Der Bienenwolf
Schwarz-gelber Honigbienenjäger
Zur Brutversorgung jagt Philanthus triangulum fast ausschließlich die Honigbiene (Apis mellifera), betäubt diese und verfüttert sie noch lebend an ihre Nachkommen. Seine Brut schützt er mithilfe eines körpereigenen Sekrets, das antibiotische Wirkung entfaltet.
Merkmale
Der solitär lebende Bienenwolf zählt zu den Grabwespen, der mit ungefähr 250 Arten in Deutschland am häufigsten vertretenen Familie der Wespen. Die Weibchen sind mit einer Körperlange von 13 bis 17 mm deutlich größer als ihre nur bis zu 10 mm messenden männlichen Artgenossen. Die schlanke, schwarz-gelb gefärbte Wespe ist gut an ihrer dreizackigen weißgelben Gesichtszeichnung zu erkennen. Im Flug streckt der Bienenwolf seine kurzen, dicken Antennen typischerweise nach vorne aus.
Verbreitung
Der Bienenwolf ist in weiten Teilen Europas, Nordafrikas und im Nordwesten Asiens beheimatet. Unterarten sind zudem auch auf den Kanarischen Inseln, im Mittleren Osten und in Afrika südlich der Sahara bis nach Südafrika vorzufinden. Die Art ist in den meisten Regionen in der Regel eher selten.
Lebensraum
Der Bienenwolf ist eine wärmeliebende Art. Typischer Lebensraum sind trockenwarme, offene Sandflächen und Steilhänge sowie trockene Heiden und Rasenflächen. Im Siedlungsbereich findet man ihn auch an Pflasterfugen und Gehwegen.
Vorkommen und Lebensweise
Die Art ist zwischen Ende Mai und September zu beobachten, teilweise gibt es in wärmeren Sommern eine zweite Generation. Zum Nestbau bevorzugen die Weibchen Sandflächen. Sie können dabei stellenweise große Nestkolonien bilden, was oft zur Verwechslung mit erdbewohnenden sozialen Wespen wie der Deutschen (Vespula germanica) oder der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) führt. Die Nester werden vom Weibchen in den Sand gegraben und reichen bis in eine Tiefe von 150 cm. Sie umfassen in der Regel drei bis acht Brutzellen, die im hinteren Teil des Nestganges abzweigen.
Als Proviant für ihren Nachwuchs erbeuten die Weibchen fast ausschließlich Honigbienen (Apis mellifera), die sie beim Blütenbesuch überraschen und mit einem Stich ihres Giftstachels lähmen. Die betäubte Beute wird dann mit den Beinen umklammert und im Flug zum Nest transportiert. In die Brutzellen des Nests werden jeweils bis zu sechs Bienen gebracht, um anschließend ein einzelnes Ei auf die zuletzt eingetragene Biene abzulegen. Die Brutzellen werden hierbei unterschiedlich mit Bienen versorgt, da zukünftige Weibchen zur Entwicklung mehr Nahrung benötigen als die Männchen. Brutzellen mit unbefruchteten Eiern werden deshalb nur mit zwei bis drei Bienen ausgestattet, während die befruchteten Eier mit drei bis sechs Bienen versorgt werden. Bereits nach ungefähr drei Tagen schlüpft aus dem Ei eine Larve, welche sich von den noch lebenden, gelähmten Bienen ernährt, bis sie sich schließlich nach zwei Wochen in einen Kokon spinnt, in welchem sie als Ruhelarve überwintert.
Die Beutetiere werden vom Wespenweibchen durch Ablecken mit einem körpereigenen Sekret des Speichels regelrecht gegen Schimmelbildung imprägniert und so für mehrere Tage vor dem Verderben bewahrt. Zusätzlich wird eine längere Haltbarkeit dadurch gewährleistet, dass die Larven die lebenswichtigen Organe der Honigbienen erst zum Schluss fressen. Die Larven und den späteren Kokon der Ruhelarve schützt das Weibchen vor Pilz- und Bakterienbefall auf ähnliche Weise, indem es die Bruthöhle noch vor der Eiablage mit einem Sekret aus den Drüsen ihrer Antennen einschmiert. Dieses Sekret enthält Bakterien der Gattung Streptomyces, welche antibiotische Substanzen bildet. Im Frühjahr verpuppen sich die Larven und spinnen diese Bakterien dabei mit in ihre Kokonseide ein.
Gegen Ende Mai schlüpfen die Larven. In seltenen Fällen findet die Verpuppung direkt ohne Ruhephase statt, so dass bereits im gleichen Sommer eine zweite Generation Bienenwölfe schlüpft.
Das steht auf dem Speiseplan
Die Imagines des Bienenwolfes ernähren sich wie bei fast allen Wespenarten üblich vorwiegend vom Blütennektar verschiedener Pflanzen. Zusätzlich dienen aber auch die erbeuteten Honigbienen als Nektarlieferant, indem der Mageninhalt des Opfers durch einen Druck auf den Hinterleib entleert und der daraufhin austretende Tropfen vom Bienenwolf aufgeleckt wird.
Da die Mundwerkzeuge der Wespen im Vergleich zu den Bienen kürzer und weniger spezialisiert sind, bevorzugen sie den Nektar leicht erreichbarer, flacher Blüten. Zu den typischen Pflanzen zählen hier einige Doldengewächse (Apiaceae), Zweiblatt (Listera), Faulbaum (Frangula alnus), Braun- und Sumpfwurz (Srophularia nodosa und Epipactis spec), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und Efeu (Hedera helix).
Zur Aufzucht der Larven wird tierisches Eiweiß benötigt. Hier ist der Bienenwolf auf die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) spezialisiert. In sehr seltenen Fällen dienen auch Wildbienen als Beutetiere. Die Honigbienen werden stets direkt beim Blütenbesuch überwältigt und nie am Bienenstock attackiert. Das nach einem Stich in die Vorderhüfte der Honigbiene eintretende, lähmende Gift beginnt bereits nach wenigen Sekunden zu wirken.
Gefährdung & Schutzstatus
Der Bienenwolf gilt in allen deutschen Bundesländern, so auch in Berlin, als nicht gefährdete Art. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch die Lebensräume dieser seltenen Art infolge des menschlichen Eingreifens in die Natur immer geringer werden.
Insbesondere in der Vergangenheit wurde der Bienenwolf aufgrund seiner Vorliebe für Honigbienen als Gefahr für die Imkerei betrachtet und teilweise großflächig mit Insektiziden bekämpft. Heute ist jedoch bekannt, dass es nur bei einem stärkeren Vorkommen des Bienenwolfes in der Nähe von Honigbienenstöcken zu Beeinträchtigungen in der Honigproduktion kommen kann. Aufgrund ihrer Seltenheit gilt die Art als unschädlich.
Wespen sind in Deutschland nicht wie andere Hautflügler-Arten (u.a. Bienen, Hummeln, Hornissen) nach der Bundesartenschutzverordnung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) besonders geschützt. Nach §39 des BNatSchG ist es allerdings allgemein verboten wild lebende Tiere ohne vernünftigen Grund zu verletzen, zu fangen oder zu töten.
Brutparasiten
Bei dieser Wespe parasitiert die Goldwespe (Hedychrum rutilans).
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