Die Frühlings-Seidenbiene - Wildbiene des Jahres 2023
Architektin mit Vorliebe für Weidenblüten
Die Frühlings-Seidenbiene ist eine solitär lebende Wildbienenart, die auf den ersten Blick der Honigbiene ähnelt. Unter den heimischen Seidenbienen ist sie die größte vorkommende Art. Ihr Name ist auf die seidenartige Auskleidung ihrer Brutzellen, eine Art natürliches Polyester zurückzuführen. Es schützt die Brutzellen vor Wasser und Keimen.
Vorkommen und Aussehen
Während die Weibchen eine Körpergröße von 13 - 15mm erreichen, werden die Männchen nur 10 - 13mm groß. Gut zu erkennen ist die Frühlings-Seidenbiene an ihrem rotbraunen, pelzigen Rumpf und an den Querbinden, die sich farblich deutlich weniger abheben als bei anderen Seidenbienenarten.
Zu beobachten sind die Frühlings-Seidenbienen in Europa bis nach Finnland, ebenso in ganz Deutschland. Sie besiedeln bevorzugt Sandgebiete mit wenig Vegetation, zum Beispiel Sanddünen, Böschungen oder Kies- und Sandgruben. In Berlin entdeckt man sie häufig zwischen Pflastersteinen, aber auch auf Liegewiesen im Freibad sind die Tiere zu beobachten.
Verhalten und Nestbau
Die Weibchen der Frühlings-Seidenbiene fliegen von ca. März bis Mai, die Männchen nur bis April.
Die Männchen erscheinen meist einige Tage vor den Weibchen an der Oberfläche. Gut zu erkennen sind ihre Suchflüge, die ausdauernd wenige Zentimeter über dem Boden die Fläche der Nestansammlung umkreisen. Wenn sie ein schlüpfendes Weibchen gefunden haben, kommt es meistens direkt zur Paarung.
Die Weibchen beginnen daraufhin neue Nester in ebene, aber auch leicht geneigte Sandböden zu bauen. Die einzelnen Nester sind alle ähnlich aufgebaut: vom jeweiligen Hauptgang zweigen 3-6 Nebengänge ab, in denen dann die Brutzellen angelegt werden.
Bevor jedoch die Weibchen ihre Eier ablegen, statten sie die Brutzellen mit Nektar- und Pollenvorräten aus, von denen sich die Larven ernähren können. Jedes Weibchen kann mehrere Nesthöhlen anlegen. Die Flugzeit der Art erstreckt sich über ca. 6 Wochen.Die Larven ernähren sich nach dem Schlüpfen von den Vorräten und verpuppen sich bereits nach wenigen Tagen. Die ersten Bienen schlüpfen daraufhin bereits im August, bleiben allerdings bis März in ihren Brutzellen im Boden.
Die Frühlings-Seidenbiene ist spezialisiert auf Weidengewächse und fliegt deshalb vor allem zur Zeit der Weidenblüte. Beim Besuchen der Blüten wird der Pollen in die Haarbürsten ihrer Beine gekämmt, dort gesammelt und zurück zum Nest transportiert.
Nestansammlungen
Obwohl die Tiere solitär leben, legen sie ihre Nester öfters in größeren Gruppen, in sogenannten Nestansammlungen an. Dazu kommt es, wenn am Nistplatz ideale Bedingungen herrschen. Hierzu gehört besonders die geringe Entfernung zu passenden Nahrungsquellen, um den Bruterfolg zu ermöglichen, aber auch eine hohe Sonneneinstrahlung wird von den Wildbienen bevorzugt.
Gefährdung und Schutzstatus
Die Frühlings-Seidenbiene zählt deutschlandweit zwar zu den nicht gefährdeten Arten, ist aber durch den zunehmenden Verlust und die Zerstörung von geeigneten Nistplätzen und der Verminderung des Nahrungsangebotes immer mehr gefährdet. Auf der Roten Liste von Sachsen zählt sie bereits zu den gefährdeten Arten.
Die Frühlings-Seidenbiene wird zusätzlich zum Bundesnaturschutzgesetz, welches es verbietet, wild lebende Tiere ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten, ebenfalls durch die Bundesnaturschutzverordnung besonders geschützt.
Parasitiert wird die Frühlings-Seidenbiene von der Großen Blutbiene (Sphecodes albilabris). Dies bedeutet, dass die Weibchen der Blutbiene ihre Eier mit in die Brutzellen der Frühlings-Seidenbiene ablegen. Da sich die Nachkommen der Blutbiene schneller entwickeln, fressen diese den Nachwuchs der Frühlings-Seidenbiene, meist noch bevor dieser geschlüpft ist und ernähren sich von den Nektar- und Pollenvorräten.
Wie können Sie helfen?
Die Nachkommen von Wildbienen verbringen oft bis zu 10 Monate in ihren unterirdischen Nestern, bis sie dann oberirdisch zu sehen sind. Unter der Oberfläche sind die Tiere ungeschützt und können leicht übersehen werden. Dies ist besonders problematisch, wenn es zu Bauarbeiten und Versiegelungen der jeweiligen Standorte kommt.
Um überhaupt von existierenden Wildbienenkolonien zu erfahren und diese dann zu schützen, möchten wir Sie im Frühjahr aufrufen, uns in Parks oder im Straßenland vorkommende Nestansammlungen mit Fotos und GPS-Daten zu übermitteln.
Wenn Sie die Daten zeitnah an kontakt@hymenopterendienst.de melden, ist es uns möglich die Arten zu bestimmen und vor Eingriffen schützen.
Wenn Sie einen Garten oder Balkon haben, können Sie zusätzlich darauf achten, der Frühlings-Seidenbiene Weidenblüten bereitzustellen und auf jegliche Art von Pestiziden zu verzichten.