Nachhaltig Basteln
Weihnachtsbastelei ohne Chemie
Wenn es schon nachmittags dunkel wird und die Berliner Dezember-Tristesse das Rausgehen schwer macht, ist es an der Zeit, die Bastelschubladen wieder zu öffnen. Eine Tube Glitzerkleber hier und ein paar lustige Wackelaugen da und der Winterblues ist schon fast wie weggeblasen, und ein super Geschenk für Oma Hilde ist auch schon gemacht. Aber ökologisch ist das nicht. Wir zeigen nachhaltige Alternativen zu Heißklebepistole, Folie und Co.
Schnickschnackläden machen es uns mit Produktwänden aus Plastikdeko, Kunstblumen, Funkelsteinen und Styroporobjekten leicht. Dann noch der Griff zur Heißklebepistole, und Zack – ist alles im Null Komma Nichts fixiert und hält bombenfest. Dass diese Objekte dann allerdings unkompostierbar werden, haben wir dann meist nicht auf dem Schirm.
Kleben ohne Lösungsmittel
Heißklebepistolen sind praktisch, ja. Die Kunststoffstangen werden einfach an der Rückseite der Pistole eingeführt, zum Schmelzen gebracht und der Schmelzkleber kann vorn an der Düse mit Hilfe eines Hebels punktgenau entweichen. Die Stäbe bestehen zumeist aus Ethylen-Vinylacetat (EVA), aber auch aus Polyolefinen (PO) oder Polyamiden (PA). EVA hat zwar den Vorteil, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Klebstoffen, lösemittelfrei ist, trotzdem werden flüchtige organische Verbindungen frei.
Generell sollten wir uns überlegen, ob die Anschaffung dieses reparaturanfälligen Gerätes für unseren Bastelspaß essentiell ist, zumal es wegen der Verbrennungsgefahr besonders für Kinderhände eh nicht geeignet ist. Für Adventskränze und -gestecke eignet sich auch Draht, den Sie endlos wiederverwenden können oder Sie stecken die Zweige einfach in den gebundenen Strohring. So kann am Ende sogar alles zusammen entsorgt werden.
Generell sollte man auf lösemittelhaltigen Kleber verzichten. Für Papier reicht zum Beispiel ein Klebestift, aber auch Flüssigkleber gibt es von einigen Herstellern mittlerweile lösemittelfrei. Um Papier, Holzstäbchen, Stoffe und andere Bastelmaterialien zu kleben, reicht ein Gemisch aus gerade einmal zwei Zutaten: Weizenmehl und Wasser. Zwei Esslöffel Weizenmehl teelöffelweise vermischt mit Wasser klebt wunderbar, wenn es getrocknet ist.
Weiter unten finden Sie ein weiteres Kleber-Rezept.
Basteln mit Umweltpapier
Papiersterne, Schnapper, Einladungskarten, Tiermasken – Papier und Pappe kann vielfältig verwendet werden.
Bastelpapier und -pappe kommt in sämtlichen Farben und Strukturen daher. Achten Sie der Umwelt zuliebe unbedingt auf das Zertifikat "Blauer Engel", das heißt dass sie aus Recyclingpapier hergestellt wurden und nicht aus Frischfasern. Auch Discounter bieten mittlerweile Blauer-Engel-Papiere an.
Viele Objekte lassen sich aber auch aus Haushaltspapier, also Resten von Pappverpackungen, Zeitungen, Klorollen etc. herstellen. Oft wirken diese Kunstwerke am Ende sogar besonders dezent und vor allem am Weihnachtsbaum sehen Engel aus Buchseiten, Papierkugeln aus Zeitungsresten etc. besonders geschmackvoll aus.
Ist das Kunst, oder kann das weg?
Hobby-Bastler*innen gucken meist genau hin, bevor sie Verpackungen oder Reste wegwerfen. Aus Tetrapaks, Klorollen, Eisstielen, Plastikflaschen oder Verpackungsmaterialien aus Versandpaketen lässt sich noch so einiges zaubern.
Das Netz läuft fast über vor kreativen Upcyclingideen. Es lohnt sich, ein kleines Lager anzulegen, damit man direkt losbasteln kann, wenn einem eine Idee kommt. Vor allem Weihnachtsdekoration lässt sich ganz wunderbar aus Zeitungspapier, alten Buchseiten oder Pappresten herstellen. Auch Wollreste, Holzkugeln und Stoffe sind tolle Bastelmaterialien.
Aus Wachsresten können Sie Wachstücher oder Dekosterne basteln und sogar aus Eierkartons und Anspitzresten lässt sich noch was zaubern.
Auf Glitzer, Folie und Plastikobjekte verzichten
Na klar, Wackelaugen, Plastikdiamanten und Glitzerfolie machen was her und bringen Kinderaugen zum Funkeln, aber große Kulleraugen aus Filz oder Papier haben auch einen tollen Effekt. Bestimmt verstehen Ihre Kinder, warum Sie solche Produkte ungern kaufen, wenn Sie es ihnen erklären.
Herkömmlicher "Bastelglitzer" ist besonders schädlich und ist in einer Bandbreite von Plastik bis Mikroplastik in Wasser und Boden überall vertreten. Die meisten Glitzer-Produkte bestehen oder enthalten Plastik. Egal ob als Staub, -Spray, Kosmetikzusatz oder in Wandfarbe – Glitzer oder Glitter besteht aus Aluminium, aus Kunststoffen wie PVC, PET und Polyester sowie aus Kombinationen daraus. Die kleinen Partikelchen werden meist werden aus großen Folien herausgestanzt, die wiederum mit Lacken, Farben und Metallen beschichtet sind.
Und die sind nicht biologisch abbaubar und landet immer wieder im Abwasser, wo sie von vielen Kläranlagen nicht heraus könnengefiltert werden. So gelangen sie in offene Gewässer und mit dem Klärschlamm auch auf die Felder. Sie geraten so in die Nahrungsketten von Fischen, Vögeln und Meeressäugetieren und am Ende vielleicht sogar auf unserem Teller. Aber auch Öko-Glitzer kann aus Aluminium bestehen und schadet Mensch und Umwelt. Deshalb sollten wir, auch wenn's schwer fällt, am Besten ganz drauf verzichten. Vielleicht erfüllt ja an der einen oder anderen Stelle Papierkonfetti die gleiche Funktion und Sie bestaunen im Winter zusammen mit Ihren Kinder lieber den glitzernden Schnee in der Sonne.
Deko-Objekte aus Plastik sind immer problematisch, sind meist um die halbe Welt gereist und enthalten giftige Stoffe wie Weichmacher. Verzichten Sie am besten auf solche Billigware, das schont am Ende auch den Geldbeutel.
Die besten Materialien macht die Natur
Basteln mit Naturmaterialien liegt im Trend und vor allem an Weihnachten machen sich getrocknete Früchte, Zapfen von Kiefer, Erle oder Lärche, Zimtstangen oder Samenstände von wilder Karde, Hortensie und Co. ganz toll auf dem Adventskranz oder anderen dekorativen Objekten.
Auch Orangenschalen, Hagebutten und immergrüne Zweige bringen ein bisschen Natur ins Wohnzimmer.
In der Natur können sich Erwachsene und Kinder am besten inspirieren lassen. Nach dem Urlaub können Sie aus Muscheln, Treibhölzern und Federn tolle Mobiles basteln und bringen Erinnerungen an einen tollen Sommer immer wieder zurück. Aus Zapfen entstehen mit ein bisschen Fantasie fantasievolle Waldfabeltiere und auch Stöcke, leere Schneckenhäuser, Blüten und Blätter lassen sich zu kreativen Objekten verarbeiten.
Selbst Bastelmaterialien herstellen
Kreide, Klebstoff, Knete – wer Kinder hat, kommt um diese Produkte nicht drumherum. Sie können allerdings Schadstoffe enthalten und sind in der Entsorgung oft problematisch. Wussten Sie, dass Sie sie alle selbst herstellen können? Und das ist überhaupt keine Zauberei.
Rote Beete, Kurkuma, Zwiebelschalen, Kakao oder pflanzliche Lebensmittelfarben können am Ende Knete und Co. den richtigen Farbton verpassen. Aber Vorsicht: Kurkuma bekommt man nur sehr schwer aus Kleidung rausgewaschen.
Rezept: Bastelkleber
Für die Herstellung von Bastelkleber brauchen Sie:
- 1 Marmeladenglas mit Deckel
- 60 g Speisestärke
- 1 TL Salz
- 1 EL Essig
- 500 ml Wasser
Zubereitung:
- Salz in 300 ml heißem Wasser auflösen.
- Speisestärke nach und nach in 200 ml kaltes Wasser einrühren.
- Stärkemasse unter Rühren zur Salzlösung in den Topf geben und aufkochen, bis es eingedickt ist. Dabei regelmäßig umrühren.
- Einen Esslöffel Essig hinzufügen und nochmal gut umrühren. Die Masse ins Glas füllen und abkühlen lassen. Im Kühlschrank aufbewahren.
Rezept: Straßenmalkreide
Für die Herstellung von Straßenmalkreide, benötigen Sie:
- Modellbaugips
- pflanzliche Lebensmittelfarbe oder färbende Lebensmittel (z. B. Kurkuma, Kakao, Rote Beete)
- Wasser
- Papprollen (z. B. von Küchenpapier oder Klopapier)
- Paketklebeband
- Joghurtbecher oder Ähnliches
Kreide herstellen:
- Die Papprollen dienen als Gießform und sollten unten mit Paketklebeband zugeklebt werden.
- Mit dem Löffel vermengen Sie 2 Tassen Modellbaugips nach und nach mit 3 Tassen Wasser z.B. im ausgewaschenen Joghurtbecher.
- Wollen Sie mehrere Farben herstellen, teilen Sie die Masse auf und färben Sie diese ein, bis der gewünschte Farbton erreicht ist.
- Füllen Sie anschließend die Masse in die Klopapierrolle. Zwischendurch immer leicht mit der Papprollen auf den Tisch klopfen, um Luftblasen zu vermeiden.
- Zum Trocknen in ein Glas stellen, damit sie nicht umfallen können.
- Etwa zwei Tage trocken, aus der Klopapierrolle lösen und losmalen!
Rezept: Knete
Sie brauchen:
- 500 g Mehl
- 250 g Salz
- 5 EL Zitronensäurepulver
- 7 EL Speiseöl
- 400-500 ml Wasser
- Lebensmittelfarbe oder färbende Lebensmittel
Zubereitung:
- In einer Schüssel werden Mehl, Salz und Zitronensäure vermischt. Das Wasser aufkochen und zusammen mit dem Öl zur Masse hinzufügen und alles zu einem glatten Teig verarbeiten (Knethaken).
- Für verschiedenfarbige Knete den Teig in mehrere Portionen aufteilen und mit Farbe mischen.
- Wenn die Masse nicht mehr heiß ist: Loskneten!
- Knet-Objekte brauchen ein bis zwei Tage zum Trocknen. Anschließend im Backofen backen (je nach Menge und Dicke 1-2 Stunden bei 120 °C). Zwar ist die Knete nicht giftig, wegen des hohen Salzanteils sollte sie trotzdem nicht gegessen werden 😉
- Die fertige Knete in Schraubglas o.ä. am besten im Kühlschrank aufbewahren.