepelzten Körper und der leuchtend rostroten Hinterleibsspitze zu einer der auffälligsten Wildbienen des Frühjahrs. Am Kopf der 12 bis 16 mm messenden Weibchen befinden sich, im dichten Pelz versteckt, die beiden charakteristischen und namensgebenden Hörnchen. Die etwas kleineren Männchen haben zusätzlich eine weiße Gesichtsbehaarung. Die Gehörnte Mauerbiene wird aufgrund ihrer Färbung und Größe oft für eine Hummel gehalten.
Verbreitung
Osmia cornuta ist in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Man findet die Art allerdings selten in Höhenlagen von über 500 Metern und hierzulande deutlich häufiger in Süd- und Mitteldeutschland als in Norddeutschland. Durch den Handel mit dieser Wildbienenart ist Osmia cornuta stark in der Ausbreitung begriffen. Da die Bienen ohne Gesundheitszeugnis verschickt werden und in Konkurrenz zu selteneren Wildbienenarten um Nistplätze und Blüten stehen, rät der NABU Hymenopterendienst klar vom Kauf dieser Wildbienen ab.
Lebensraum
Die Gehörnte Mauerbiene bevorzugt milde Regionen mit einem großen Blütenangebot. So ist die Art aufgrund des meist reichen Angebots an frühblühenden Pflanzen ausgesprochen häufig im Siedlungsbereich anzutreffen.
Während Osmia cornuta außerhalb von Siedlungen in der Regel an sonnenexponierten, vegetationslosen Löß- und Lehmwänden und Steilwänden von Flussufern nistet, hat sie ihr Nistverhalten in Siedlungen an die dortigen Gegebenheiten angepasst. Hier besiedelt sie bevorzugt in der Nähe von Parks und Gärten bereits vorhandene langgestreckte Hohlräume unterschiedlichster Art, beispielsweise Mauerspalten, Fugen, Ritzen und (Bohr-)Löcher von Gebäuden aber auch Pflanzenstängel und vorhandene Gänge in Totholz. Diese frühfliegende Wildbienenart nimmt sehr gerne Nisthilfen aus Schilf oder gebohrte Gänge im Holz (8-10 mm) an.
Vorkommen und Lebensweise
Die Gehörnte Mauerbiene lebt wie alle Mauerbienenarten solitär, bildet also keine Staaten. Sie ist in der Regel zwischen Anfang und Mitte März mit Eintreten der ersten warmen Tage im Frühling zu beobachten. Eine Generation überdauert für gewöhnlich bis in den Juni hinein. Wie bei den meisten Wildbienenarten verlassen die Männchen ihr Winterquartier einige Zeit vor den weiblichen Artgenossen, bei Osmia cornuta sind es ca. 2 Wochen. Erst nach der Paarung beginnt jedes Weibchen mit dem Nestbau. Wie die Zweihörnige Mauerbiene (Osmia bicornis) legt auch Osmia cornuta sogenannte Liniennester an. Diese bestehen aus bis zu 12 hintereinander angeordneten Brutzellen, in die das Weibchen jeweils ein Ei auf zuvor eingetragenen Pollenvorrat für die Larven legt. Hinter der letzten Brutzelle, kurz vor dem Nestausgang, legt sie eine weitere leerstehende Zelle sowie einen dicken Verschlusspfropfen an. Als Baumaterial dient hierbei ein Gemisch aus körpereigenen Drüsensekreten und feuchtem Sand oder Lehm.
So kann es im Siedlungsbereich in Trockenzeiten durchaus zu größeren Ansammlungen der Gehörnten Mauerbiene an gut gewässerten Anpflanzungen oder an frischem Erdaushub kommen. Die Bienen durchsieben den Boden regelrecht mit Minengängen und häufen dabei große Mengen an feuchtem Baumaterial für ihre Nester an.
Nachdem die Larven aus den Eiern geschlüpft sind und sich vom bereitgestellten Nahrungsvorrat ausreichend ernährt haben, spinnen sie sich nach einigen Wochen in einen Kokon. Das Puppenstadium endet in der Regel im September. Die nun voll entwickelten Bienen verbleiben als Imago allerdings noch bis zum nächsten Frühjahr im Nest und fressen sich sobald es die Temperaturen zulassen durch den Pfropfen nach außen. Die Männchen entwickeln sich daher immer in den vorderen Zellen.
Das steht auf dem Speiseplan
Die Gehörnte Mauerbiene ist nicht auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, sondern sammelt sowohl den Pollen zur Versorgung der Brut als auch den Nektar zur Eigenversorgung an vielen verschiedenen Blüten. Als Pollenquellen konnten bisher Vertreter von 14 Pflanzenfamilien dokumentiert werden. Häufig ist Osmia cornuta an Vertretern der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), Korbblütler (Asteraceae) und Kreuzblütler (Cruciferae) zu beobachten. Dies gilt auch für Blüten von Weiden (Salix), Ahorn (Acer), Kirsche (Prunus avium), Pflaume (Prunus domestica), Apfel (Malus) und Birne (Pyrus) sowie dem Sibirischen Blaustern (Scilla siberica) und Lerchensporn (Corydalis).
Wie alle Mauerbienenarten ist auch die Gehörnte Mauerbiene ein sogenannter Bauchsammler und sammelt den Pollen auf der Unterseite ihres dicht behaarten Bauches.
Gefährdung & Schutzstatus
Die Gehörnte Mauerbiene ist wie alle heimischen Wildbienenarten in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt. Es ist verboten ihre Nester zu beschädigen oder zu zerstören sowie einzelne Individuen zu töten, zu verletzen oder zu fangen.
Osmia cornuta gilt insbesondere im Siedlungsbereich als recht anpassungsfähige Art, die hinsichtlich Nahrung und Niststätten relativ geringe Ansprüche stellt. Ihr Bestand wird in Deutschland daher als noch nicht gefährdet eingestuft und kann durch ein reiches Angebot an entsprechenden Frühblühern verhältnismäßig einfach gefördert werden. Auch durch Nisthilfen kann die Art unterstützt werden. Da die Art allerdings sehr ungern schon verwendete Nistgänge besiedelt, nimmt sie diese nur an, wenn sie regelmäßig mit neuen Bambusröhren oder Nistklötzen (Gangdurchmesser ca. 7–9 mm bei 8–10 cm Tiefe) bestückt werden.
Parasiten
Die Art wird gelegentlich von der Taufliege (Cacoxenus indagator) parasitiert. Diese kleine Fruchtfliege parasitiert ausschließlich oberirdisch nistende Bienen, insbesondere die Zweihörnige Mauerbiene, gelegentlich aber auch die Gehörnte Mauerbiene, wenn diese zeitgleich nistet. Diese Wildbienenart wird von keiner Kuckucksbiene als Wirt genommen.
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