20. Berliner Naturschutztag 2019
Biologische Vielfalt unter Druck
Berlin, 23. Februar 2019 - Knapp 300 Teilnehmer*innen besuchten am vergangenen Wochenende den 20. Berliner Naturschutztag des NABU Berlin, darunter Expert*innen aus Politik und Umwelt, wie Umweltsenatorin Regine Günther. Wie steht es um die Artenvielfalt in Berlin und was macht Berlin, um sie zu sichern? Erfolgreiche Projekte aus Berlin und der Blick über den hauptstädtischen Tellerrand zeigten Wege zum Schutz der Artenvielfalt auf. Trotz aller Visionen blieb gewiss: Die Anzahl der gefährdeten Arten in Berlin ist noch immer auf einem erschreckend hohen Niveau. Die Arten zu schützen wird nicht gelingen, wenn nicht auch der Lebensraum von Tieren und Pflanzen gesichert wird.
Bedeutung der Städte für die Artenvielfalt wächst
Die Stadt wächst ungebremst und die Lebensgrundlagen von Fauna und Flora schwinden zunehmend. Unter dem Titel “Biologische Vielfalt unter Druck“ lud der NABU Berlin diesjährig zum 20. Mal zum Berliner Naturschutztag ein. „Die Belastung hat Grenzen“ warnte Rainer Altenkamp, 1. Vorsitzender des NABU Berlin. Zwar fände man mittlerweile oft mehr Artenvielfalt in städtischen Ballungsräumen, als in ländlichen Regionen, doch läge das weniger an der Verbesserung des städtischen Raums, als vielmehr an der Verschlechterung der ländlichen Räume. Fakt ist, dass die Artenvielfalt auch in der Stadt eng mit der verfügbaren Fläche zusammenhängt.
„Viel zu lange hat man die Pflege des Berliner Stadtgrüns vernachlässigt“, räumt Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz nach ihrem Glückwunsch zum 120sten Geburtstag des NABU in ihrem Grußwort ein. Doch sie macht den Gästen im Saal Hoffnung: „Wir sind dabei zu investieren, wir sind dabei, den Hebel umzulegen“, führt Günther weiter aus. Bleibt zu hoffen, dass die geplanten Artenschutzprojekte Eingang in die Praxis finden. Denn dass die Gefährdung der Tier- und Pflanzenarten in Berlin noch immer auf einem erschreckend hohen Niveau liegt, stellte Dr. Christoph Saure, einer der Koordinatoren der neuen Roten Listen Berlins, in seinem Vortrag eindrücklich dar: 40 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten Berlins sind in ihrem Bestand gefährdet, extrem selten oder sogar ausgestorben.
Pläne bündeln
Matthias Herbert vom Bundesamt für Naturschutz betont in seinem Vortrag über Strategien und Wege zur Umsetzung von Naturschutz in der Stadt, dass die „Stadtentwicklung in Einklang mit der Grünentwicklung und biologischen Vielfalt gebracht werden müssen“. Laut Klaus Wichert von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gelte es nun, die hervorragenden Berliner Programme, Strategien und Pläne zum Stadtgrün zu bündeln, zu ergänzen und so die Wertschätzung von Grün zu steigern. Denn an guten Strategien mangele es Berlin nicht, denke man nur an das Landschaftsprogramm, die Strategie Stadtlandschaft etc. Aus allen bisherigen Plänen einen Aktionsplan zu machen, sei die Herausforderung, der sich die „Charta für das Berliner Stadtgrün“ stelle, führt Wichert weiter aus. Die Feststellung, dass eine wirkliche Sicherung von Freiflächen über die „Charta für das Berliner Stadtgrün“ nicht erfolgen werde, trübte die Stimmung des Auditoriums deutlich.
An Geld fehlt es nicht
Best-Practice-Beispiele erfolgreicher Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung von Artenvielfalt kommen aus der naturnahen Gestaltung öffentlicher Flächen in Riedstadt, einer Berliner Moor-Renaturierung und dem Artenschutz an Berliner Gebäuden. Auch der Bestand der Feldlerche, dem Vogel des Jahres 2019, konnte zumindest auf dem Tempelhofer Feld gesichert werden.
Der Naturschutztag hat gezeigt: Berlin hat das Knowhow und auch das Geld, um seine Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Doch noch fehlt es an einer Stadtplanung, die das Grün entsprechend mitdenkt, um Artenvielfalt und Lebensqualität der Berliner*innen zu erhalten. Packen wir es an. Denn wie sagte Frau Günther in ihrem Grußwort: „Nur gemeinsam können wir erfolgreich sein“.