Am 22. Mai ist Tag der Artenvielfalt
Seit 30 Jahren kämpfen unsere Ehrenamtlichen für den Erhalt der Artenvielfalt in der Hauptstadt
Vor allem der ehrenamtliche Artenschutz widmet sich im Rahmen von Bezirks- und Fachgruppen einzelnen Tierklassen oder Arten. Dazu gehört die Errichtung von Amphibienschutzzäunen, um wandernde Lurche vor dem Verkehrstod zu schützen und die Fortpflanzung zu ermöglichen oder die gezielte Anbringung von Vogel-Nisthilfen. Durch die kontinuierliche Installation von Turmfalkenkästen an Berliner Gebäuden seit den siebziger Jahren konnte der Verlust der Brutplätze an ehemals maroden Gebäuden ausgeglichen und der Brutbestand nahezu konstant gehalten werden.
Für bodengebunden Organismen ist der Biotopverbund eine wesentliche Schutzstrategie. Die zunehmende Verinselung von Lebensräumen durch unüberwindbare Barrieren, wie Straßen, oder die Unterschreitung von Minimalgrößen der benötigten Lebensräume führt zunehmend zum Verschwinden von Populationen. Eine Vernetzung der Vorkommen ermöglicht Austausch, Zu- und Abwanderung der Arten. Auch können so neu entstandene Lebensräume, wie naturnahe Gartenteiche, von Amphibien besiedelt werden.
Die in kleinen Regionen bewährten Schutzmaßnahmen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten als Netz verschiedener Schutzgebiete in Europa unter der Bezeichnung NATURA 2000 umgesetzt. Zu den NATURA-Gebieten gehören die EU-Vogelschutzgebiete und die auf Grund der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesenen Flächen.
Ehrenamtliche im Berliner Artenschutz
Ohne unsere vielen Ehrenamtlichen, könnten wir unsere Maßnahmen jedoch kaum umsetzen. Die rund 450 Berliner Naturschützer*innen, die in Bezirks- und Fachgruppen des NABU Berlin aktiv sind, sind Hauptakteur*innen im ehrenamtlichen Berliner Artenschutz.
Einige Beispiele:
AG Rummelsburger Bucht: Biber
Schon im 19. Jahrhundert war der Biber (Castor fiber) in weiten Teilen Deutschlands ausgerottet. Ausgehend von der Elbe breitete sich das größte einheimische Nagetier wieder aus. In Berlin gibt es ihn wieder seit Mitte der 1990er Jahre. Doch die zunehmende Uferbebauung und -versiegelung macht ihm zu schaffen. Ein positives Beispiel ist da die Rummelsburger Bucht. Dort wurden nach 1997 brachliegende Industrieflächen mit Wohnungen bebaut und dabei zugleich eine ausgedehnte Uferzone mit Röhrichten und Auwald-Resten erhalten und gestalterisch in eine Uferpromenade eingebunden. Hier kommt der Biber regelmäßig zur Nahrungsaufnahme ans Ufer.
AG Flughafensee: Eisvogel
Schillerndes Juwel heimischer Gewässer: Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist einer unser prächtigsten Vögel. Er lebt an klaren, sauberen Bächen und Stillgewässern und ist auf einen reichen Bestand an Kleinfischen als Nahrung, eine vielfältige Vegetation, die für Sitzwarten sorgt, sowie auf sandige Uferkanten zur Anlage seiner Nisthöhle angewiesen. Das Vogelschutzreservat am Flughafensee Tegel wird seit 1983 von Ehrenamtlichen des NABU Berlin betreut und gepflegt, sodass unser Eisvogel dort neben vielen anderen geschützten Vogelarten Lebensraum findet.
Düne Wedding: Trockenrasenpflanzen
Trockene, nährstoffarme Lebensräume werden in unserer Landschaft immer seltener. Mitten in der Stadt liegt ein Relikt der letzten Eiszeit und ein naturkundlicher Schatz: die Düne Wedding, die einzige innerstädtische Binnendüne Deutschlands. Seit 2011 wird sie von der NABU-Bezirksgruppe Mitte Tiergarten Wedding renaturiert und bietet nun wieder in ihrer Ausprägung als Trockenrasen Lebensraum für viele seltene gewordene Pflanzen wie das Grünblütige Leimkraut (Silene clorantha), den Ährigen Ehrenpreis (Veronica spicata) oder die Graue Skabiose (Scabiosa canescens).
Biesenhorster Sand: Heuschrecken
Als ehemaliges Militärgelände war der Biesenhorster Sand zwischen Karlshorst und Biesdorf lange Zeit unzugänglich. Eine erstaunliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen findet auf den dortigen Trockenrasen-Gesellschaften eine Heimat. Die Freiwilligen der NABU-Bezirksgruppe Lichtenberg sind seit den 1990er Jahren in die Pflege dieses wertvollen Biotops involviert und helfen dabei, dieses Habitat für bodenbrütende Vögel, Trockenrasen-Pflanzen und eine erstaunliche Insekten-Vielfalt zu erhalten. Über 25 Heuschreckenarten kommen auf dem gut 100 Hektar großen Gelände vor, darunter die bedrohte Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus) und die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens).
Vogelwelt Friedhöfe: Grauschnäpper
Friedhöfe sind besonders störungsarme und vielgestaltige Grünflächen in der Stadt Berlin und häufig Heimat einer Vielzahl von Brutvögeln. Die Naturschützer*innen der NABU-Bezirksgruppe Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte Tiergarten Wedding sind seit vielen Jahren auf unterschiedlichen Friedhofsflächen aktiv. In den Nischen alter Grabstätten findet unter anderem der bedrohte Grauschnäpper (Muscicapa striata) Nistmöglichkeiten.
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Artenschutz umfasst den Schutz und die Pflege als schützenswert erachteter, wild lebender Arten durch den Menschen – soweit die einfache Definition. In der Praxis gestaltet sich Artenschutz oftmals schwieriger. Mehr →
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