Vogelbeobachtung mit Suchtfaktor
17. bundesweites „Birdrace“ fand auch in Berlin wieder viele Anhänger*innen
Wie können die Themen Vogelschutz und Artenvielfalt besser in die Öffentlichkeit getragen werden als durch einen deutschlandweiten Wettbewerb? Seit 17 Jahren veranstaltet der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) das sogenannte Birdrace, doch so viele Teilnehmer*innen wie dieses Jahr gab es noch nie: 1.749 Birdracer*innen zählten in 24 Stunden insgesamt 322 Arten. Dabei wurde von den einzelnen Teams Geld gesammelt und der Gesamterlös von 41.000 Euro wurde für einen guten Zweck gespendet.
Die Vogelbeobachtung als Wettbewerb auszutragen liegt für ehrgeizige Ornitholog*innen nah, doch daraus ein sportliches Event zu machen, mag zunächst verwundern. Dabei lassen sich auf diese Weise mit einer Menge Spaß und Medienrummel viele Themen in die Öffentlichkeit tragen, die sonst zu wenig Beachtung finden. Und mal ehrlich: „Birdracer“ klingt doch auch deutlich attraktiver als „Avifaunist“.
Wie funktioniert das „Vogelrennen“?
Beim Birdrace versuchen zwei- bis fünfköpfige Teams innerhalb eines Tages so viele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Vorab werden die Grenzen abgesteckt, in denen beobachtet wird. Gezählt werden dürfen alle frei fliegenden Arten. Sportliche Fairness allein verhindert das Mogeln. Im Mittelpunkt steht neben Kampfgeist und Siegeswille natürlich der Schutz der Natur und ihrer Wildvögel. Bis zu 100 km werden dabei per Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt, wobei letztere Varianten ein gehöriges Maß an sportlicher Fitness erfordern und natürlich der motorisierten Suche vorzuziehen sind.
Die Teams sind dazu aufgerufen, Spenden für ein gemeinnütziges Projekt zu sammeln. Dieses Jahr war es wieder das vogelkundliche Onlineportal Ornitho.de. Unternehmen oder Freund*innen können mithelfen und einen bestimmten Betrag pro Art spenden. Für alle Birdracer der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles! Mit Gleichgesinnten, mit Freund*innen, Bekannten und Kolleg*innen macht es natürlich doppelt so viel Spaß.
Während bundesweit 1.749 Birdracer*innen für den Siegerpokal loszogen, waren immerhin 22 Berliner*innen unter ihnen, die allein auf bemerkenswerte 148 Vogelarten kamen. Im Hinblick auf die Corona-Pandemie und Kontaktbeschränkungen gab es natürlich auch für die Birdracer*innen bestimmte Verhaltensregeln zu beachten. Für den NABU Berlin ging das Team „Zählschwalben“ um Enrico Hübner, sowie Alec und Wolfgang Petri per Auto, Fahrrad und zu Fuß ins Rennen. Vorrangiges Ziel der Berliner war es, neben dem Spaß an der Vogelbeobachtung, den bisherigen Berliner Teamrekord von 114 Arten zu überbieten, was mit 125 Arten bravourös geglückt ist und somit 125 € als Spendensumme für Ornitho.de gesammelt werden konnte. Der Nabu Berlin hat das Berliner Team mit 1 € je beobachteter Art unterstützt.
Zwar hätte das Wetter freundlicher ausfallen können, doch brachten plötzliche Wolkenbrüche auch einige Überraschungen, wie z.B. die Notrast von Trauerseeschwalben an der Moorlinse oder von Zwergmöwen am Müggelsee. Von 0 Uhr bis 22 Uhr waren die Hardcore-Vogelkundler unterwegs: im Spandauer Forst (NSG Teufelsbruch und Nebenmoore), am Tegeler See, am Köppchensee, am Tegeler Fließ, an der Moorlinse, an den Karower Teichen, am Lietzengraben, im Bucher Forst, am Müggelsee, auf der Wartenberger Feldmark, den Falkenberger Rieselfeldern, am Osthafensteg, im Volkspark Friedrichshain, auf dem Georgen Parochial Friedhof und im Tegeler Forst. Neben einigen Allerweltsarten gab es selbst für geübte Ornithologen auch einige Highlights, wie den Wespenbussard, Mittelsäger, eine Waldohreule, eine Waldschnepfe, eine Saatkrähe und einen Wendehals zu beobachten. Die ersten 100 Arten waren schnell gefunden, dann gab es ein Mittagstief, am Tegeler See und am Lietzengraben legten die Vogelsichtungen dann nochmal einen richtig Endspurt ein.
Eine ausführliche Artenliste der „Zählschwalben“ gibt es hier.
Eine Zusammenfassung mit vielen Infos vom DDA finden Sie hier.