Weniger Beton – Mehr städtisches Grün
Unser Strauch-Protest am Berliner Schloß erregte viel Aufmerksamkeit
Berlin, 15. September 2022 - Die Fläche hinter dem Humboldt-Forum – erst kürzlich fertig gestellt und vollständig versiegelt – ist ein besonders haarsträubendes Beispiel einer Stadtplanung, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Deshalb haben wir die Pflasterwüste hinter dem Humboldt-Forum im Rahmen unserer Kampagne „Natürlich Strauch!“ mit 250 Sträuchern in Pflanzgefäßen vorrübergehend begrünt.
Der Schloßplatz steht symbolisch für die vielen versiegelten, aber nicht sinnvoll genutzten Flächen in der Hauptstadt, die aus Sicht des NABU Berlin entweder entsiegelt und begrünt (etwa am Schloßplatz) oder für den Wohnungsbau herangezogen (etwa die vielen Supermarkt-Parkplätze) werden sollten. Der NABU Berlin hat erst kürzlich ermittelt, dass in Berlin mindestens 985 Hektar bereits versiegelte Flächen bebaut werden könnten, ohne der Artenvielfalt oder dem Stadtklima weiteren Schaden zuzufügen.
Vor allem Mitarbeiter*innen des Forums begrüßten unsere Spontanbegrünung, müssen sie doch täglich den Blick aus dem Bürofenster auf die graue Ödnis hinnehmen. Viele haben sich gewünscht, dass wir die Sträucher vor Ort direkt einpflanzen. Auch viele Passant*innen und Anwohner*innen befürworteten unser Anliegen. Gespräche, auch kritische Diskurse und Presseerwähnungen lassen uns ein durchweg positives Feedback aus unserer Strauch-Aktion ziehen.
Warum wir Sträucher auch im Stadtzentrum brauchen
Alle reden vom Klimawandel, und trotzdem werden in Berlin noch immer Stadtquartiere ohne ausreichende Begrünung gebaut.
Versiegelung hat in Berlin Konjunktur – und das obwohl sich die Landesregierung für eine Netto-Null-Flächenversiegelung bis 2030 ausgesprochen hat. Im Vergleich zu 1992 ist die Fläche von Siedlungen und Verkehr von ca. 600 auf rund 630 km² angewachsen. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen nehmen mittlerweile zwei Drittel der Stadt ein, davon sind wiederum mehr als die Hälfte versiegelt. Dabei ist doch bekannt, wie wichtig Grünflächen für die Artenvielfalt, aber auch für ein erträgliches Stadtklima und als Versickerungsflächen für Starkregenfälle sind.
Mit unserer aktuellen Kampagne „Natürlich Strauch!“ möchten wir Berliner*innen für die ökologische Bedeutung von Sträuchern sensibilisieren und in der Hauptstadt 1.000 einheimische Wildsträucher pflanzen. Seit Ende März wurden bereits mehr als 600 Sträucher gesetzt, viele weitere werden in der bevorstehenden Herbstpflanzzeit folgen.
Sträucher werden unterschätzt, durch falsche Pflege verstümmelt oder bei der Anlage von Grünflächen gleich ganz vergessen werden. Dabei sind sie für die Artenvielfalt in der Stadt genauso wichtig wie Bäume. Am Schloßplatz wäre reichlich Raum für üppige Strauchpflanzungen, die Spatzen und Nachtigallen einen Lebensraum bieten würden.
Berlin muss die Versiegelung stoppen Die Zeit zu handeln. Mehr dazu hier.
Video zur Protestaktion am 15. September 2022
20.000 neue Wohnungen pro Jahr sollen in Berlin entstehen. Das darf nicht auf Kosten der Frei- und Grünflächen gehen, denn wir brauchen diese Flächen im Kampf gegen den Klimawandel. Wir zeigen, wo unentdeckte ökologische Baupotenziale liegen. Mehr →